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Diehl

Unternehmerfamilie ordnet Anteile neu

Der Nürnberger Familienkonzern Diehl, einst ein klassischer Rüstungskonzern, hat sich längst zu einem internationalen Technologieunternehmen entwickelt.

Der Teilkonzern „Defence“, in dem das Verteidigungsgeschäft gebündelt ist, trägt zum Gesamtumsatz von 2,8 Mrd. Euro nicht einmal mehr ein Fünftel bei. Vorstandsvorsitzender Dr. Thomas Diehl will das aber nicht als Abkehr von der Wehrtechnik verstanden wissen, auch wenn es in diesem Bereich zu einem Umsatzrückgang von 20 Prozent kam: „Das ist eines unserer wichtigsten Kerngebiete.“

Die elektronischen Steuerungen der Sparte „Controls“ finden sich in einer Vielzahl von Produkten, z.B. in Küchenherden, Waschmaschinen, Kühlschränken, Photovoltaikanlagen und Haustechnik. Aus dem Röthenbacher Diehl-Werk, das zum Geschäftsbereich „Metall“ gehört, kommen u.a. Türklinken, Lichtschalter und Fenstergriffe aus neuen antibakteriellen Kupferlegierungen – ein kleiner Markt, der aber u.a. wegen der Diskussion um Krankenhauskeime an Bedeutung gewinnt. Negativ bemerkbar gemacht hat sich beim größten Diehl-Teilkonzern jedoch die schlechte Lage der Automobilindustrie in einigen europäischen Ländern.

Die Sparte „Aerosystems“ beliefert hauptsächlich die Flugzeughersteller Airbus und Boeing. Der Umsatz der Sparte soll in den nächsten Jahren auf rund eine Mrd. Euro anwachsen, wozu die Teilausstattung der Passagierkabinen für den neuen A 350 wesentlich beitragen wird. Auf innovative Messtechnik ist das Geschäftsfeld „Metering“ spezialisiert, das sich zusätzliche geschäftliche Impulse durch neue, hochpräzise Systeme erwartet, mit denen sich beispielsweise der Strom-, Gas- und Wasserverbrauch auch per Funk ablesen lässt.

Der Diehl-Konzern hat im vergangenen Geschäftsjahr 2,8 Mrd. Euro umgesetzt (minus drei Prozent). Mit dem Jahresüberschuss, der von 51 auf 30 Mio. Euro sank, ist Diehl „nicht zufrieden“, er sei aber für die Zukunft „gelassen und optimistisch“. Die Zahl der Mitarbeiter im Familienkonzern, der mit 53 inländischen und 29 ausländischen Tochtergesellschaften rund um den Globus präsent ist, stieg weltweit um knapp 400 auf rund 14 400. Von den 3 100 Beschäftigten in Mittelfranken arbeiten 1 100 in der Nürnberger Zentrale, 1 600 im Metall-Werk Röthenbach und 400 in Ansbach. Bundesweit werden 436 Jugendliche in rund 30 Berufen ausgebildet.

Überraschend hat Dr. Thomas Diehl bekannt gegeben, dass sein Bruder Peter Diehl und er ihre Anteile fast komplett an ihre je drei erwachsenen Kinder übertragen haben. „Mir gehören nur noch 0,3 Prozent.“ Auf diese Weise soll die vierte Generation zunächst besser an die Eigentümerverantwortung herangeführt werden.

„Es fehlt aber noch an Erfahrung“, kommentiert er den Schritt, den er für sich als „brutalsten Umbruch“ bezeichnet. Gleichzeitig sieht er die Entscheidung als wichtige Maßnahme der Vorsorge: „Ich könnte jeden Tag gegen einen Baum fahren. Deshalb muss die Zukunft im Sinne der Firma gesichert sein.“

Offen ist noch, was mit den Anteilen seines kinderlosen Bruders Werner Diehl geschieht. In jedem Fall gelte es, die Unabhängigkeit des 1902 zunächst als Eisengießerei gegründeten Unternehmens auch in Zukunft zu erhalten. „An fremde Kapitalinvestoren denken wir nicht“, so Thomas Diehl.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2013, Seite 96

 
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