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Familienunternehmen

Die gemeinsame "DNA"

Betriebe in Familienhand gelten zwar als Besonderheit, tatsächlich aber dominiert diese Eigentümerstruktur die Unternehmenslandschaft.

Der Anteil der familienkontrollierten Unternehmen, bei denen maximal drei Personen mindestens 50 Prozent der Unternehmensanteile besitzen, liegt gemessen an der gesamten Firmenzahl in Deutschland bei 92 Prozent. Der Anteil von eigentümergeführten Familienunternehmen, die familienkontrolliert sind und zusätzlich vom Eigentümer geleitet werden, beträgt 90 Prozent. Mit diesen Zahlen unterstreicht die Stiftung Familienunternehmen die volkswirtschaftliche Bedeutung eigentümergeführter Betriebe. „Familienunternehmen waren und sind Wachstums- und Jobmotor“, unterstreicht Stiftungsvorstand Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes.

Volkswirtschaftliche Bedeutung

Die Stiftungsstudie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen“ stellt auch fest, dass Familienunternehmen überproportional in der kleinsten Unternehmensgrößenklasse (unter 10 Beschäftigte) vertreten sind. Dagegen sind bei den Unternehmen mit mindestens 500 Beschäftigten nur etwa ein Viertel der Firmen als Familienunternehmen einzustufen. Zuletzt beschäftigten der Studie zufolge die 500 größten deutschen Familienunternehmen 4,5 Mio.Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Umsatz von fast 900 Mrd. Euro.

Familienunternehmen könnten aber nicht als die bessere Betriebsform per se glorifiziert werden, so Prof. Dr. Arnold Weissman, Chef der internationalen Managementberatung Weissman & Cie. GmbH & Co. KG aus Nürnberg, die ihren Fokus auf Familienunternehmen legt. Allerdings würden erfolgreiche Familienunternehmen gemeinsame Eigenschaften aufweisen, die sie zu etwas Besonderem machen.

Die DNA-Studie aggregiert ein ganzes Bündel von Besonderheiten, die typischerweise bei erfolgreichen Familienunternehmen auffallen. Die entscheidenden Unterschiede für Weissman: Ein Denken in Generationen und eine ausgeprägt hohe Kundenorientierung. So würden Entscheidungen zum Teil gegen die Logik der kurzfristigen Wirtschaftlichkeit, aber zugunsten des generationenübergreifenden Bestandes des Unternehmens getroffen. Die Konvergenz von Eigentum und Führung ermöglicht zudem schnelle Entscheidungsfindungen, ohne dass weitere Gremien einer Beschlussvorlage zustimmen müssen. Diese Eigenschaften identifiziert die Studie gleichermaßen bei kleineren als auch bei großen Familienunternehmen.

Hohe Service-Orientierung

Zufriedene Kunden, die oftmals mit Produkten und Dienstleistungen bedient werden, die den Familiennamen tragen, würden bei Familienunternehmen stark im Mittelpunkt stehen. Hieraus entwickele sich oftmals eine innovative Eigendynamik bei Produkten und Dienstleistungen, die zu einer Positionierung als spezialisiertem Nischenanbieter führt.

Zur weiteren „DNA-Typologie“ des typischen Familienunternehmens gehöre eine stärkere Mitarbeiterbindung, die sich in wirtschaftlichen Krisenzeiten zeige. Entlassungen würden vergleichsweise seltener eingesetzt, weil Beschäftigte quasi zur Unternehmensfamilie gehörten. Bei vielen Unternehmen arbeiten auch Familien bereits in der dritten, vierten und gar fünften Generation – das wiederum stärke Einsatzbereitschaft und Loyalität der Mitarbeiter.

Professionalisierung

Weissman blendet aber auch Schattenseiten nicht aus und verweist auf „Despoten in Familienunternehmen, die nach Gutsherrenart“ führen. Unterm Strich allerdings habe er in den letzten 25 Jahren eine erhebliche Professionalisierung in Familienunternehmen registriert. Dazu hätten auch die Hochschulen beigetragen, die beispielsweise in der Betriebswirtschaftslehre die spezifischen Interessen und Probleme von Familienunternehmen mit in Forschung und Lehre aufgenommen haben.

Mittlerweile sehen laut einer Erhebung von der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) gut vier von fünf Familienunternehmen in der Gesellschafterqualifizierung einen zentralen Erfolgsfaktor. „Viele Familienunternehmen befinden sich noch in einer Experimentierphase“, konstatiert PwC.

Als „problematisch“ erscheint der Beratungsgesellschaft zudem die schwache Einbindung der Familienmitglieder wie Ehe- und Lebenspartner, selbst wenn sie voraussichtlich nicht in den Gesellschafterkreis rücken. So öffne nur knapp ein Fünftel der Familienunternehmen seine Initiativen zur Kompetenzentwicklung explizit für sämtliche Familienmitglieder.

In der „Global Family Business Survey 2012“ stellt PwC fest, dass Familienunternehmen den Fachkräftemangel als ihre wichtigste Herausforderung einschätzen. Im Zweijahresvergleich steigt dieser Wert von gut einem Drittel auf fast die Hälfte der Befragten an, die hier deutlichen Handlungsbedarf sehen. Professor Weissman sieht beim demografischen Wandel sogar eine doppelte Belastung für Familienunternehmen.

Neben der generellen Nachwuchsrekrutierung gehe den Unternehmerfamilien der eigene Nachwuchs aus. „Kinder werden seltener und werden später geboren“, so könnte allein durch den späten Nachwuchs ein Interimsmanager notwendig werden. Die enge Verknüpfung von Unternehmen, Vermögen und Familie gilt als große Stärke von Familienunternehmen. Diese Konstellation sorgt für Weissman aber auch für Rollenkonflikte, insbesondere zwischen der Eltern- und Kindergeneration. „Der schlimmste Feind der Familienunternehmen ist nicht der Wettbewerber, sondern der Familienunfrieden.“

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2013, Seite 14

 
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