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Personal-Marketing

Gekonnt um Mitarbeiter werben

Viele Unternehmen klagen, dass qualifizierte Mitarbeiter nur schwer zu finden sind. Wie kann man bei geeigneten Bewerbern punkten? Von Susanne Neidhardt

Gute Schulabgänger informieren sich frühzeitig, daher beginnt der Wettbewerb um neue Auszubildende schon zwei Jahre vor dem Schulabschluss. In den Mittel- und Realschulen finden Praktikumswochen statt, bei denen Schüler Einblicke in ihren Wunschberuf bekommen. Interessierte Unternehmen sollten daher aktiv auf die Schulen oder Hochschulen vor Ort zugehen und Praktika anbieten.

Neben einem kurzen Firmenportrait sowie einer Liste der Praktikums- und Ausbildungsstellen ist es empfehlenswert, z.B. Informationen zur Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln beizufügen. Vielleicht gibt es schon Auszubildende oder Mitarbeiter, die an der angeschriebenen Schule ihren Abschluss gemacht haben. Weisen sie darauf hin, um Vertrauen zu gewinnen.

Ein weiterer Weg zu neuen Mitarbeitern sind natürlich Berufsmessen und Ausbildungsbörsen. Hier bietet sich die Chance, direkt mit Interessenten, Schülern und ihren Eltern in Dialog zu treten. Sie suchen Personal oder Azubis für einen bestimmten Bereich? Dann nehmen Sie Mitarbeiter oder Auszubildende genau aus diesem Bereich mit auf die Messe. So haben Interessenten die Möglichkeit, am Messestand auf Augenhöhe zu kommunizieren und können mehr über den beruflichen Alltag erfragen.

Außerdem erleichtert es die Kontaktaufnahme, wenn Gleichaltrige oder Mitarbeiter mit ähnlichem beruflichem Hintergrund am Stand vertreten sind. Bewerber stellen dadurch persönliche Fragen, die sie dem Personalleiter vielleicht nicht direkt gestellt hätten, die aber für die Bewerbungsentscheidung maßgeblich sind.

Mitarbeiter als Botschafter

Befragen Sie die eigenen Mitarbeiter im Rahmen einer solchen Messevorbereitung doch einmal, was sie damals zur Bewerbung in Ihrem Unternehmen bewegt hat oder was ihnen an ihrem Job besonders gefällt. Diese Aussagen sind wesentlich authentischer als allgemeine Formulierungen wie „Wir bieten vielfältige Karrieremöglichkeiten.“ Bitten Sie Ihre Mitarbeiter um ihr Einverständnis, die persönlichen Aussagen verwenden zu dürfen, und lassen Sie dann die Zitate in die Info-Materialien einfließen.

Die eigenen Betriebsangehörigen sind also in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Faktor im Personal-Marketing. Lassen Sie erfolgreiche Mitarbeiter Ihres Unternehmens auf der Firmen-Website zu Wort kommen, speziell auf den Karriereseiten oder der Facebook-Seite, mit einem kurzen Statement und Bild oder sogar mit einem Video. Dies ermöglicht dem Bewerber Einblicke in unterschiedliche Arbeitsbereiche und Karrierewege. Videofilme, in denen Mitarbeiter oder interessante Projekte vorgestellt werden, eigenen sich auch für die Veröffentlichung auf YouTube. Ein Medium, das sich vor allem bei jungen Zielgruppen großer Beliebtheit erfreut.

Kommunizieren Sie innerhalb des Unternehmens, welche offenen Stellen Sie besetzen möchten, welche Fachkräfte oder Azubis gesucht werden. Regen Sie Ihre Mitarbeiter dazu an, im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis diese Nachricht weiterzuleiten. Die meisten sind nicht nur persönlich, sondern auch online gut vernetzt. Sie sind Mitglieder in diversen Facebook- oder Xing-Gruppen, in denen sie den Link zu Ihrer Stellenausschreibung posten könnten oder sie twittern regelmäßig. Über die digitalen Medien lässt sich das Stellenangebot auf diese Weise schnell verbreiten. Außerdem schafft es Vertrauen, wenn ein Mitarbeiter und nicht die Personalabteilung für das Unternehmen wirbt.

Generell gilt im Personal-Marketing, wie in allen Bereichen des Marketings: Das Gesamtbild des Unternehmens muss stimmig und positiv sein. Ihr Betrieb ist bereits Sponsor eines Sportvereins? Wunderbar, dann betonen Sie doch auch auf Ihrer Karriereseite, dass Ihnen der sportliche Ausgleich Ihrer Mitarbeiter, d.h. die Balance zwischen Freizeit und Arbeit, wichtig ist.

Gerade Unternehmen in ländlichen Gebieten klagen über Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu gewinnen. Sie sollten die positiven Aspekte ihres Standortes hervorheben, z.B. niedrige Mieten und den problemlosen und staufreien Weg zur Arbeit. Sie engagieren sich für lokale Projekte? Zeigen Sie Präsenz vor Ort, berichten Sie darüber in ihren firmeneigenen Medien und füllen Sie so den Begriff gesellschaftliche Verantwortung („Corporate Social Responsibility“) mit Leben. Eine solche positive Öffentlichkeitsarbeit ist ein wertvoller Beitrag, um das Image als Arbeitgeber zu verbessern.

Story Telling

Potenzielle Mitarbeiter können sich ein gutes Bild von Ihrem Unternehmen machen, wenn Sie Geschichten erzählen (sogenanntes Story Telling), beispielsweise über die ersten Arbeitswochen eines neuen Auszubildenden oder den von Ihnen geförderten Umbau eines Kindergartenspielplatzes. Diese Geschichten können mit einer Bilderfolge auf der Firmen-Website veröffentlicht oder mit regelmäßigen Postings auf der firmeneigenen Facebook-Seite kommentiert werden. Wichtig ist, dass die Geschichten neugierig machen, emotionale Elemente besitzen und für Bewerber interessante Aspekte beinhalten. Mit dieser Methode lassen sich Firmenphilosophie, ein positives Betriebsklima oder Unternehmensziele begreifbar machen.

Kommunikation in beide Richtungen

Das Internet hat dazu geführt, dass auch beim Personal-Marketing die Kommunikation nicht mehr nur einseitig ist. Im Web findet eine ständige Bewertung Ihres Unternehmens statt, die Sie als Arbeitgeber im Blick haben sollten. Auf Bewertungsportalen wie jobvoting.de, kununu.de, meinchef.de, meinpraktikum.de oder bizzwatch.de können Mitarbeiter und Ehemalige ihre Meinung abgeben. Auch in den sozialen Medien findet ein reger Austausch statt. Je größer der Betrieb desto wichtiger ist hier eine Überwachung der Aktivitäten und gegebenenfalls eine angemessene zeitnahe Reaktion.

Generell wird eine unmittelbare Reaktion immer wichtiger – vor allem auf Online-Bewerbungen. Eine sofortige Eingangsbestätigung sowie ein Zwischenbescheid oder eine Absage im angekündigten Zeitraum sollten selbstverständlich sein, wenn nicht gleich eine Einladung zum Vorstellungstermin erfolgt. Es gilt, das entgegengebrachte Vertrauen eines Bewerbers wertzuschätzen. Dies ist ein entscheidender Aspekt, um das Unternehmen erfolgreich als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren.

Autor/in: Susanne Neidhardt,ist Inhaberin von Neidhardt Marketing + Vertrieb in Erlangen (www.neidhardt-marketing.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2013, Seite 42

 
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