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BIHK-Spitzengespräch mit der Staatsregierung

Eine Lanze für die duale Ausbildung

Berufliche Bildung, Sicherung des Fachkräftebedarfs sowie Finanz- und Steuerpolitik waren die zentralen Punkte beim Meinungsaustausch zwischen Staatsregierung und bayerischen IHKs am 10. Juni in der Staatskanzlei.

Ministerpräsident Horst Seehofer und BIHK-Präsident Erich Greipl unterstrichen die große Bedeutung der dualen Ausbildung für die deutsche Wirtschaft. Sie sei nicht nur als Standortfaktor, sondern auch arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitisch unverzichtbar. Rund 60 Prozent aller Schulabgänger absolvierten eine Lehre, die duale Berufsausbildung sei damit das wirksamste Instrument gegen den drohenden Fachkräftemangel.

Die Berufsbildung nehme allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung nicht den gleichen Stellenwert ein wie die akademische Bildung, konstatierte Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Dies sei neben der demografischen Entwicklung ein wesentlicher Grund für die rückläufige Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Lötzsch erläuterte zudem die deutschlandweite Ausbildungsplatzbörse, mit der die IHK-Organisation bei potenziellen Azubis und Ausbildungsbetrieben für mehr Transparenz und für eine Optimierung des Abgleichs zwischen Angebot und Nachfrage sorgen wolle.

Kultusminister Ludwig Spaenle ergänzte, die Staatsregierung sei sich mit den IHKs einig, dass kein Talent verloren gehen dürfe und man sich besonders der Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen annehme müsse. Hier gebe es zahlreiche erfolgversprechende Aktivitäten. Konsens bestand beim Spitzengespräch, dass an den Gymnasien ein Nachholbedarf an Wissen über wirtschaftliche Praxis und arbeitsmarktpolitische Erfordernisse bestehe. Hier hätten die sogenannten P-Seminare sowie Betriebspraktika einen Fortschritt gebracht.

Dirk von Vopelius, Präsident der IHK Nürnberg, gab eine Bestandsaufnahme zur Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse. Die deutschen IHKs haben hierfür als bundesweites Kompetenzzentrum die „IHK Fosa“ in Nürnberg geschaffen, die die Unternehmen bei der Fachkräftesicherung unterstützt und einen wichtigen Beitrag zur besseren Integration von ausländischen Mitbürgern in Arbeitsmarkt und Gesellschaft leistet. Dies unterstrich auch Wirtschaftsminister Martin Zeil.

Diskutiert wurde bei dem Spitzengespräch über die Ergebnisse des IHK-„Fachkräftemonitors Bayern“, wonach in Bayern im Jahr 2030 rund 500 000 Fachkräfte fehlen werden (WiM berichtete). Arbeitsministerin Christine Haderthauer erklärte, Innen- und Wirtschaftspolitik müssten besser zusammenarbeiten, um eingewanderte Fachkräfte zügig für die Unternehmen gewinnen zu können. Immerhin habe eine OECD-Studie ergeben, dass Deutschland die geringsten Einwanderungshürden für Hochqualifizierte habe. Deutschland habe zudem die höchste Teilzeitquote. Zwei Drittel der Teilzeit-Beschäftigten, das sind meist Frauen, würden allerdings gerne länger arbeiten.

Als vordringliches Politikfeld nach den Wahlen ist nach Auffassung der IHK-Vertreter die Steuerpolitik anzusehen. Genannt wurden u.a. notwendige Reformen bei der Einkommensteuer (vor allem Reduzierung des sogenannten Mittelstandbauchs), die Verkürzung der Aufbewahrungsfristen und der Bürokratieabbau im Steuerrecht.

Finanzminister Dr. Markus Söder sprach sich gegen Steuererhöhungen aus, zumal die Steuereinnahmen den höchsten Stand in der Geschichte der Bundesrepublik erreicht hätten. Ministerpräsident Seehofer ergänzte, Voraussetzung für eine vernünftige Finanz- und Steuerpolitik sei ein ausgeglichener Haushalt. Bayerns Sparkurs werde sich vor allem dann auszahlen, wenn die Zinsen wieder steigen.

Unbürokratische Hilfe für die von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Unternehmen forderte Walter Keilbart von der IHK Passau. Statt detaillierter Nachweise und umfangreicher Gutachten sollte die Glaubhaftmachung von Schäden in dieser Notsituation ausreichend sein. Wirtschaftsminister Zeil versprach, sich persönlich dafür einzusetzen, dass Hilfsmaßnahmen großzügig geleistet werden. Auch Seehofer sagte zu: „Wir werden das unbürokratisch und schnell regeln, damit die buchstäblich weggespülten Arbeitsplätze auch erhalten bleiben.“

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2013, Seite 48

 
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