Telefon: +49 911 1335-1335

Brasilien

Südamerikanischer Riese wächst in den Himmel

Das fünftgrößte Land der Welt gehört inzwischen zur Spitzengruppe der Volkswirtschaften und hat sich für die Zukunft hohe Ziele gesetzt. Deutsche Unternehmen können dazu einen großen Beitrag leisten.

Für den weiteren Aufstieg benötigt das lateinamerikanische Land vor allem neue Technologien, darin waren sich die Experten bei der IHK-Veranstaltung „Brasilien – Wirtschaftspartner der Zukunft?“ einig. Begünstigt werden die Importe durch den hohen Kurs der Landeswährung Real. Diese Umstände kommen deutschen Exportunternehmen zugute, die sich vor allem in den Branchen Automobil, Chemie und Maschinenbau gute Chancen ausrechnen können.

Stark nachgefragt werden deutsche Maschinen nach Worten von Martin Langewellpott, dem Repräsentanten des Freistaates Bayern in Brasilien, in den Bereichen Bauindustrie, Lebensmittel- und Getränkeproduktion, Pharmazie und Bergbau. Der brasilianische Investitionsboom macht auch vor der Automobilindustrie nicht Halt, die in den vergangenen Jahren zweistellige Wachstumsraten erzielte. Langewellpott wies darauf hin, dass die hohe Industrieimportsteuer (IPI) im Kfz-Bereich künftig über lokale Wertschöpfung und Innovation reduziert werden kann.

Verstecktes Potential

Absatz- und Investitionschancen bieten sich auch in weniger beachteten Sparten wie Abfallwirtschaft und Gesundheitsmarkt. Weil der Handlungsdruck im Umweltschutz stark ansteigt, kann Bayern laut Langewellpott beispielsweise mit innovativer Müllverbrennungstechnik punkten. Ein entsprechendes Projekt wird derzeit gemeinsam mit dem Bundesstaat São Paulo realisiert, mit dem der Freistaat im vergangenen Jahr ein Umweltabkommen abgeschlossen hat.

São Paulo ist der wirtschaftlich bedeutendste Bundesstaat unter den 26 Bundesstaaten Brasiliens und bietet ausländischen Unternehmen angesichts wachsender Kaufkraft besonders gute Chancen. Als Beispiel nannte Langewellpott die 40 Großkrankenhäuser, die sich derzeit in diesem Bundesstaat im Bau befinden und für die ausländisches Know-how gefragt ist.

Großereignisse nutzen

Die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro bieten deutschen Firmen zusätzliche Marktchancen. Der Bau bzw. Umbau der zwölf Stadien ist in Verzug geraten, was für deutsche Firmen ein Vorteil sein kann, die noch kurzfristig auf das sportliche Bauprogramm aufspringen wollen. Die Stechert Stahlrohrmöbel GmbH mit Sitz in Wilhermsdorf stattet über einen Lizenzpartner ein Fußballstadion im Südosten des Landes mit Klappstühlen aus. Eventuell werden auch noch Experten für Beleuchtungs- oder Sicherheitstechnik, medizinische Versorgung oder Catering benötigt, so Langewellpott. Die deutsche Wirtschaft hat unter Federführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), das Projekt „WinWin 2014/2016” gestartet – eine deutsch-brasilianische Wirtschaftskooperation, die zum Gelingen der beiden Sportgroßereignisse beitragen soll und an der auch die Deutsch-Brasilianische Auslandshandelskammer (AHK) mitwirkt (www.bdi.eu; Rubrik „Globalisierung/Lateinamerika“).

Unterstützung vor Ort

Wer vorsichtig und langfristig einen Markteintritt plant, sollte zunächst mit einen Handelsvertreter (Representação Comercial) zusammenarbeiten, mit dem ein detaillierter schriftlicher Vertrag abgeschlossen werden sollte. Dr. Julia Geide, Rechtsanwältin bei Rödl & Partner, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass „das brasilianische Recht immer protektionistische Gründe findet“. Bei der Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Sociedade Limitada) sollte berücksichtigt werden, dass es drei bis vier Monate dauern kann, bis diese amtlich eingetragen ist. Im Übrigen gebe es in Brasilien immer einen Weg – ein „Jeitinho“, was man als „kleinen Dreh“ übersetzen könnte.

Dies bestätigte auch die Brasilianerin Cristina Ramalho. Die Trainerin für interkulturelle Kommunikation empfahl den Tagungsteilnehmern, viel zu reisen und persönliche Kontakte zu pflegen. Denn Brasilianer achteten sehr darauf, dass ihnen hohe Wertschätzung entgegen gebracht werde. Ein deutscher Unternehmer solle sich auch nicht daran stören, wenn er einmal in seiner Rede unterbrochen werde oder sich die Zeitplanung einmal schnell ändere.

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2012, Seite 12

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick