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Sahco

Textil-Design für Hollywood und den Buckingham Palace

SAHCO_portrait_Christoph_Haeussler © Sahco

Geschäftsführer Christoph Häußler ist seit 1985 für das Unternehmen tätig.

Mit Heimtextilien im Premiumbereich ist das Nürnberger Traditionshaus weltweit erfolgreich.

Ich habe einen ganz einfachen Geschmack. Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“ Das Bonmot des Schriftstellers Oscar Wilde bringt die Grundhaltung der Sahco Hesslein GmbH & Co. KG auf den Punkt: Der Textilverlag entwickelt hochwertige Stoffe für die Innenausstattung von Räumen, lässt Kollektionen produzieren und vertreibt sie weltweit. Auf der Referenzliste stehen so illustre Adressen wie das Bundeskanzleramt, der Buckingham Palace, das Berliner Hotel Adlon und das Hotel Sacher in Wien sowie Hollywood-Prominenz wie Bruce Willis, Richard Gere, George Clooney und Brad Pitt.

Das Unternehmen, das derzeit knapp 90 Mitarbeiter beschäftigt, ist ausschließlich im Business-to-Business-Geschäft tätig. Raumausstatter, Inneneinrichter und Innenarchitekten können bei Sahco aus einem hochwertigen Heimtextiliensortiment wählen. Das Herzstück sind Dekorations- und Bezugsstoffe, die seit 2011 durch Tapeten und Teppiche ergänzt werden. Außerdem gehören Posamenten und eine „Home Collection“ mit Dekorationskissen und Tagesdecken zum Portfolio.

Sahco hat sich bewusst für das Premiumsegment entschieden. Entsprechend hoch ist der Anspruch an die eigene Leistung, den Christoph Häußler, seit 1996 Geschäftsführender Gesellschafter, so zusammenfasst: „Qualitätsbewusstsein, Perfektion, Kreativität und die Liebe zu schönen Stoffen prägen die Philosophie der Sahco-Kollektionen.“ Die Beschaffung ist ein extrem komplexes Geschäft und basiert auf einem Netzwerk von Herstellern, die auf bestimmte Materialien und Verarbeitungstechniken spezialisiert sind. Darunter sind viele kleine Manufakturen, die fast alle in Europa beheimatet sind. Ein englischer Betrieb beherrscht beispielsweise eine ganz besondere Plissiertechnik. So wird die im Premiumsegment benötigte Qualität und Exklusivität gewährleistet.

Bewegte Unternehmensgeschichte

Der Umgang mit schönen Textilien ist in der DNA von Sahco verinnerlicht, seit Samson Abraham Hesslein 1831 in Bamberg das Textilhandelsunternehmen S. A. Hesslein gründete. 1863 folgte der Umzug nach Nürnberg. Um die Jahrhundertwende spezialisierte sich die Firma auf den Handel mit Teppichen, Möbelstoffen und Dekorationstextilien und importierte feinste Seide aus Paris und Lyon sowie Perserteppiche aus Konstantinopel. Nach dem Ersten Weltkrieg bauten Hans Hesslein und sein Sohn Paul, der Enkel und der Urenkel des Firmengründers, das Groß- und Außenhandelsgeschäft weiter aus.

Unter dem Nazi-Regime folgte die Zwangsarisierung des Unternehmens: Als jüdische Geschäftsleute wurden die Hessleins enteignet und emigrierten 1938 in die USA. Als sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurückkehrten, lag ihr Geschäftshaus in der Nürnberger Innenstadt in Schutt und Asche. Das Firmeninventar war nach einem Bombentreffer verbrannt – bis auf den Tresor mit den Kundendaten. Mit diesem „Kapital“ wagte Ludwig Fleischmann den Neustart. Er war langjähriger Mitarbeiter des Unternehmens und wurde nach 1945 von der Familie Hesslein als Treuhänder eingesetzt. 1954 hat er dann die Firma von den Hessleins mit übernommen.

