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Küchen Quelle

Alles nach Maß

Warnick_Küchen Quelle © Thomas Tjiang

Geschäftsführer Dr. Bernd Warnick.

Die ehemalige Quelle-Tochter ist seit dem Neustart vor sieben Jahren mit ihren Küchenhäusern und mit dem Online-Vertrieb auf Erfolgskurs.

Anders als einst der Mutterkonzern Quelle in dessen letzten Jahren scheint die Nürnberger Küchen Quelle GmbH einen echten Lauf zu haben, seit sie im Krisenjahr 2009 durch fränkische Investoren übernommen wurde. Im vergangenen Jahr kletterte der Nettoumsatz um über 20 Prozent auf 61 Mio. Euro. Noch erfreulicher ist für Geschäftsführer Dr. Bernd Warnick, dass man sich „deutlich vom Marktwachstum mit fünf bis sechs Prozent“ abgekoppelt habe. In diesem Jahr soll sich das Umsatzwachstum fast im zweistelligen Prozentbereich bewegen. Kommt es heuer zu keinen Überraschungen, wird Küchen Quelle den Umsatz im Vergleich zu 2010 – dem ersten vollständigen Geschäftsjahr unter neuer Führung – annähernd verdoppeln. Damals setzte das Unternehmen, das im Jahr 1978 als Geschäftsbereich der Quelle entstanden war, 34 Mio. Euro um.

Das sah 2009 im Jahr der Quelle-Insolvenz noch ganz anders aus, damals warteten potenzielle Investoren auf einen günstigen Einstiegspreis. Doch Warnick, der das Geschäft mit Küchen bereits unter dem Quelle-Dach geleitet hatte, schmiedete mit an einer fränkischen Lösung mit regionalen Geldgebern. Mit knapp 150 Mitarbeitern, aber ohne Katalog, Büro- und Vertriebsstruktur oder Hausbank legte das Unternehmen los. Zwei Jahre später wurden operativ bereits schwarze Zahlen geschrieben.

Ende 2014 übernahm die Berliner Kiveda Holding alle Anteile der Küchen Quelle. Die Holding erbringt Dienstleistungen für Tochterunternehmen etwa in den Bereichen Personal und IT und beteiligt sich an Küchenanbietern. Die Tochter Kiveda Deutschland, zugleich Schwester der Küchen Quelle, ging 2013 als Online-Anbieter an den Start. Küchendesigner beraten dort beim Küchenkauf online am Bildschirm – vom Aufmaß über die Finanzierung bis zur perfekten Montage der Küche.

Nach dem Vorbild der Schwesterfirma sind auch die Nürnberger in die Online-Planung eingestiegen – ein junges Vertriebspflänzchen, das in drei bis vier Jahren Früchte tragen soll. Das Hauptgeschäft läuft allerdings über die mobilen Küchenberater, die in den vier Wänden des Kunden Maß nehmen und alle Details planen. Diese Außendienstschiene unter dem Motto „Besser zuhause geplant“ steht für gut 80 Prozent des Geschäfts.

Küchengeschäfte in Deutschland

Außerdem setzt Küchen Quelle auf das stationäre Ladengeschäft, wie etwa mit dem Megastore im Nürnberger Süden. Sieben solcher Standorte gibt es bundesweit, die neuen Häuser in Reutlingen und Stuttgart sind sogenannte Concept Stores, die mit einem kleinen Grundriss von bis zu 400 Quadratmetern und guter Verkehrsanbindung dicht an die Fußgängerzonen rücken. Zwei weitere Standorte in Bremen und Düsseldorf sollen in diesem Jahr hinzu kommen. In diesen neuen Standorten will Warnick mit nur noch zehn Ausstellungsküchen Kunden von den Möglichkeiten der Küchenvielfalt überzeugen. Zum Vergleich: Im Megastore in der Nürnberger Thomas-Mann-Straße finden sich 50 Küchen unterschiedlicher Ausführungen in den Kategorien Trend, Design, Basic, Classic oder Landhaus.

