Telefon: +49 911 1335-1335

Wirtschaftstag

Prekäre Lage im Irak

Beim Wirtschaftstag Irak wurden Chancen und Risiken der wirtschaftlichen Zusammenarbeit diskutiert.

Das arabische Land wurde von den Golf-Kriegen schwer gebeutelt und gilt wegen anhaltender terroristischer Anschläge als unsicher, verfügt aber über wirtschaftliches Potenzial: Der Irak besitzt die weltweit fünftgrößten Ölreserven und rangiert bei den Erdgasreserven auf Platz zwölf.

Durch den derzeitigen Wiederaufbau im Land bestehen grundsätzlich gute Investitionschancen für deutsche Unternehmen. Immerhin, so IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch, habe sich der deutsche Export in den Irak in den letzten sechs Jahren auf 1,3 Mrd. Euro verdoppelt. 52 Unternehmen aus Mittelfranken unterhalten derzeit wirtschaftliche Kontakte zum Irak, elf davon haben Dependenzen vor Ort.

Um weitere Unternehmen für Investitionen im Zweistromland zu gewinnen, hat die Euro-Mediterranean Association for Cooperation and Development (EMA) in der IHK Nürnberg den „Wirtschaftstag Irak“ organisiert. Dr. Hussain Mahmood Fadhlalla Alkhateeb, Botschafter der Republik Irak in Berlin, warb für eine Vertiefung der Freundschaft zwischen Deutschland und seiner Heimat. Der Irak möchte von Erfahrungen und Hightech-Produkten aus Deutschland profitieren. Insbesondere die Chancen in den Sektoren Energie, Infrastruktur, Transport, Landwirtschaft und Tourismus seien gewaltig.

Der Botschafter bekräftigte den politischen Willen, durch Reformen die Hürden für Investoren zu verringern und die Rolle des privaten Sektors zu erhöhen. Aktuell wird die Infrastruktur durch Straßen- und Schienenbau verbessert, über die Türkei suche man einen besseren Handelszugang zu Europa und im Süden des Landes entstehe ein Hafen am Persischen Golf.

Besondere Investitionsförderung und Finanzberatung können Firmen bei den Enterprise Development Centern (EDC) im Zweistromland in Anspruch nehmen. Dies berichtete Amer Essa Al-Jewahiri, Industrial Development Expert der United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) im Irak. Auf diese Weise wolle die Organisation der Vereinten Nationen (UN) die industrielle Entwicklung nachhaltig fördern und Industriezonen mit internationalen Standards schaffen – derzeit sei das Land aber noch nicht so weit.

Diesen Eindruck bestätigte auch der Nahost-Ökonom der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Sefik Alp Bahadir. Der Chef des Centers for Iraq Studies mahnte mehr politische Stabilität und soziale Sicherheit an. Das aktuell rasante Wachstum des Bruttosozialprodukts spalte die Gesellschaft in einen kleinen Teil, der wirtschaftlich profitiert, und eine Mehrheit, deren Situation sich kaum verbessert. Die riesigen Erdöleinnahmen kämen durch „klientistisches Verhalten“ nur einer Minderheit zu Gute. Grundsätzlich fehle die Erfahrung mit der Marktwirtschaft, die Wirtschaft arbeite immer noch ineffizient.

Aus der ersten Parlamentswahl seit dem Abzug der amerikanischen Besatzungstruppen ging Ende April das Bündnis von Ministerpräsident Nuri al Maliki als Gewinner hervor, allerdings bleibt das Land politisch instabil. Die Sicherheitslage ist ein unverändert großes Problem und schreckt Investoren ab: Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in den Irak, im gesamten Land bestehe ein hohes Risiko von Entführungen. Die deutschen Auslandsvertretungen können derzeit nur in äußerst begrenztem Rahmen konsularische Hilfe leisten. Grundlage jeder Reise, die entgegen dieser Reisewarnung durchgeführt wird, sollte ein tragfähiges professionelles Sicherheitskonzept sein.

Republik Irak

Einwohnerzahl: 35 Mio.
Bruttoinlandsprodukt: 221,8 Mrd. US-Dollar
Inflationsrate: 2,3 Prozent

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2014, Seite 27

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick