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Norm ISO 9001

Neue Qualität

Die Norm für Qualitätsmanagement-Systeme wird derzeit überarbeitet. Auf welche Veränderungen muss sich die Wirtschaft einstellen? Von Prof. Dr. Dieter Heinisch

Die Internationale Norm DIN EN ISO 9001 bietet den Standard, nach dem Unternehmen ein durchgängiges und transparentes Qualitätsmanagement aufbauen und nachweisen können. Inzwischen wurden nach diesem Standard weltweit über 1,1 Mio. Qualitätsmanagement-Systeme in 184 Ländern zertifiziert. Jede ISO-Norm wird regelmäßig überarbeitet und den aktuellen Entwicklungen angepasst, so auch die ISO 9001 und parallel ebenfalls die Norm ISO 14001 Umweltmanagement.

Der offizielle Entwurf der überarbeiteten Norm „DIN EN ISO 9001 Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen“ liegt inzwischen vor. Notwendig geworden war die Überarbeitung, weil die International Organization for Standardization (ISO) im Jahr 2012 beschlossen hatte, diesen Normen eine gemeinsame neue Struktur und sogar einheitliche Textbausteine vorzugeben. Damit sollen die verschiedenen ISO-Managementnormen besser kompatibel werden. Seit Juli dieses Jahres liegt jetzt der erste offizielle Entwurf (Draft International Standard) zur Bewertung und für Stellungnahmen vor. Im zweiten Quartal 2015 soll der Final Draft International Standard vorgelegt und im dritten Quartal 2015 die überarbeitete Norm in Kraft gesetzt werden. Vorgesehen ist eine dreijährige Übergangsfrist, in der Zertifizierungen und Rezertifizierungen auch noch nach der alten Norm aus dem Jahr 2008 erfolgen können.

Was ändert sich?

Die neue Struktur soll jetzt elf Kapitel umfassen (bislang neun), die Anforderungen sind aber im Großen und Ganzen gleich geblieben. Einige Begrifflichkeiten haben sich verändert, z.B. wurde die Bezeichnung „Produkte“ ersetzt durch „Produkte und Dienstleistungen“, was die Norm für Dienstleistungsunternehmen leichter anwendbar macht. Entfallen ist die Unterscheidung zwischen „Qualitätsdokumenten“ und „Qualitätsaufzeichnungen“, die Norm verwendet jetzt den Begriff „dokumentierte Informationen“. Neu aufgenommen wurde ein Kapitel „Kontext der Organisation“, das die Organisation verpflichtet, externe und interne Themen zu bestimmen, zu überwachen und zu überprüfen, die für ihre strategische Ausrichtung relevant sind. Die bedeutendste Veränderung dürfte sein, dass sich der Fokus der Norm erweitert hat: Lag bislang das Augenmerk ausschließlich auf den Kunden, so werden jetzt alle „relevanten interessierten Parteien“ einbezogen. Das bedeutet, dass die Unternehmen diese Partner und deren Anforderungen an das Qualitätsmanagement-System definieren müssen. Die Bewertung, welche interessierte Parteien und welche Anforderungen relevant sind, verbleibt beim Unternehmen.

Die expliziten Forderungen nach einem Qualitätsmanagement-Handbuch und einem benannten Qualitätsmanagement-Beauftragten sind entfallen. Dafür wird die Geschäftsleitung verstärkt in die Pflicht genommen, die Dokumentation und die Einhaltung der Regeln sicherzustellen. An vielen Stellen findet man jetzt die Forderung eines risikobasierten Denkens und Handelns, ohne dass die Norm ein formelles Risikomanagement verlangt.

Ziel der Neufassung ist es somit, dass das Top-Management insgesamt mehr Verantwortung für das Qualitätsmanagementsystem übernehmen muss. Durch den Verzicht auf einige bisher geforderte Vorgabedokumente und ein formelles Qualitätshandbuch dürfte sich der Aufwand für die Dokumentation reduzieren. Der risikobasierte Ansatz bietet die Möglichkeit, Ressourcen effizienter einzusetzen. Grundsätzlich basiert die Neufassung auf einer anderen Philosophie: Es wird anerkannt, dass Risiken in Kauf genommen werden müssen, um Chancen wahrzunehmen.

Autor/in: Prof. Dr. Dieter Heinisch, ist Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg (Fakultät Maschinenbau und Versorgungstechnik) und vereidigter Sachverständiger für Qualitätssicherung (dieter.heinisch@th-nuernberg.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2014, Seite 18

 
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