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IHK-Kulturforum

Kreativraum im internationalen Wettbewerb

Auf Einladung von IHK und Zentrifuge e.V. setzten sich Protagonisten der Kreativwirtschaft beim vierten IHK-Kulturforum im Museum der Bayerischen Metallwarenfabrik GmbH Nürnberg (BMF) mit dieser Fragestellung auseinander. Mit dem Kulturforum will die IHK eine kulturpolitische Plattform bieten, um sowohl die Rahmenbedingungen als auch die konkrete Ausgestaltung von Kulturförderung zu beleuchten. Zudem soll es das Zusammenwirken von Wirtschaft und Kultur und somit die Standortattraktivität stärken.

Das BMF Museum sorgte mit anschaulichen Produktbeispielen, die sich einst dank innovativen Designs durchsetzten, für eine besondere Atmosphäre. Als Kooperationspartner konnten diesmal Michael Schels, erster Vorstand der Zentrifuge e.V., und Margit Brendl vom metropol.Z gewonnen werden. Beide Akteure sind „Auf AEG“ – dem früheren AEG-Gelände – angesiedelt und engagieren sich für die Vernetzung von Kulturschaffenden und Kulturinteressierten in der Metropolregion.

Region mit Anziehungskraft

Den Auftakt zu insgesamt zwei Vortragsrunden bildete der Beitrag von IHK-Präsident Dirk von Vopelius: Er sprach über „Heimat für Kreative“, das Leitmotiv der Metropolregion Nürnberg, und betonte, dass die Region mit ihren elf Städten und 22 Landkreisen im Hinblick auf ihre Anziehungskräfte gut aufgestellt sei. Erlebe man doch das nahezu komplette Angebot einer internationalen Mega-City, allerdings ohne deren Nachteile wie hohe Kosten-, Verkehrs- und Umweltbelastungen. Es gelte, weiterhin verstärkt auf Überraschungsqualität zu setzen und sich an Taten messen zu lassen, damit die Metropolregion auch künftig für talentierte Köpfe attraktiv bleibe. Das IHK-Kulturforum leiste dazu einen Beitrag. Roland Zehmeister, Zukunftsstratege bei metropol.Z, erklärte in seinem Statement, kreative Prozesse und innovative Ideen seien der wichtigste Rohstoff in Deutschland. In Zukunft würden Menschen noch häufiger etwas noch nie Gesehenes, noch nie Dagewesenes schaffen, um langfristig einen neuen Markt zu kreieren, für den zunächst noch keine Nachfrage existiere.

Urbane Lebensräume interessieren den international erfolgreichen Nürnberger Fotografen und Fotokünstler Christian Höhn seit vielen Jahren. Seine Leidenschaft für komplexe architektonische Räume wurde 1993 durch einen Auftrag über fotografische Städte-Portraits aus Franken geweckt. Das aktuelle Projekt mit dem Titel Mega-Cities umfasst derzeit etwa 40 Motive internationaler Metropolen von New York bis Peking. Es sind fast hyperreale, beeindruckende Stadtlandschaften von kulissenartiger Schönheit und großer Sogwirkung, mit denen er den von der Globalisierung durchdrungenen Zeitgeist auf den Punkt bringt. Die Nürnberger Galerie LS LandskronSchneidzik vermittelt seine Werke mit Erfolg an Unternehmen und Sammler in der Metropolregion, auch wenn man sich auf den zweiten Blick durchaus fragt, ob man in solch gigantischen Mega-Cities wirklich leben will. Obwohl Christian Höhn gerne und viel reist, verglich er das Zurückkommen, Leben und Arbeiten in der Metropolregion Nürnberg mit einer Oase. Damit Kreative wahrgenommen werden, müsse in ihrer jeweiligen Region ein inspirierender und offener Gedankenaustausch möglich sein. Das sei ebenso von Bedeutung wie Aufträge, Chancen und Kooperationen.

"Sprechende Räume"

Über „Space Talks – kreatives Design von Räumen und Orten“ sprach Prof. Christine Albert, die an der Fakultät Design der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg lehrt. Anhand von Studentenprojekten zeigte sie auf, wie Räume überzeugend „zum Sprechen“ gebracht werden können. Man müsse genau hinsehen, hinhören und fühlen, um Räume in attraktive Kommunikationsfelder zu verwandeln. Raumbildende Objekte könnten beispielsweise als „Stadtmöbel“ in Form eines Schriftzuges neue öffentliche Räume entstehen lassen. Bei Messeständen gehe es um das Kommunizieren von komplexen Markenwelten. „Immer stehen jedoch der Mensch, die Funktion und die Kommunikation im Mittelpunkt.“ Albert appellierte an die Wirtschaft, das kreative Potenzial des Nachwuchses wahrzunehmen. Um im Wettbewerb das Profil zu stärken, müsse man die Schlüsselfrage beantworten: „Wie halten wir die jungen, hochkarätigen Designer und Talente hier?“

Eine Frage, die auch Prof. Ulf Klausenitzer, Ex-Vorstand des Bayreuther Festspielorchesters und Dozent an der Hochschule für Musik in Nürnberg, beschäftigt. „Die Nürnberger haben fantastische Talente, doch die Stadt und ihre Bevölkerung nehmen an deren Entwicklung noch zu wenig teil.“ Hohe Qualität in Kunst und Musik entstehe zunächst immer jenseits von Mainstream und Markt. Auch dürfe man Kulturförderung nicht als Sozialarbeit missverstehen oder instrumentalisieren. Staatliches Geld garantiere die Freiheit für das Experimentelle und eine Vielfalt, die unverzichtbar für die europäische Kultur seien. Er wünsche sich insgesamt ein noch stärkeres Bewusstsein und Engagement für die kulturellen Potenziale der Metropolregion und Europas.

Autor/in: 
Eva Schickler
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2012, Seite 20

 
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