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Flughafen Nürnberg

Auf der Suche nach neuem Schub

Der Flughafen Nürnberg bleibt im Sinkflug: Im abgelaufenen Geschäftsjahr musste der Airport erneut einen Rückgang um 9,2 Prozent auf 3,6 Mio. Passagiere verkraften. Das berichtete Geschäftsführer Karl-Heinz Krüger Ende April genau an dem Tag, an dem die strauchelnde Fluglinie Air Berlin ihren letzten Drehkreuzflug von Nürnberg aus gestartet hatte.

Damit endete nach 17 Jahren das Drehkreuz, das Nürnberg in Summe fast 14 Mio. Geschäfts- und vor allem Touristikkunden beschert hatte. „Das ist heute das Ende einer Ära“, sagte Krüger. Denn die zunächst gute Entwicklung bei Air Berlin sei auch der Motor für die bauliche Weiterentwicklung des Airports gewesen. Zudem wird es auch einen personellen Einschnitt am Flughafen geben: Die beiden Geschäftsführer Karl-Heinz Krüger und Harry Marx bekräftigten ihre Bereitschaft, einem personellen Wechsel an der Spitze des Airports im Rahmen der Neuausrichtung „nicht im Wege zu stehen“.

Beim Bilanzpressegespräch berichteten sie von einer weiterhin ernsten Lage und einem ungünstigen Umfeld: Nürnberg schnitt im vergangenen Jahr noch schwächer ab als der deutsche Durchschnitt. Denn bundesweit leidet insbesondere der Touristikverkehr unter Überkapazitäten und scharfem Wettbewerb. Zudem wird fast die Hälfte des deutschen Flugverkehrs über die sogenannten Hubs Frankfurt und München abgewickelt. Es folgen die großen Flughäfen Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart. Die mittleren Flughäfen Hannover, Nürnberg, Bremen und Leipzig teilen sich einen Marktanteil von insgesamt sieben Prozent.

Dennoch gab es Lichtblicke in der Jahresbilanz 2012: Die gesamten Umsatzerlöse sanken – im Vergleich zum Minus bei den Fluggästen und bei der Luftfracht – nur unterproportional um vier Prozent auf 90,8 Mio. Euro. Insgesamt konnte das operative Ergebnis um ein Viertel auf 19,8 Mio. Euro verbessert werden. Nach Zinsen und Abschreibungen weist der Flughafen nun einen Verlust von 2,5 Mio. Euro als Jahresergebnis aus. Damit schloss er um drei Mio. Euro besser ab als geplant. Abgelesen werden kann der Erfolg der aktuellen Sparmaßnahmen auch, wenn man das Jahr 2008 zum Vergleich heranzieht: Damals gab es mit 4,2 Mio. Passagieren einen Rekord bei den Fluggästen, doch der Verlust war auf gleichem Niveau wie derzeit.

Die Geschäftsführung hatte bereits 2011 Konsolidierungsmaßnahmen eingeleitet, sodass auf der Kostenseite gegengesteuert und das operative Minus ausgeglichen worden sei. So wurde die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr um 55 auf 885 reduziert, indem die Fluktuation ausgenutzt und die Zahl der eingesetzten Kräfte von Leiharbeitsfirmen um mehr als ein Viertel reduziert wurde. Zudem tragen die Mitarbeiter die Kostensenkung durch den Sanierungstarifvertrag mit, wonach sie auf bis zu 4,5 Prozent der Vergütung verzichten.

Für das laufende Jahr sieht Krüger den Abwärtstrend noch nicht gebremst: Der weitere Sparkurs von Air Berlin und Lufthansa – den beiden mit Abstand größten Linien, die Nürnberg anfliegen – werde für ein weiteres Absinken der Fluggastzahlen auf 3,1 bis 3,2 Mio. sorgen. Derzeit werde auf allen Ebenen verhandelt, um den Flughafen Nürnberg neu auszurichten. „Denn das Touristik-Drehkreuz wird nicht wiederkommen“, ist sich Krüger sicher. Im Low-Cost-Bereich sind etwa mit der irischen Ryanair und der spanischen Vueling positive Akzente gesetzt. Neue Partner sind die Air France-Tochter CityJet, die griechische Aegean Airlines sowie die Lufthansa-Tochter Germanwings. Zudem wird ein Ferienflieger der TUIfly fest in Nürnberg stationiert, um als teilweisen Ersatz für das weggefallene Drehkreuz Ferienziele anzufliegen. Die türkische Pegasus Airline stockt ihr Angebot auf, wie auch der langjährige Partner Turkish Airlines, der im laufenden Jahr einen Zuwachs von 15 Prozent anpeilt.

Die Geschäftsführer erneuerten ihr Plädoyer für eine „ordentliche Autobahnanbindung“, denn der Flughafen sei für die ganze Metropolregion ein wichtiger Standortfaktor. Diese Einschätzung stützt auch die aktuelle Studie „Bedeutung des Flughafens für die Metropolregion“ der Universität Erlangen-Nürnberg. Demnach genießt der Airport sowohl als Ausgangspunkt für Geschäftsreisen, als auch für den Empfang von Geschäftskunden eine hohe Bedeutung für die Unternehmen der Region. Flugangebote und Einkaufsmöglichkeiten müssten allerdings verbessert werden. Hier spielt das anstehende Entwicklungskonzept eine wichtige Rolle: Derzeit werden unterstützende Ausbaumaßnahmen erarbeitet, etwa zum Airport Business Center, das künftig ein weiteres Hotel und den von der NürnbergMesse geforderten Kongressbereich für 1 000 Teilnehmer beinhalten könnte. Außerdem sei mindestens ein Einkaufsmarkt zur Nahversorgung der rund 3 500 Beschäftigten am Flughafen geboten.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2013, Seite 77

 
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