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Schöller

Erinnerung an Eiskönig Theo Schöller

Am 12. Juni 2012 jährt sich zum 75. Mal die Gründung der Firma Schöller durch den Nürnberger Eispionier Theo Schöller und dessen Bruder Karl. Kurz nach dem Eintrag in das Handelsregister, am 18. Juni 1937 – dem 20. Geburtstag des späteren Eiskönigs – wurde das erste Stieleis aus der Gefrierform gezogen. Der junge Unternehmer, der die Idee für ein Eis am Stil zwei Jahre zuvor aus Berlin mitgebracht hatte, stellte zunächst Eis in Lizenz für das Münchner Unternehmen Jopa her – und zwar in den vier Geschmacksrichtungen Vanille, Schokolade, Erdbeer und Zitrone.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs das Geschäft stetig. Eine wichtige Wegmarke war das Ende des Lizenzvertrages mit Jopa im Jahr 1960 und der Entschluss Schöllers, sein Eis künftig unter eigenem Namen zu verkaufen. Das Programm wurde ausgebaut, Eisklassiker wie Nucki Nuss in der Waffeltüte entstanden, für die bessere saisonale Auslastung wurden Nürnberger Lebkuchen gefertigt und neue Vertriebswege wie der Einzelhandel kamen hinzu. Schöller baute sein Unternehmen mit großem Gespür für wirtschaftliche Trends aus und begründete damit seinen Ruf als erfolgreicher Nachkriegsunternehmer, der in einem Atemzug mit Max Grundig und Gustav Schickedanz genannt wird.

In den 1970er Jahren kamen neue Produktionshallen und Lager hinzu, die Eismarke expandierte nach Wien und Schöller vereinbarte eine umfangreiche Zusammenarbeit mit dem Schweizer Gastronomieunternehmen Mövenpick. In den 80er Jahren wurde ein neues Werk in Uelzen eröffnet, wo in den 90er Jahren auch die Produktion von tiefgekühlten Backwaren wie Brezen oder Kleingebäck für die Gastronomie startete. Einen Einschnitt bedeutete das Jahr 1995, in dem Schöller seine Firma an die Südzucker AG verkaufte; seit 2002 ist sie Bestandteil des Schweizer Nestlé-Konzerns und firmiert als Nestlé Schöller GmbH & Co. KG. Als Theo Schöller im Jahr 2004 hoch geehrt verstarb, wurde er als Pionier der Speiseeisindustrie und großer Unternehmer gewürdigt.

Das Nürnberger Stammwerk wurde 2007 von der Rosen Eiskrem GmbH übernommen, die dort nun Handelsmarken für Nestlé Schöller produziert. Heute sind rund 550 Mitarbeiter in der Nürnberger Zentrale tätig, von wo aus die 430 Beschäftigten im Werk Uelzen sowie 850 Vertriebs- und Außendienstmitarbeiter koordiniert werden. Das Geschäft ist in die drei Sparten Impulseis der Marke Nestlé Schöller, Mövenpick sowie Tiefkühlbackwaren unter dem Label Schöller Direct unterteilt. In Deutschland wird nach Konzernangaben mit 320 eigenen Lastwagen und 35 Umschlagspunkten das dichteste Netz für die Tiefkühldistribution unterhalten. Der Marktanteil von Nestlé Schöller in der Gastronomie wird mit mehr als 50 Prozent beziffert, das Impulsgeschäft in Bädern, Freizeiteinrichtungen oder Tankstellen kommt auf einen Marktanteil von einem Drittel.

Der Name Schöller lebt heute in den Produkten weiter, aber in Form der Theo und Friedl Schöller Förder-Stiftung auch durch vielfältige gesellschaftliche Aktivitäten: Die Schöller-Azubi-Akademie fördert hervorragende Auszubildende, um sie mit speziellen Seminaren etwa in Rhetorik, Selbstmanagement, Moderation und Kommunikation auf spätere Führungsverantwortung vorzubereiten. Theo Schöller hatte schon frühzeitig die Universität Erlangen-Nürnberg unterstützt, wofür er von der Hochschule mit der Ehrendoktorwürde geehrt wurde. Die Stiftung setzt dieses Engagement fort: So wird beispielsweise der Neubau des Dr. Theo-Schöller-Hauses im Klinikum Nürnberg Nord zu einem neuen Zentrum der Altersmedizin mit geriatrischer Klinik. Und das Dr. Theo und Friedl Schöller Forschungszentrum der Universität Erlangen-Nürnberg hat gerade die diesjährigen Fellowships an hoch qualifizierte Wissenschaftler vergeben. Der Hauptpreis mit 50 000 Euro ging an eine US-Professorin, die in einem Forschungsprojekt herausfinden will, ob der Einsatz von neuen Technologien in Beruf und Alltag eher stressfördernd oder stresshemmend wirkt.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2012, Seite 64

 
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