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Baugenossenschaft Selbsthilfe

Fusion im Jubiläumsjahr

Die alte Leuchtschrift „Selbsthilfe“ über dem Haupteingang zur Nürnberger Baugenossenschaft Selbsthilfe e.G. wird wohl bald abmontiert werden. Denn die Genossenschaft hat im Juli rückwirkend zum Jahresbeginn die Fusion mit der Nürnberger Baugenossenschaft im Oberfinanzbezirk Nürnberg e.G. (OFB) notariell besiegelt.

„Hier gehen zwei vollkommen gesunde Unternehmen zusammen“, begründet der Geschäftsführende Vorstand der Selbsthilfe, Volker Schlögl, den Schritt im 100. Jahr des Bestehens der Genossenschaft. Er erwartet sich „wirtschaftliche Stärke und ein breiter gefächertes Angebot als Grundlage für die Zukunft“.

Die angestammten Räume in der Singerstraße sollen voraussichtlich im November verlassen werden. Für die jeweils acht Mitarbeiter steht der Umzug in das Deutschherrnkarree an, wo sie gemeinsam unter dem Dach der Baugenossenschaft Selbsthilfe arbeiten werden. Zuletzt wies die Selbsthilfe einen Umsatz von 7,2 Mio. Euro aus, die OFB kam auf 3,6 Mio. Euro.

Bei der Genossenschaftsgründung der Selbsthilfe im Jahr 1912 sahen sich 18 Männer der christlichen Arbeiterbewegung dem Ziel verpflichtet, preiswerten und gesunden Wohnraum für Arbeiter, Angestellte und Beamte zu schaffen. Schon in der ersten Wohnanlage in der Hartmutstraße verfügten alle 49 Wohnungen über Bad und WC, was für damalige Verhältnisse ein Luxus war. Für Schlögl ist die Firmenphilosophie auch 100 Jahre nach der Gründung so aktuell wie damals: „Unsere Mieter sind über ihre Genossenschaftsanteile zugleich Eigentümer ihrer Wohnungen.“ Werte wie Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung würden hoch gehalten, da keine fremden Kapitalgeber mit einer maximalen Rendite bedient werden müssen.

Im Zweiten Weltkrieg fiel rund ein Drittel der Wohnungen dem Bombenhagel zum Opfer. Heute hat die Selbsthilfe 1 805 Wohnungen im Bestand, überwiegend im Nürnberger Süden, einen Teil in Schwabach. Das letzte Objekt wurde 1998 in Röthenbach gebaut, erstmals sogar mit einer Photovoltaik-Anlage. Es gibt im Bestand zwar noch ein bebaubares Grundstück, konkrete Pläne für Gebäude aber noch nicht.

Immerhin müssen pro Jahr rund zwei Mio. Euro für die Instandhaltung und Modernisierung des Immobilienbestandes aufgewendet werden, auch weil sich durch den demografischen Wandel die Ansprüche der Mieter wandeln und weil sich der Trend zum Single-Haushalt bemerkbar macht. In Zwei- und drei-Zimmer-Wohnungen, in denen früher drei, vier oder mehr Personen wohnten, lebt heute oft nur noch ein Mieter.

Mit rund 4,50 Euro pro Quadratmeter bietet Schlögl einen „vernünftigen Mietpreis“, gerade in letzter Zeit registriert er eine deutlich stärkere Nachfrage nach günstigem Wohnraum. Trotz robuster Konjunktur kämen immer mehr Leute, die darauf angewiesen seien. Aber auch immer mehr junge Menschen begeistern sich für die genossenschaftliche Idee. Für Schlögl, der 2013 in den Ruhestand geht, ist das im 100. Jubiläumsjahr der Baugenossenschaft Selbsthilfe, das zugleich das Internationale Jahr der Genossenschaften ist, eine Bestätigung seiner Arbeit.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2012, Seite 99

 
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