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IHK-Konjunkturklima

Erste Wolken ziehen auf

Glasfassade Fassade Bürogebäude Hochhaus © Boytsoc - Thinkstock.com

Den Unternehmen in Mittelfranken geht es glänzend, die weiteren Aussichten zeigen sich aber nicht mehr ganz so sonnig.

Die mittelfränkischen Unternehmen berichten bei der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage von anhaltend guten Geschäften. Über 40 Prozent der Betriebe melden eine Verbesserung, der Anteil der „schlecht“-Stimmen ist mit acht Prozent sogar geringer als im Frühjahr. Damit hat sich der Saldo auf plus 36 Punkte nochmals geringfügig verbessert. Fast alle Branchen beurteilen die aktuelle Lage positiv, lediglich die Handelsbetriebe sind nach sehr starken Monaten derzeit etwas weniger zufrieden. Insgesamt sprechen die aktuellen Lagewerte für eine stabile Wirtschaft.

Allerdings sehen die Unternehmen aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unruhen in der Welt weniger optimistisch in die Zukunft als noch im Frühjahr. Eine Mehrheit der Befragten erwartet dennoch, dass sich ihre Geschäfte günstig entwickeln werden. Annähernd ein Fünftel der Unternehmen geht von einer positiven Geschäftsentwicklung aus, jeder achte Betrieb rechnet mit einem ungünstigen Verlauf. Der Saldo sinkt um 17 Punkte auf plus fünf und liegt damit wieder auf dem Niveau wie im Herbst 2012.

Die aktuelle Lage der mittelfränkischen Industrie ist anhaltend positiv, annähernd 40 Prozent der Unternehmen berichten von guten Geschäften. Im Saldo ergibt sich mit einem Wert von plus 32 Punkten ein unverändert hohes Niveau. Besonders zufrieden zeigen sich die Vorleistungsbetriebe, von denen die Hälfte ein positives Urteil über die aktuelle Lage abgibt, die andere Hälfte zeigt sich immerhin zufrieden. Der Blick auf die Geschäftsentwicklung der kommenden Monate ist bei den mittelfränkischen Industrieunternehmen zunehmend skeptisch. Mit einem Saldo von plus 16 ist der Umfragewert um zwölf Punkte zurückgegangen. Die Industrie geht also weiterhin von Wachstum aus, schätzt die Zuwächse aber nur mehr moderat ein. Die insgesamt positiven Investitions- und Beschäftigungspläne der Industrieunternehmen deuten aber darauf hin, dass die heimischen Betriebe allenfalls von einer zeitweiligen Wachstumsschwäche ausgehen.

Branchen

Die Auftragsbücher der Baubranche sind weiterhin gut gefüllt, die mittelfränkische Bauwirtschaft beurteilt die Geschäftslage außerordentlich positiv und kann mit einem Saldo von plus 65 Punkten die gute Geschäftslage des Frühjahrs noch einmal toppen. Anders hingegen die Zukunftsaussichten der Branche: Die Wintermonate stehen vor der Tür, saisonbedingt sinken deshalb die Erwartungen der Bauunternehmen. Von besseren Geschäften wird in der Branche kaum mehr ausgegangen, jedes siebte Unternehmen aus dem Baugewerbe rechnet mit einem Rückgang. Mit einem Saldo von minus zehn Punkten liegen die Erwartungen damit leicht unter denen des Vorjahres. Einstellungen sind vorerst nicht vorgesehen, mit Personalabbau rechnet jedes fünfte Unternehmen. Auch weitere Investitionen werden in den Wintermonaten von nur noch 14 Prozent der Bauunternehmen in Betracht gezogen, immerhin die Hälfte will die Ausgaben konstant halten.

Die mittelfränkischen Handelsbetriebe beurteilen die Geschäftslage im Herbst deutlich schlechter als im Verlauf des vergangenen Jahres, insgesamt überwiegen aber noch die positiven Urteile. Der Saldo der Lagebeurteilung sinkt um 15 Punkte auf aktuell plus 16. Auch der Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten fällt wenig optimistisch aus: Zwar erwarten rund 60 Prozent der befragten Handelsunternehmen eine konstante Entwicklung, jedes fünfte Unternehmen rechnet aber mit ungüns-tigeren Geschäften. Somit sinkt der Saldo der Geschäftserwartungen um 16 Punkte auf aktuell plus sieben. Der Handel als binnenwirtschaftlich geprägte Branche profitierte in den vergangenen Monaten vom robusten Arbeitsmarkt und den steigenden Konsumausgaben. Die Zeit der Aufholeffekte scheint aber vorbei zu sein, so die Einschätzung der Handelsbetriebe. Entsprechend werden Beschäftigung und Investitionen im Handel vorerst zurückgefahren.

