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Editorial

Alle gegen TTIP?

Es ist schon bemerkenswert, wie sich manche Dinge im Leben dynamisieren. Ausgerechnet in der führenden Exportnation Deutschland regt sich der lauteste Widerstand gegen ein Freihandelsabkommen der EU mit den USA. Wollen wir den Freihandel wieder abschaffen? Oder wollen wir etwa nur mit vermeintlich schwächeren Partnern ein Abkommen? Wie unmoralisch ist das denn?

Das vom Europaparlament verabschiedete Verhandlungsmandat enthält bei genauer Betrachtung exakt die Punkte, die den TTIP-Gegnern am Herzen liegen – die Verankerung sozialer und ökologischer Standards in einem offenen Welthandel. Wollen wir denn die zukünftige Gestaltung der Globalisierung einem Abkommen zwischen den USA und Asien überlassen?

Ein Scheitern von TTIP wird die Globalisierung nicht aufhalten. Unter den dann weiterhin bestehenden Handelsbarrieren Richtung USA werden die global aufgestellten Konzerne sicherlich am wenigsten leiden. Eher doch wohl unser exportorientierter Mittelstand, für den bis heute US-Investments ein nur mäßig abgesichertes Risiko darstellen. Oder ist ein Verfahren vor einem amerikanischen Gerichtshof wirklich so viel angenehmer als vor einem internationalen Schiedsgericht?

Transparenz und demokratisches Verfahren sind hohe Werte, dem Vorwurf mangelnder Information sollte man sich nicht aussetzen. Aber welcher Stand der Verhandlungen sollte öffentlich beurteilt werden? Der von letzter Woche, von heute, von nächstem Monat? Ich habe wirklich Verständnis, wenn jemand nicht pauschal Ja sagt zu TTIP. Aber für ein ebenso pauschales Nein fehlt mir jegliches Verständnis. Alle reden über TTIP-Risiken – hat man sich auch mal seriös mit den Risiken des Scheiterns auseinandergesetzt?

Autor/in: 

IHK-Präsident
Dirk von Vopelius

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2016, Seite 3

 
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