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Zukunftsmärkte

Lohnende Ziele

Wie kann man auf viel versprechenden Auslandsmärkten Fuß fassen? Diese Fragen beantworteten Vertreter von sieben deutschen Auslandshandelskammern (AHK) bei einem IHK-Fachforum.

Die Euro-Zone ächzt unter der Schuldenkrise, einige Länder taumeln in die Rezession. Deutsche Unternehmen, die expandieren wollen, sollten deshalb über Europa hinaus denken, so die Empfehlung der Außenhandelsexperten bei der Veranstaltung „Zukunftsmärkte im Blick“. In Asien ist dies nicht nur China, sondern trotz Rezession und den Nachwirkungen von Tsunami und Nuklearkatastrophe vor allem auch Japan. Marcus Schürmann von der Deutsch-Japanischen IHK in Tokio verwies vor den rund 80 Teilnehmern des Forums darauf, dass Japan auf absehbare Zeit mit Abstand der zweitgrößte Markt Asiens bleiben wird.

Für deutsche Unternehmen sei der Markt zwar schwierig, aber lohnend. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima seien nun alle 54 Atomkraftwerke des Landes abgeschaltet und es werde intensiv über die Zukunft der Energieversorgung diskutiert. Die deutsche Energiewende werde aufmerksam beobachtet, deutsches Know-how in Energie- und Umwelttechnik genieße hohe Wertschätzung. Geschäftschancen eröffnen sich angesichts der schnell alternden Gesellschaft aber auch in der Medizintechnik und im Gesundheitswesen.

Messen als Einsteig nutzen

Medizintechnik ist eines der Technologiefelder, auf dem auch in Vietnam eine starke Nachfrage besteht. Das berichtete Peter Kompalla, der bis vor Kurzem als Asien-Experte bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken tätig war und nun als stellvertretender Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Hanoi arbeitet. Der beste Einstieg in den vietnamesischen Markt ist die Beteiligung an Messen, empfahl Kompalla, der mehrere Gründe nannte, aus denen Vietnam als Zukunftsmarkt für deutsche Unternehmen zu betrachten sei: Eine über Jahre ungebrochene wirtschaftliche Dynamik, die Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation WTO seit 2007 und der damit verbundene freie Marktzugang.

Russland, drittgrößter Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU, steht dagegen erst vor dem Beitritt zur WTO. Dr. Alexander Spaak von der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in Moskau sieht vor allem Chancen für deutsche Automobilzulieferer sowie für Unternehmen aus den Branchen Energietechnik und Logistik. Deutsche Firmen werden nach Spaaks Erfahrung in Russland sehr geschätzt, das Siegel „Made in Germany“ habe dort einen guten Klang. Das gelte gleichermaßen für die russischen Nachbarländer Kasachstan und Ukraine, wie die Vertreter der IHK-Organisation in diesen Ländern, Jörg Hetsch und Alexander Markus, ergänzten. Der Blick über Russland hinaus in die Nachbarstaaten empfehle sich auch, weil Russland, Kasachstan und Weißrussland seit Ende 2010 eine Zollunion bilden und sich damit die Bedingungen für deutsche Exporte und Investitionen verbessert haben.

Südafrika als wichtiger Handelspartner

Größere zusammenhängende Wirtschaftsräume bieten im Allgemeinen mehr Handelschancen, wie auch Anna-Lena Wachter von der Deutschen IHK für das südliche Afrika in Johannesburg deutlich machte. Die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC), der 15 Länder angehören, erleichtere es, von Südafrika aus auch in den Nachbarländern aktiv zu werden. Für Südafrika selbst sei Deutschland nach China der zweitgrößte Lieferant, der bilaterale Handel zeige eine wachsende Tendenz. Gute Geschäftschancen für deutsche Exporteure sieht Wachter vor allem in den Branchen Maschinenbau, Chemie und Telekommunikation sowie Kfz-Industrie, in die umfangreich investiert werde.

Das stärkste Wachstum in der Automobilwirtschaft kommt derzeit aus Schwellenländern wie Südafrika, Vietnam und Ukraine. Das gilt auch für die Türkei, die aber nicht nur deutschen Automobilzulieferern gute Perspektiven bietet, auch in Gesundheitswirtschaft, Bildungswesen und erneuerbare Energie wird stark investiert, wie Frank Kaiser von der Deutsch-Türkischen IHK in Istanbul berichtete. Für Dr. Michael Böhmer von der Prognos AG ist für exportierende Unternehmen die Größe eines Landes ein entscheidender Aspekt für den Markteintritt, weshalb er ebenfalls ein Engagement in der Türkei mit ihren fast 80 Mio. Einwohnern empfiehlt. Böhmer mahnte aber auch: „Es wird in Zukunft nicht leichter werden, auf den Auslandsmärkten zum Erfolg zu kommen. Die gründliche Vorbereitung eines Engagements ist deshalb umso wichtiger.“

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2012, Seite 16

 
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