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Europäische Metropolregion Nürnberg

Mehr Unternehmen an Bord

Die Metropolregion gibt sich eine neue Organisationsstruktur, um ihre Leistungsfähigkeit für zukünftige Herausforderungen zu steigern und eine höhere Strahlkraft zu entwickeln. Die Wirtschaft hat nun mehr Möglichkeiten, aktiv mitzuwirken. Von Dr. Udo Raab

Die Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) hat sich seit ihrer Anerkennung und Konstituierung 2005 zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Die Marke Metropolregion hat sich etabliert, der Anspruch als „Heimat für Kreative“ wurde durch zahlreiche Projekte untermauert. Als Beispiele können hier die Autobahn-Schilder, das Leitbild für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung (WaBe), die Regionalmarketing-Kampagne „Original Regional“, die Erweiterung des VGN-Gebiets oder die „Allianz pro Fachkräfte“ in der Metropolregion Nürnberg gelten. Die Erfolge spiegeln sich in vorderen Plätzen bei Regionen-Rankings wie dem Prognos-Zukunftsatlas, die auch von externer Anerkennung zeugen.

Im Wettbewerb der Metropolregionen ist Stillstand Rückschritt: Deshalb gilt es, Bewährtes zu stärken und weiter zu entwickeln. In Abstimmung mit dem Marketingverein, dem Rat, dem Steuerungskreis und der Geschäftsstelle der Metropolregion hat die IHK Nürnberg für Mittelfranken daher eine Reihe professionell moderierter Workshops mit engagierten Unternehmen aus der Region durchgeführt. Ziel war es, deren Erwartungen an die EMN sowie ihre Bereitschaft zu finanzieller Unterstützung abzufragen.

Die Unternehmen bedauerten, dass es bisher nur stellenweise gelungen sei, die Wirtschaft einzubinden und deren Mitwirkungsmöglichkeiten deutlich zu machen. Außerdem wurden wenig transparente Doppelstrukturen bemängelt und sichtbare Vorteile der EMN für die Wirtschaft eingefordert. Inhaltlich wurde vor allem angemahnt, dass sich die Metropolregion stärker um das Thema Fachkräftesicherung kümmern müsste. Die IHK wurde gebeten, eine Strukturreform in Gang zu bringen, an dessen Ende die Wirtschaft besser in die EMN integriert sein sollte als bisher.

Im Konsens von Marketingverein, Geschäftsstelle der EMN und IHK entstand ein Vorschlag zur Strukturentwicklung der EMN, der in intensiven Diskussionen mit Rat, Steuerungskreis und Vorstand des Marketingvereins zu einem gemeinsam getragenen Organisationsmodell weiterentwickelt wurde. Die Beteiligten einigten sich auf die Eckpunkte, dass ein Förderverein ohne eigenes Personal oder separate Projektarbeit finanzielle Mittel der Wirtschaft sammeln und der Wirtschaft eine Mitsprache auf Augenhöhe mit der Politik sichern solle. Die Umsetzung dieser neuen Governance-Struktur sowie die vorgesehene Zusammenlegung der Geschäftsstellen von Marketingverein und EMN wurde vom Rat der Metropolregion einstimmig beschlossen.

Organisationsmodell der Metropolregion Nürnberg

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Das neue Organisationsmodell wird durch das Bild eines Segelbootes gut veranschaulicht:

  • Wie bisher werden die sieben Fachforen die inhaltliche Basis bilden – den Rumpf des Segelboots. Hier bringen Wissenschaftler, Unternehmer, Touristik- und Marketing-Experten, Kultur- und Sportverantwortliche sowie die Vertreter der Kompetenzinitiativen ihr Know-how und ihre Netzwerke in die Arbeit ein. Geleitet werden die Foren von je einem Geschäftsführer und zwei bis drei fachlichen Sprechern.
  • Die Politik bildete bislang das einzige Segel – die Städte, Kreise und Gemeinden sorgten für die erforderliche Schubkraft in Form von finanziellen Mitteln für Projekte. Die 55 Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister treffen im Rat die Entscheidungen für die Metropolregion. Ferner vertraten der Ratsvorsitzende und seine beiden Stellvertreter (derzeit der Erlanger Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis, der Bamberger Landrat Dr. Günther Denzler und der Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann) die Metropolregion nach außen und bildeten den Vorstand des Steuerungskreises. Ein zweites Segel wird ab 2013 durch die Wirtschaft gesetzt.
  • Der Steuerungskreis, der bisher neben den drei Vorständen aus dem Rat die Sprecher und Geschäftsführer der Foren umfasste, berät Projekte und bereitet die Entscheidungen des Rates vor. Die Geschäftsführung hat die Geschäftsstelle inne. Sie unterstützt und koordiniert darüber hinaus die Konzeption, Organisation und Durchführung der Projekte und Veranstaltungen und übernimmt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Metropolregion.

Was ist neu ab 2013?

