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Siemens

Programm soll Kosten senken

Die Siemens AG verzeichnet im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012 (Stichtag 30. September) ein Umsatzplus von sieben Prozent. Mit 5,2 Mrd. Euro hat der Konzern das zweithöchste operative Ergebnis in seiner Geschichte erzielt, bleibt damit aber deutlich hinter dem Rekord des Vorjahres (7,4 Mrd. Euro) zurück. Der Gewinn nach Steuern ist im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012 um 27 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro eingebrochen. Gegensteuern will das Unternehmen mit dem Programm „Siemens 2014“, das die Kosten um sechs Mrd. Euro senken soll.

Wie Vorstandsvorsitzender Peter Löscher bei der Vorstellung der Konzernbilanz erklärte, habe Siemens bei Auftragseingang und Profitabilität nicht das erreicht, was man sich vorgenommen habe. 2012 ist der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent von 85,2 Mrd. Euro auf 76,9 Mrd. Euro gesunken. Aufgrund des nach wie vor guten Auftragsbestandes und positiver Währungsumrechnungseffekte war beim Umsatz konzernweit ein Wachstum um sieben Prozent von 73,3 Mrd. Euro auf 78,3 Mrd. Euro zu verzeichnen.

Die Entwicklung in den einzelnen Sektoren Industry, Energy, Healthcare sowie Infrastructure & Cities, die im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen aktiv sind, zeigt ein differenziertes Bild. Nur die Medizintechnik konnte ihr Ergebnis im Geschäftsjahr 2012 steigern, in Summe ging das Ergebnis der vier Sektoren von 9,4 Mrd. Euro im Vorjahr auf 7,5 Mrd. Euro zurück.

Der Umsatz im Sektor Energy stieg um zwölf Prozent auf 27,5 Mrd. Euro, während der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückging. Der Sektor erzielte ein Ergebnis von 2,2 Mrd. Euro (Vorjahr 4,2 Mrd. Euro), für diesen drastischen Rückgang waren vor allem Belastungen beim Anschluss von Windparks in der Nordsee verantwortlich. Hinzu kam eine Belastung, weil Forderungen und Kreditrisiken im Zusammenhang mit Altverträgen im Iran neu bewertet werden mussten.

Trotz konjunkturellem Gegenwind ist es dem Sektor Industry im Geschäftsjahr 2012 gelungen, den Umsatz um fünf Prozent auf 20,5 Mrd. Euro anzuheben. Der Auftragseingang war leicht rückläufig und belief sich auf 20 Mrd. Euro. Das Ergebnis des Sektors lag bei 2,5 Mrd. Euro (Vorjahr 2,7 Mrd. Euro). In seinem ersten Geschäftsjahr erzielte der zum 1. Oktober 2011 gebildete Sektor Infrastructure & Cities (WiM berichtete) ein Ergebnis von 1,1 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 17,6 Mrd. Euro. Der Sektor Healthcare hat sich im Geschäftsjahr 2012 sehr dynamisch entwickelt: Der Umsatz lag bei 13,6 Mrd. Euro (plus neun Prozent), das Ergebnis ist um über ein Drittel auf 1,8 Mrd. Euro gestiegen.

Obwohl Siemens im Geschäftsjahr 2012 eines der besten Ergebnisse in seiner Geschichte erzielt hat, zeigte sich die Konzernspitze unzufrieden, weil die eigenen hohen Ansprüche an die Profitabilität nicht erreicht wurden. Zwar konnte der größte europäische Elektronik- und Elektrotechnikkonzern seine Wettbewerber beim Umsatzwachstum übertreffen, aber die Ergebnismargen verfehlten die Vorgaben des Zielsystems „One Siemens“. Jetzt soll das Programm „Siemens 2014“ Abhilfe schaffen: Ziel ist es, die Ergebnismarge der vier Sektoren von 9,5 Prozent im Geschäftsjahr 2012 auf mindestens zwölf Prozent im Jahr 2014 zu erhöhen. Konzernweit soll dieses Programm die Kosten um sechs Mrd. Euro senken. Einsparungen von drei Mrd. Euro will Siemens alleine dadurch realisieren, dass „die Schlüsselprozesse Design, Entwicklung und Fertigung besser integriert“ werden. Jeweils eine Mrd. Euro sollen durch eine „verbesserte globale Auslastung und Präsenz“ sowie durch eine höhere „Effizienz und Qualität der Prozesse“ eingespart werden.

Weiterhin sieht „Siemens 2014“ eine Stärkung der Kerngeschäfte vor, so steht nach der Trennung von der Solarsparte der Verkauf weiterer Unternehmensteile an. Geplant ist, das Wasser-Geschäft neu zu ordnen und sich auf die Automatisierungs- und Antriebstechnik zu fokussieren. Die Aktivitäten zur Aufbereitung und Behandlung von Wasser und Abwasser werden zum Verkauf gestellt. Allerdings sieht der Konzernumbau auch Akquisitionen vor: Siemens will durch die Übernahme des belgischen Software-Anbieters LMS International (Kaufpreis 680 Mio. Euro) das Industriegeschäft ausbauen. Das Unternehmen aus Leuven mit 1 200 Mitarbeitern ist auf Simulations-Software zur Bewertung mechatronischer Systeme spezialisiert.

Ob und in welchem Umfang das Sparprogramm „Siemens 2014“ zu Stellenstreichungen führen wird, blieb bei der Bilanzpressekonferenz noch offen. „Das erste Ziel ist nicht Stellenabbau. Aber es wird sich am Ende auf die Arbeitsplätze auswirken“, erklärte Löscher. Zum Ende des Geschäftsjahrs 2012 zählte die Siemens AG 410 000 Beschäftigte weltweit, davon rund 130 000 in Deutschland. In der Metropolregion ist die Siemens AG mit knapp 36 000 Mitarbeitern an den Standorten Erlangen, Nürnberg, Fürth und Forchheim mit Abstand der größte Arbeitgeber.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2012, Seite 50

 
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