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Fachkräftemonitor

Wo sind die Meister?

Unternehmen werden in Zukunft Schwierigkeiten haben, genügend Meister und Fachwirte zu finden. Bei Akademikern wird der Mangel bei weitem nicht so ausgeprägt sein, so eine Erhebung der bayerischen IHKs.

Die neueste Auswertung des IHK-Fachkräftemonitors Bayern zeigt ein dramatisches Bild: Danach werden der bayerischen Wirtschaft bis zum Jahr 2030 rund 650 000 Fachkräfte weniger zur Verfügung stehen als heute. Das entspricht einem Rückgang um 15 Prozent. Die Fachkräftelücke, die sich daraus ergibt, wird vor allem ab 2020 stetig größer, wenn der demografische Wandel in Bayern verstärkt spürbar wird. So fehlen im Jahr 2020 voraussichtlich 175 000 Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt, zehn Jahre später werden es schon 500 000 Fachkräfte sein. Damit bleiben zwölf Prozent aller Stellen unbesetzt. „Eine solche Entwicklung wird die Wirtschaftsleistung der bayerischen Unternehmen massiv bremsen“, sagte Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK).

Branchen unterschiedlich betroffen

Nicht alle Branchen trifft die Entwicklung gleichermaßen, die größten Probleme kommen auf die Dienstleister zu. Allein bei den beratenden und wirtschaftsnahen Dienstleistern wird im Jahr 2030 eine Lücke von rund 75 000 Fachkräften entstanden sein und damit jede vierte Stelle offen bleiben. Auch bei den öffentlichen Dienstleistungen, zu denen die Gesundheits- und Pflegeberufe zählen, wird sich die Schere gewaltig öffnen. Während 2020 in diesem Bereich 52 000 Fachkräfte fehlen, werden es 2030 schon 154 000 sein, also dreimal so viel. Das entspricht 20 Prozent der gesamten Nachfrage.

Kaufmännische Berufe gefragt

Die Auswertung nach den gefragten Berufszweigen und Qualifikationen ergibt ein eindeutiges Bild: Neben einem Engpass von 79 000 Fachkräften bei den Technikern im Jahr 2030 werden die Unternehmen in Bayern langfristig vor allem mit einem extremen Mangel an Kaufleuten zu kämpfen haben. Sie stellen derzeit mit rund 2,4 Mio. Menschen die mit Abstand größte Gruppe der Fachkräfte in Bayern. „Absolut gesehen macht sich deshalb der demografische Wandel in dieser Gruppe besonders bemerkbar. Hinzu kommt die rückläufige Ausbildungsneigung für kaufmännische Berufe“, sagt Driessen. So werden 2030 rund 370 000 Fachkräfte fehlen.

Der Trend zur Akademisierung wird sich zwar fortsetzen, dennoch wird es 2030 gut 21 000 Akademiker zu wenig geben. Während die Hochschulabsolventen in den sogenannten „Mint“-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) heute auf dem Markt schwer zu finden sind, werden langfristig vor allem die Wirtschaftswissenschaftler zur Mangelware und 2030 drohen 27 Prozent unbesetzte Stellen.

Entgegen den landläufigen Annahmen wird der Fachkräftemangel nicht hauptsächlich den Bereich der Akademiker betreffen, sondern die beruflich Qualifizierten. Dazu zählen Arbeitskräfte, die eine duale Ausbildung abgeschlossen oder sich zum Meister oder Fachwirt weitergebildet haben. So entfallen von den 500 000 fehlenden Fachkräften im Jahr 2030 gut 475 000 auf diese Gruppe. Sowohl bei den Technikern als auch bei den Kaufleuten werden vor allem die höher qualifizierten Fachwirte und Betriebswirte sehr schwer auf dem Arbeitsmarkt zu finden sein. Im Jahr 2020 können voraussichtlich knapp 100 000 dieser Stellen nicht besetzt werden, 2030 bleiben schon 213 000 Stellen offen.     

IHK-Fachkräftemonitor Bayern

Vor zwei Jahren haben die bayerischen IHKs gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut Wifor GmbH den IHK-Fachkräftemonitor Bayern entwickelt. Er wird jährlich aktualisiert und ermittelt, wie sich Angebot und Nachfrage entwickeln, welche Berufe und Qualifikationen gefragt sind und welche Regionen vom Fachkräftemangel besonders betroffen sind. Erstmals ist auch eine Prognose bis zum Jahr 2030 möglich.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2013, Seite 20

 
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