  • Am 1. Januar 2013 nimmt der neue Verein „Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg e.V.“ seine Arbeit auf. Die Initiative für den neuen Verein hatten die fünf IHKs und die vier Handwerkskammern in der Metropolregion ergriffen und sich auf ein gemeinsames Modell für einen Förderverein und zur Sicherung von dessen finanzieller Grundausstattung verständigt. Danach sehen sie einen jährlichen Beitrag in Höhe von 50 Cent pro Mitglied mit Sitz in der Metropolregion vor. Mitglieder des Vereins sind neben IHKs und HWKs vor allem Unternehmen, die sich mit der Metropolregion identifizieren und von ihr profitieren wollen.
  • Der Verein verfolgt zwei Aufgaben: Er soll erstens finanzielle Mittel für die Metropolregion generieren und zweitens die Anliegen der Wirtschaft in den Entscheidungsprozess der Metropolregion einbringen. Das heißt zugleich: Der Verein führt keine eigenen Projekte durch und beschäftigt kein eigenes Personal, sondern seine Verwaltung wird von der Geschäftsstelle der Metropolregion mit geleistet. So werden ineffiziente Doppelstrukturen vermieden.
  • Den Vorstand des Vereins bilden je ein Vertreter von IHKs und HWKs sowie vier Unternehmer, die aus den Reihen der Mitglieder von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Dieser sechsköpfige Vorstand bestimmt aus seiner Mitte drei Mitglieder, die sich im Steuerungskreis auf Augenhöhe mit den drei Ratsvorsitzenden im „Strategischen Dialog“ auf die Projekte und die erforderlichen Mittel verständigen müssen. Derzeit sind dies die drei Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst (WB Consult GmbH), der Bayreuther IHK-Präsident Heribert Trunk (BI-LOG Service Group GmbH) sowie Heinz Brenner (Siemens AG, Regionalreferat Erlangen/Nürnberg). Durch diesen „Strategischen Dialog“ kann die Wirtschaft maßgeblich bei allen Entscheidungen und Projekten der Europäischen Metropolregion Nürnberg mitwirken.

Was kann der neue Verein erreichen?

Schon seit 1996 hatte der „Marketingverein Metropolregion Nürnberg“ aus den Beiträgen seiner Mitglieder und aus Sponsoren-Mitteln vorwiegend Marketing-Projekte wie „Raum für starke Köpfe“ oder „Original Regional“ durchgeführt und die Homepage der Metropolregion gepflegt. So hat der Marketingverein das Profil der Metropolregion Nürnberg geschärft und damit wesentlich zu ihrem Erfolg beigetragen. Nun hat die Mitgliederversammlung des Marketingvereins dessen Auflösung beschlossen – und die Übertragung von Finanzen und Lizenzen (Logo, Homepage) auf den neuen Förderverein „Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg“. Dies ist zugleich ein deutliches Zeichen an alle Mitglieder des bisherigen Marketingvereins, sich in den neuen Strukturen weiter für die Metropolregion zu engagieren. Denn durch die engere Verzahnung von Politik und Wirtschaft können die gemeinsamen Ressourcen im nationalen und internationalen Wettbewerb der Standorte noch kreativer und effizienter genutzt werden.

Bedenkt man die zusätzliche finanzielle Selbstverpflichtung der Wirtschaftskammern mit ihren mehr als 280 000 Mitgliedsunternehmen in der Metropolregion und das bisherige Engagement der Wirtschaft im Marketingverein und im direkten Sponsoring von Projekten, so wird auch die finanzielle Basis der EMN deutlich gestärkt.

Darüber hinaus schafft die Neugründung des Vereins die Grundlage für die noch weiter reichende Integration und Identifikation der Wirtschaft mit der Metropolregion: Er fordert Mitverantwortung, indem er Mitsprache gewährleistet und zugleich konkreten Nutzen für die Wirtschaft verspricht. Mit der Perspektive „Bessere Geschäfte – bessere Infrastruktur – höhere Strahlkraft und Attraktivität für Fachkräfte“ durch die EMN können neue Mitglieder aufmerksam gemacht und begeistert werden.

Nun gilt es für die EMN, diese Nutzenversprechen einzulösen – die Voraussetzungen dafür sind besser als je zuvor: Wirtschaft und Politik können gemeinsam über Projekte entscheiden, eine Geschäftsstelle unter einheitlicher Führung kann mit verbesserter Ressourcenausstattung und ohne interne Reibungsverluste die strategischen Vorgaben operativ umsetzen.

Die IHK Nürnberg für Mittelfranken wird auch in Zukunft die Arbeit der EMN kritisch begleiten und aktiv vorantreiben – in der festen Überzeugung, damit einen wichtigen Beitrag für den Erfolg der Unternehmen in der EMN zu leisten.

Und auch Sie können mitgestalten und mithelfen, die Erfolgsgeschichte fortzusetzen – machen Sie Ihr Unternehmen und zugleich die EMN noch sichtbarer und werden Sie Mitglied im neuen Verein „Wirtschaft für die Europäische Metropolregion e.V.“!

Autor/in: Dr. Udo Raab, ist Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik und Unternehmensförderung und Ansprechpartner für Fragen zur Metropolregion (udo.raab@nuernberg.ihk.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2012, Seite 22

 
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