Seit zwei Jahren ist die Küchen Quelle auch im Projektgeschäft unterwegs: Über Bauträger oder Kooperationsfirmen, die schlüsselfertige Objekte an Mieter oder Käufer übergeben wollen, werden unter der Marke „Premio Küche“ die passenden Küchen vertrieben. In diesem Jahr soll dieses Segment einen zusätzlichen Umsatzschub liefern.

Über 300 unterschiedliche Einbauküchen hat die Küchen Quelle im Sortiment, die allesamt „Made in Germany“ sind und individuell geplant werden. Die Bandbreite reicht von der kleinen Küchenzeile ab rund 1 000 Euro bis zu einer Luxusvariante, die mit modernster Technik auch 100 000 Euro erreichen kann. Das Hauptgeschäft liegt allerdings in der Preisklasse um 8 000 Euro.

Den Trend sieht der Firmenchef eher wieder Richtung Wohnküche, die Küche werde bei Sanierungen und Neubauten zunehmend als „Zentrum häuslichen Lebens“ eingeplant. Das Auto als Statussymbol verliere an Bedeutung, Lebensgefühl oder Wohlstand würden auch in der Wohnküche demonstriert. Dafür dürfen es auch gerne satinierte Glasfronten, Arbeitsplatten aus Edelstahl oder hochfahrbare Dunstabzugsgeräte sein. Von den großen Küchengerätemarken wie Siemens, AEG, Miele, Zanussi & Co. gibt es modernste Technik bis hin zu „Smart Home-Lösungen“, bei denen sich die Geräte via App vom Smartphone aus steuern lassen. Aber auch barrierefreie Küchen können ganz an individuelle Bedürfnisse angepasst werden.

Nähe zum Kunden und Zufriedenheit nach dem Kauf sind für Warnick zentrale Bausteine. Dafür hat er die Küchen Quelle auch gegen manche interne Skepsis für die Online-Bewertungsplattform Ekomi geöffnet. „Wir müssen einzelne schlechte Urteile als Ansporn und Chance sehen“, lautet seine Devise. Unter dem Strich fallen die aktuellen Kundenwertungen aber positiv aus. Er selbst übernimmt immer wieder einmal an Samstagen die Beratung im Megastore, um selbst nahe am Kunden zu sein und Rückmeldungen ungefiltert mitzubekommen. Aber auch im Hintergrund will die Küchen Quelle noch besser werden. Die normale Lieferzeit vom Kaufvertrag bis zum fachgerechten Einbau beträgt derzeit zwischen sechs und acht Wochen. Als Ziel kann sich der Chef durchaus vier Wochen vorstellen. In einem Projekt mit einem Partner wird deshalb an einer schnelleren Produktion und einer intelligenteren Logistik getüftelt.

Pläne für Österreich und die Schweiz

Nach wie vor ist Deutschland das Kerngebiet, eventuell will Warnick in absehbarer Zeit Österreich und die Schweiz „anpacken“. Doch mit dem Auslandsgeschäft hat er keine allzu große Eile: „Es gibt noch genug Bedarf in Deutschland.“ Drei bis vier Prozent aller Haushalte kaufen sich hierzulande in einem Jahr eine neue Küche. Wenn die Entscheidung fällt, will die Küchen Quelle ganz dicht dran sein. Im bundesweiten Vergleich der Küchenfachhändler – ohne die großen schwedischen oder österreichischen Möbelvollsortimenter – sieht er sich unter den Top drei. 

Um sich weitere Anteile vom Markt zu erkämpfen, soll die Zahl der zuletzt 208 Mitarbeiter, davon gut 90 fest angestellte Außendienstler, bis Jahresende auf 230 bis 250 steigen. Neben den geplanten neuen Ladengeschäften soll das Netz der Küchen-Heimberater noch enger geknüpft werden. Es sieht so aus, als ob seine Strategie aufgeht. Warnick zumindest ist zuversichtlich „und happy über die Entwicklung“.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2016, Seite 66

 
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