Diese Historie spiegelt sich noch heute in der Eigentümerstruktur der Sahco Hesslein GmbH & Co. KG wider: Zum Gesellschafterkreis gehören Nachfahren von Ludwig Fleischmann und seiner Nachfolger als Geschäftsführer. 1985 trat der heutige Geschäftsführer und Mitgesellschafter, Christoph Häußler, in das Unternehmen ein. Die Internationalisierung des Geschäfts wurde mit der Gründung von Niederlassungen in Frankreich, Belgien, Italien und Großbritannien vorangetrieben und weitere Auslandsmärkte durch die Zusammenarbeit mit Distributoren und Agenten erschlossen. Heute ist Sahco mit einem Exportanteil von 80 Prozent rund um den Globus aktiv – Schwerpunkte bilden neben dem deutschen Heimatmarkt Frankreich, Italien und Großbritannien. Außerhalb Europas sind der Mittlere Osten, Russland, Japan und vor allem die USA besonders wichtige Absatzmärkte. Sie werden alle vom Stammsitz des Unternehmens beliefert, der sich seit 1973 in Nürnberg-Langwasser befindet und 1991 erweitert wurde. Dort lagern etwa 300 000 Meter Stoff, die je nach Bestellung des Kunden zugeschnitten und verpackt werden.

Erfolgsfaktor Design

Eine Weiche für die Positionierung im globalen Spitzensegment wurde 1985 gestellt: Damals begann die bis heute erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ulf Moritz, der für Sahco exklusive Kollektionen kreiert. Der renommierte, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Designer – eine Fachzeitschrift nannte ihn „Champion der Textilentwerfer“ – studierte bei Georg Muche, dem langjährigen Leiter der Webschule am Bauhaus. Das Markenzeichen von Ulf Moritz sind außergewöhnliche Designs sowie der Einsatz und die Kombination unkonventioneller Materialien: In seinen Stoffen sind beispielsweise Ananasfasern und Metallfäden, Rosshaar und Bast verarbeitet. Sein Credo lautet: „Der Phantasie Raum geben und damit dem Raum Phantasie.“ Kreative Impulse kommen auch aus dem eigenen, dreiköpfigen Designerteam von Sahco unter Leitung von Sybille Ruge. Sie entwickeln die exklusiven Stoffe, Teppiche und Tapeten in enger Zusammenarbeit mit Manufakturen und ausgewählten Produzenten.

Durch eine eigene Designsprache und die hohe Qualität der Produkte sieht sich Sahco im Wettbewerb gut aufgestellt. Allerdings steht die Branche aktuell vor Herausforderungen. Das für das Unternehmen wichtige Exportgeschäft wird durch globale Krisen zunehmend schwieriger. Außerdem hat sich in den letzten Jahren der Einrichtungsgeschmack in Richtung „Entstofflichung“ entwickelt: Trends wie „Industrial Vintage“ setzten bei der Raumgestaltung auf kahle Flächen statt auf Textilien. Um „Lust auf textiles Einrichten zu machen“, engagiert sich Sahco in der Initiative Textile Räume e.V., einem Zusammenschluss von Unternehmen der Heimtextilbranche aus dem deutschsprachigen Raum. Eine weitere Herausforderung besteht im zunehmenden Preisdruck, der sich vor allem im Objektgeschäft bemerkbar macht. Dort geht es um die textile Ausstattung von Hotels, Restaurants, Firmengebäuden oder Schiffen.

Auch das Thema Digitalisierung treibt die Heimtextilienbranche um: Haptik und Farbgebung als wichtige Produktmerkmale von Stoffen lassen sich zwar online darstellen, aber nur mit Abstrichen. Dennoch arbeiten Sahco und andere Anbieter an der Entwicklung digitaler Tools. Sie sollen dem Endkunden einen Eindruck vermitteln, wie der verarbeitete Stoff aussehen könnte. Dabei stellt Marketing-Leiter Holger Rieß jedoch klar: „Solche Tools können die individuelle Beratung durch den Fachhandel und Inneneinrichter nur ergänzen, aber niemals ersetzen.“

Autor/in: 

 aw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2017, Seite 76

 
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