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Subsahara-Region

Unbekannter Kontinent

Afrika Subsahara Elefanten © 2630ben - Thinkstock.com

Afrika: Die Länder südlich der Sahara bieten große Chancen.

Afrika ist für die deutsche Wirtschaft noch weitgehend unbekanntes Terrain. Dabei gibt es dort gute Geschäftschancen.

Wenn von Afrika die Rede ist, trifft Andreas Wenzel oft auf viel Unwissenheit. Als aktuelles Beispiel nennt der Generalsekretär der „Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft“ (Safri) die vielen Reisestornos nach Südafrika wegen der Ebola-Epidemie. Zwischen dem westafrikanischen Land Sierra-Leone und dem südafrikanischen Johannesburg liegen aber mehr als 10 000 Kilometer. In vielen Köpfen gebe es eine Art „Geografie der Vorurteile“, die einen Großteil des Schwarzen Kontinents auf Wüste, Aids und Diamanten reduziere. Das will die Initiative ändern, die noch viel Luft nach oben für den wirtschaftlichen Austausch mit Afrika sieht. Aus Mittelfranken unterhalten derzeit 460 Unternehmen Geschäftsbeziehungen mit der Subsahara-Region, davon knapp 170 allein mit Südafrika.

Auf dem IHK-Seminar „Subsahara-Afrika: Eine Region im Aufwind?“ stellt Wenzel klar: „Afrika hat Konjunktur“. Mit Blick auf die 48 Staaten südlich der Sahara (Subsahara-Staaten SSA) macht er fünf Trends aus, die sich seit Längerem abzeichnen. Erstens: Die politischen und wirtschaftspolitischen Reformen kommen voran. Zweitens: Durch die Rohstoffexporte stehen Mittel bereit, um verstärkt Investitionen in die Infrastruktur anzugehen. Drittens: Die Urbanisierung schafft eine afrikanische Mittelschicht. Viertens: Die internationalen Kapitalmärkte und Investoren beginnen, Afrika zu entdecken. Fünftens: Neue Akteure wie China bauen ihre Präsenz auf dem riesigen Kontinent deutlich aus.

Gemessen an der Wachstumsdynamik gehören heute sechs bis sieben afrikanische Staaten zu den Top Ten in der Welt. Im Zehnjahresvergleich von 2001 bis 2010 nimmt Angola mit einer Wachstumsrate von elf Prozent die Spitzenstellung vor China mit 10,5 Prozent ein. Auch wenn der absolute Wert der Wertschöpfung bei weitem noch nicht mit dem Niveau der westlichen Welt mithalten kann, bescheinigt Wenzel den Ländern, dass sie im letzten Jahrzehnt die Inflationsraten und die Staatsverschuldung deutlich zurückgefahren haben. Lediglich Südafrika sei derzeit als „Geisterfahrer in die verkehrte Richtung unterwegs“.

Zudem haben die Subsahara-Staaten bei der Arbeitsproduktivität zugelegt und sich seit 2001 immer stärker im globalen Warenhandel engagiert. Mit den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China, aber auch mit der EU erzielen die SSA mittlerweile Handelsüberschüsse. Angesichts der demografischen Entwicklung (ab 2030 werden fast zwei Drittel der afrikanischen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter sein) werde die Region zunehmend zu einem wichtigen Produktionsstandort, prognostiziert Wenzel. Schon heute würden beispielsweise arbeitsintensive Textilfabriken von China nach Äthiopien oder Madagaskar verlagert.

