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Bühler Motor

Kleine Kraftprotze

Bühler Motor © Thomas Tjiang

Das Nürnberger Unternehmen gehört mit seinen Elektromotoren zur Weltspitze.

Das Nürnberger Traditionsunternehmen Bühler Motor GmbH dürfte zu einem der Hidden Champions im Großraum gehören. In der öffentlichen Wahrnehmung fällt der Hersteller von Antriebslösungen mit Kleinmotoren und Kleingetriebemotoren kaum auf. Das kann an der schlichten und unspektakulären Fassade der Zentrale in der Nürnberger Südstadt liegen, wo rund 300 Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Grund könnte aber auch sein, dass die Produkte des Unternehmens in der Karosserie von Pkws, in Flugzeugsitzen oder in Systemen der Gebäudeautomatisierung verschwinden.

Trotz aller fränkischen Bescheidenheit lässt Geschäftsführer Peter Muhr keinen Zweifel am Führungsanspruch des Unternehmens aufkommen: „Wir sind in einigen Bereichen Weltmarktführer.“ Im Geschäftsfeld Automotive, das rund 80 Prozent des Umsatzes ausmache, reklamiert Muhr die führende Rolle im Weltmarkt bei intelligenten Zusatzwasserpumpen für das Thermo-Management im Auto. Die Pumpen können über ein Steuergerät kommunizieren und die Fördermenge an die Kühlsituation anpassen, dabei sind sie besonders leistungsfähig und kompakt. Für das Segment Antriebsstrang (Powertrain) haben sich die Nürnberger etwa bei der Allradumschaltung und mit Getriebeölpumpen für Start-Stopp-Systeme an die Spitze getüftelt. Im klassischen Segment Motoren (Engine) punktet das Unternehmen mit elektrischen Antrieben für Vakuumpumpen oder der Abgasnachbehandlung mit SCR (Selective Catalytic Reduction). Letzteres gilt als aktuell wichtigste Technologie zur Senkung der Stickoxide (NOx) in den Abgasen von Dieselmotoren.

Bühler zählt sich zu den Pionieren für sogenannte bürstenlose Gleichstrommotoren. 1855 als Uhrenmanufaktur im Schwarzwald gegründet, scheint dem Unternehmen die technische Präzision in die Wiege gelegt zu sein. Zur Herkunft aus dem Schwarzwald bekennt sich Bühler noch heute mit einer stilisierten Tanne im Logo. Knapp 40 Jahre später übernahm der Ururgroßvater des heutigen Gesellschafters Josef Furtwängler den Betrieb. 1925 verlagerte das Unternehmen die Produktion der Antriebstechnik nach Nürnberg, wo 30 Jahre später der Elektromotor produziert wurde. Heute stellt Bühler Antriebe für die Bereiche Automotive, Medizintechnik, Gebäudeautomatisierung und Luftfahrt her.

Der Anspruch des Unternehmens ist es, „zu den Top drei im Weltmarkt“ zu gehören, so Christof Furtwängler, Beiratsmitglied und Mitgesellschafter der Eigentümerfamilie. Um das Unternehmen schneller und erfolgreicher zu machen, habe man 2009 die letzte Nürnberger Produktionslinie mit rund 60 Mitarbeitern ins tschechische Hradec Králové und nach Monheim nahe Weißenburg verlegt. In Nürnberg ist seitdem die Forschung und Entwicklung mit mehr als 170 Mitarbeitern gebündelt. Außerdem befinden sich am Hauptsitz der Prototypenbau und die Testlabore etwa für die elektromagnetische Verträglichkeit, damit die Kleinmotoren die andere Elektronik im Auto nicht behindern.

In diesem Entwicklerareal ist nichts mehr von alter Bausubstanz zu sehen: Viel mehr sollen kleine Teambüros, moderne, vollverglaste Besprechungsräume und bequeme Sitzecken dazu beitragen, dass sich alle Bereiche, vom Key-Account-Management über Entwicklung, Industrialisierung, Qualitätsmanagement bis zum Einkauf schnell und informell austauschen. Das Umsorgen der Beschäftigten ist für Muhr der Schlüssel zu den geforderten, „innovativen Spitzenleistungen“. Auch die internen Prozesse mit flachen Hierarchien und schnellen Entscheidungswegen gehören dazu. Für besonders ressourcenschonende Abläufe bei der Produktion in Monheim wurde Bühler 2014 mit dem „Lean & Green Management Award“ ausgezeichnet.

Weltweit aktiv

Insgesamt beschäftigt die Bühler Gruppe 1 700 Mitarbeiter weltweit, u.a. an drei Standorten in Mexiko, den USA und China. Die Auslandsstandorte mit eigenen Entwicklungseinheiten, regionalem Einkauf und Vertrieb agieren weitgehend autonom in ihrem jeweiligen Markt. Der Umsatz kletterte im Jahr 2014 um über zehn Prozent auf 225 Mio. Euro, wovon mehr als jeder zweite Euro in Deutschland umgesetzt wird. Im vergangenen Jahr erhielt Bühler vom Freistaat die Auszeichnung „Bayerns Best“, mit der die wachstumsstärksten Unternehmen in Bayern gewürdigt werden. Im laufenden Jahr könnte der Gruppenumsatz erneut zweistellig auf dann 250 Mio. Euro springen. Die gefragten Kleinmotoren, pro Jahr sind es mehr als 20 Mio. Einheiten, treiben den Umsatz kräftig an.

Im Jahr 2006 sind Furtwängler und sein Cousin aus der Geschäftsführung ausgeschieden und in den neu gegründeten Beirat gewechselt. Gerade bei strategischen Fragen tausche sich Geschäftsführer Muhr immer mit diesem Gremium aus. Furtwängler könne eine solche Konstruktion „jedem Familienunternehmen empfehlen“. Vielleicht stärkt der Beirat auch das Selbstbewusstsein des Unternehmens, wenn es in die Verhandlungen mit den großen Autobauern geht. Den Preiskampf bis zum letzten Cent mache Bühler nicht mit, hebt Furtwängler hervor. Deshalb seien auch Produkte, „die nicht jeder kann“, die beste Überlebensstrategie des mittlerweile 160 Jahre alten Unternehmens.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2015, Seite 72

 
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