Die unternehmensnahen Dienstleister verzeichnen einen deutlichen Anstieg bei der Lagebeurteilung und bewegen sich auf anhaltend hohem Niveau (Saldo plus 40 Punkte). Kaum ein Unternehmen berichtet aktuell von schlechten Geschäften (vier Prozent), deutliche Verbesserungen gegenüber dem Frühjahr melden 44 Prozent der Dienstleistungsbetriebe. Besonders positive Rückmeldungen zur aktuellen Geschäftslage kommen von der Immobilienwirtschaft mit einem Saldo von plus 46 Punkten. Die weitere Entwicklung schätzen die unternehmensnahen Dienstleister jedoch deutlich schlechter ein, die Erwartungen der Branche fallen um 20 Punkte auf einen negativen Wert von minus fünf Punkten. Besonders schlagen hier die negativen Geschäftserwartungen des Speditionsgewerbes zu Buche. Positiv, aber deutlich schwächer ausgeprägt als zuletzt ist entsprechend die Investitionsbereitschaft, stabil bleibt dagegen die starke Nachfrage der mittelfränkischen Dienstleistungsbetriebe nach Personal.

Die verbrauchernahen Dienstleister sind weiterhin gut gelaunt. Die Urteile über die aktuelle Lage der Branche haben sich nochmals verbessert, sodass der Saldo nun bei plus 50 Punkten liegt. Hintergrund: Besonders das Gastgewerbe sowie das Vermittlungs- und Versicherungswesen zeigen sich mit der aktuellen Geschäftslage mehrheitlich zufrieden, jeder zweite Betrieb meldet eine erneute Verbesserung der ohnehin schon guten Geschäfte. Ebenfalls ordentliche, aber weniger starke Geschäftsimpulse verzeichnet die Reisebranche, hier berichtet nur jeder Dritte von einer verbesserten Geschäftslage und die Erwartungen an die kommenden Monate sind in Summe negativ. Auch die anderen verbrauchernahen Dienstleister schauen eher skeptisch in die Zukunft, sodass neben den Geschäftserwartungen auch die Investitions- und die Beschäftigungsbereitschaft der Branche deutlich sinkt.

Investitionen und Beschäftigung

Angesichts der eingetrübten Geschäftserwartungen wollen die mittelfränkischen Unternehmen in den kommenden Monaten weniger investieren als noch im Frühjahr. Dennoch will weiterhin ein knappes Drittel der Unternehmen die Investitionsausgaben erhöhen und die Hälfte (51 Prozent) geht davon aus, das derzeit gute Investitionsniveau zu halten. Der Saldo sinkt um sechs auf plus 16 Punkte. Das hohe Engagement der Unternehmen hält also an. Wichtigste Investitionsmotive sind derzeit Rationalisierung und Produktinnovationen. Ein Saldo von +/- 0 bei den Beschäftigungsplänen der Wirtschaft spricht für wenig Bewegung am mittelfränkischen Arbeitsmarkt. Drei Viertel der Betriebe planen keine Veränderungen bei den Beschäftigten, die Einstellungsbereitschaft ist mit 13 Prozent derzeit ebenso stark wie die Tendenz, Mitarbeiter zu entlassen. Der steigende Fachkräftebedarf treibt jedoch viele Unternehmen um und führt auf der einen Seite dazu, dass die Betriebe verstärkt an ihrem Mitarbeiterstamm festhalten. Auf der anderen Seite wirkt der Kostenaspekt: Die Betriebe melden mehrheitlich deutlich gestiegene Personalkosten.

Nach dem stabilen Wirtschaftswachtums in den ersten Quartalen des Jahres 2014 tritt nun eine leichte Abschwächung der Konjunktur ein. Entsprechend muss für das laufende Jahr 2014 von einem geringeren Wachstum ausgegangen werden, die Prognosen werden derzeit von rund 2,0 Prozent auf 1,3 bis 1,5 Prozent nach unten korrigiert. Die aktuelle Skepsis der mittelfränkischen Wirtschaft ist also durchaus angebracht, die Zeichen stehen aber keineswegs auf Sturm. Sehr stabil schätzen die heimischen Betriebe ihre aktuelle Ertragslage ein, die sich ausgehend von einem guten Niveau kaum verändert hat. Zudem haben die Unternehmen 2014 bislang mehr investiert als im Jahr zuvor und auch die Beschäftigungsabsichten sind stabil. Gedämpft sind allerdings die Erwartungen sowohl bei den Industrieumsätzen als auch beim Auslandsgeschäft. Hier wird deutlich, dass die Stimmung der mittelfränkischen Wirtschaft von den internationalen Krisen nicht unberührt bleibt.

Autor/in: 
Maike Müller-Klier
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2014, Seite 15

 
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