Aussichtsreiche Branchen

Die Chancen und Potenziale für deutsche Unternehmen sind breit gefächert, zu den attraktivsten Sektoren gehören nach Expertenmeinung Bergbau, Fördertechnik, Landwirtschaft, Infrastruktur und Telekommunikation. Besonders Investitionen, um die Weiterverarbeitung geförderter Rohstoffe vor Ort zu ermöglichen, eröffnen laut Wenzel gute Gelegenheiten für deutsche Anbieter entsprechender Technologien. Außerdem sei in Afrika eine Vielzahl von Energieprojekten geplant – vom Bau neuer Kraftwerke bis zu Energienetzen. Gefragt seien deshalb Maschinen und Anlagen zur Verbesserung der Energieversorgung sowie die notwendige Steuerungs-, Mess- und Regeltechnik. Beim Ausbau der Straßen- und Schienenverbindungen sowie der Wasserversorgung gehe es ebenfalls um einen Milliardenmarkt, der hierzulande unterschätzt werde, obwohl auf diesem Feld deutsche Ingenieurkompetenz sehr willkommen sei. Unternehmen, die bereits in Afrika aktiv sind, bestätigen die guten Geschäftsmöglichkeiten und berichten schon jetzt von einem profitablen Geschäft, so die Beobachtung Wenzels, der darin ein beginnendes Umdenken in den Geschäftsführungen sieht, die die Subsahara-Region zunehmend auf ihre Agenda setzen.

Als erstes müsse man Afrika jedoch verstehen lernen und den Kontinent differenziert betrachten. So ist es nach Erfahrung Wenzels nicht möglich, den Markt in Angola mit seinen 21 Mio. Einwohnern von Südafrika aus aufzubauen. Ein Konzept für ganz Afrika sei nicht aussichtsreich, stattdessen müssten die afrikanischen Märkte priorisiert und der Markteinstieg für „unterschiedliche Afrikas“ geplant werden. Hierfür sei eine gezielte Beratung sinnvoll, um maßgeschneiderte Produkt- und Vertriebsstrategien zu entwickeln. Außerdem rät der Afrika-Experte dazu, die Aktivitäten bestehender Lieferanten oder Abnehmer zu prüfen und deren Kontakte in die Subsahara-Region für einen Markteinstieg zu nutzen. So lassen sich vor Ort Netzwerke aufbauen oder die Teilnahme an lokalen Messen leichter stemmen. Wenzel betonte, dass es in Afrika nicht ausreiche, einfach zu verkaufen, entscheidend sei auch die Mitarbeiterentwicklung vor Ort. Hierfür empfiehlt er eigene Bildungs- und Ausbildungsprogramme sowie Investitionen in die Mitarbeiterbindung.

Kosten des Afrika-Engagements

„Sie kommen in Afrika auch ohne Korruption ins Geschäft“, sagte Wenzel bei der Veranstaltung in der IHK. Hindernisse ließen sich zwar auch mit Schmiergeld bereinigen, doch sollte man damit erst gar nicht anfangen: „Sonst kommt man da nicht mehr raus.“ Gewöhnungsbedürftig sind beim Aufbau eines Standorts gerade für Mittelständler die Reisekosten. Doch kleine und mittlere Unternehmen sind bei ihren Afrika-Vorhaben finanziell nicht auf sich allein gestellt. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung (BMZ) fördert Projekte in Afrika mit rund 600 Mio. Euro, das ist die Hälfte des gesamten Förderetats. Zum einen werden finanzielle Zusammenarbeit, private Investitionen und Exporte gefördert, zum anderen gibt es Unterstützung für eine technische Zusammenarbeit, etwa in Form einer politisch-fachlichen Beratung, Weiterbildung oder auch bei der Entsendung von Fachkräften.

Als „Machete im Förderdschungel“ hat das BMZ die sogenannten „EZ-Scouts“ ins Leben gerufen, die als Verbindungsreferenten des Ministeriums fungieren. Zuständiger EZ-Scout für Bayern ist Almuth Dörre, die ihr Büro im Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ) in Nürnberg hat – einer Einrichtung der bayerischen IHKs. Sie berät bei der Auswahl von Instrumenten der Entwicklungszusammenarbeit (EZ), um Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu finanzieren, und informiert auch über andere Förder- und Kooperationsprogramme. Außerdem vermittelt sie Kontakte zu Netzwerken, unterstützt bei Anträgen für staatliche Förderung und begleitet Unternehmen bei der Durchführung von Projekten. Almuth Dörre empfiehlt den Unternehmen, frühzeitig Kontakt mit ihr aufzunehmen, um geplante Projekte auf den richtigen Weg zu bringen.

Autor/in: 

tt.

Externer Kontakt:

Die "Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft" (Safri) wird getragen vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) sowie vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das Südliche Afrika.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2015, Seite 22

 
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