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Schaeffler Gruppe

Mission Zukunft

Von der Energiegewinnung bis zu Antriebssystemen: Der Automobilzulieferer und Wälzlagerhersteller erforscht, was die Mobilität der Zukunft antreibt.

Das Jahr 2030: 8,3 Mrd. Menschen leben auf der Erde, 60 Prozent davon in Mega-Citys und Metropolregionen. Mit kleinen, teil- und vollelektrischen New Energy Vehicles bewegen sie sich durch die Städte. Hochgeschwindigkeitszüge verbinden die Ballungsräume mit bis zu 350 km/h. Wie die Mobilität der Zukunft aussehen wird, untersuchte eine Studie, die Peter Gutzmer, Technologievorstand der Schaeffler AG, auf der Bilanzpressekonferenz vorstellte. Mit wachsendem Wohlstand steige der Wunsch nach Mobilität. Ein enormes Bevölkerungswachstum und die bekannten Umweltprobleme erfordern dringend neue Ideen. Schaeffler hat die Entwicklung der „Mobilität von morgen“ zum zentralen Geschäftsfeld ernannt. Der Wälzlagerhersteller arbeitet längst an komplexen Antriebssystemen, die den Verkehr auf der Straße, der Schiene und in der Luft effizienter machen sollen. Entwicklungen von Schaeffler sollen auch die Energiegewinnung aus erneuerbaren Rohstoffen verbessern. In den nächsten zehn bis 15 Jahren stehe die Autoindustrie vor einem Paradigmenwechsel, so Gutzmer. Eine „milde Hybridisierung“ werde den Verbrennungsmotor nach und nach effizienter und umweltschonender machen. Gleichzeitig werde sein Anteil an der weltweiten Produktion bis 2030 auf 56 Prozent schrumpfen und von Hybrid- (35 Prozent) und Elektroantrieben (neun Prozent) verdrängt werden. Zum Beispiel von einem Mikro-Hybridmodul „48 V“, das beim Bremsen Energie zurückgewinnt. Entwickelt werden solche Produkte von der Unternehmenssparte „Automotive“, die im Jahr 2013 ein Wachstum von 8,6 Prozent (währungsbereinigt) vorweisen konnte.

Weil der Bereich „Industrie“, der Wälzlager für Industriegetriebe, Speziallager für Flugzeugtriebwerke oder robuste Lager für die Landtechnik produziert, in den letzten Jahren schrumpfte (2013: minus 8,1 Prozent), hat sich das Verhältnis im Unternehmen stark zugunsten von Automotive verschoben. Die Sparte erwirtschaftet mittlerweile zwei Drittel des Gesamtumsatzes, der im Jahr 2013 insgesamt bei 11,2 Mrd. Euro (plus 0,7 Prozent, währungsbereinigt) lag. Stolz ist man bei Schaeffler auf die gestiegene Anzahl der Patentanmeldungen. Mit 2 100 Anmeldungen im vergangenen Jahr kletterten die Herzogenauracher Forscher von Platz vier auf Platz zwei in der Rangliste der innovativsten Unternehmen Deutschlands.

Zusammenarbeit mit Conti

„Mehr Potenzial, als bisher erschlossen wurde“, gebe es bei der Zusammenarbeit mit der Continental AG, so Gutzmer. Aktuell halten die Herzogenauracher noch 46 Prozent des Automobilzulieferers, deren Aktien heute deutlich mehr wert sind als zur Übernahme im Jahr 2009. In einem neu geschaffenen Team, das auch die erweiterte Vorstandsebene der beiden Konzerne einbinden soll, will man Schnittpunkte ausmachen, wo sich das mechatronische Know-how von Schaeffler mit der elektronischen Expertise von Conti verbinden lassen.

Die „Megatrends“ sieht Gutzmer vor allem in Asien, insbesondere in China, wo Schaeffler rund elf Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Bei der Entwicklung von speziellen, kleinen „City-Vehicles“ mit einer Reichweite von 50 Kilometern und beim geplanten Aufbau eines Schienennetzes von ca. 30 000 Kilometern für Hochgeschwindigkeitszüge in China bis zum Jahr 2020, will sich Schaeffler einbringen. Auch altbekannte Technologien wie der Radnabenantrieb leben durch die Urbanisierung wieder auf. Der Stellenwert, den China als Antreiber dieser Megatrends erreicht hat, lässt sich in der neuen Organisationstruktur ablesen, die „Greater China“ als eigene Region neben „Asien/Pazifik“ aufführt.

20 Verbesserungen

Eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit der weltweit rund 78 600 Mitarbeiter an 170 Standorten ist das Ziel  des Umstrukturierungsprogramms „One Schaeffler“. Das Programm, das im vergangenen November startete, soll bis Ende nächsten Jahres 20 Verbesserungsinitiativen umsetzen – darunter auch mit höchster Priorität ein „Compliance Management System“. Ein Punkt, der nach der EU-Kartellstrafe gegen Schaeffler von über 370 Mio. Euro besondere Aufmerksamkeit erfährt. Die 20 Initiativen beruhen auf Ideen, die schon lange im Konzern wüchsen. Zusammengefasst sollen sie nun für nicht weniger als einen Kulturwandel sorgen, damit der zum 1. Juli berufene Vorstandsvorsitzende Klaus Deller „in geordneten Verhältnissen“ antreten kann, so Interims-CEO und Finanzvorstand Klaus Rosenfeld. Deller, der zuvor im Vorstand der Knorr-Bremse AG den Bereich Nutzfahrzeugsysteme verantwortete, folgt auf Jürgen Geißinger, der Schaeffler im Oktober verließ.

Eine Hauptaufgabe für Deller wird der weitere Schuldenabbau sein. Im Jahr 2013 konnte Schaeffler nach eigenen Angaben die Finanzierungskosten weiter reduzieren und Finanzschulden mittels Sondertilgungen aus frei verfügbaren Mitteln und durch den Verkauf von rund zwei Prozent der Conti-Aktien auf 6,3 Mrd. Euro verringern. Der Schuldenabbau im laufenden Jahr wird freilich durch die Zahlung der Kartellstrafe gedämpft, die voraussichtlich im zweiten Quartal zu leisten ist. Noch ungewiss ist, wie sich die Ermittlungen von US-amerikanischen und kanadischen Kartellbehörden entwickeln werden. Eine Sammelklage könnte hier ins Haus stehen.

Positiv fallen dennoch die Erwartungen für das Jahr 2014 aus: Die Sparte Automotive soll weiter wachsen und eine gute Auftragslage in der Sparte Industrie im vierten Quartal 2013 lässt darauf hoffen, dass sich das Geschäftsfeld langsam erholt. Insgesamt rechnet Schaeffler mit einem Umsatzwachstum vor Währungseinflüssen von fünf bis sieben Prozent.

Autor/in: 
mh.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2014, Seite 80

 
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