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Ein herausforderndes Jahr

GfK_Bilanz © GfK

Präsentierten die Bilanz: Dr. Gerhard Hausruckinger (r.) und Christian Diedrich.

Investoren und eine digitale Offensive sollen den Marktforscher wieder in die schwarzen Zahlen führen.

Es sei ein turbulentes und schwieriges Jahr für die Nürnberger GfK SE gewesen, sagte Dr. Gerhard Hausruckinger bei der Bilanzpressekonferenz des Marktforschers. Er hatte nach dem Ausscheiden des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Matthias Hartmann im September 2016 übergangsweise die Aufgabe als Sprecher des Vorstands zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstandsmitglied für den Sektor Consumer Choices übernommen. Im März präsentierte er noch die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres zusammen mit Finanzvorstand Christian Diedrich: Die GfK verzeichnete 2016 einen Umsatzrückgang um 3,9 Prozent auf rund 1,5 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis belief sich auf 155,3 Mio. Euro (2015: 187,6 Mio. Euro), das Konzernergebnis wies einen Verlust von 136,5 Mio. Euro aus. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen deshalb vor, für das vergangene Jahr keine Dividende auszuschütten.

Hausruckinger sagte, dass 2016 dennoch wichtige Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens gestellt worden seien: Mit Peter Feld ernannte der Aufsichtsrat der GfK SE Mitte März einen neuen Vorstandsvorsitzenden – Feld kam über den Investor KKR zum Marktforscher und war zuvor in gleicher Funktion bei der WMF Group tätig. Insgesamt hat er über 20 Jahre Erfahrung im Management globaler Unternehmen wie Beiersdorf, Johnson & Johnson und Procter & Gamble. Peter Feld hat inzwischen seine neue Position angetreten und Hausruckinger ist zu seiner vorherigen Funktion zurückgekehrt. Auch die Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse bei der GFK ist weitgehend abgeschlossen. Begonnen hatte diese mit dem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot durch die Finanzholding Acceleratio Capital N.V. Ende letzten Jahres. Die Holdinggesellschaft war von dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. (KKR) zwecks Übernahme der GfK gegründet worden. Das Angebot wurde im Februar angenommen, alle benötigten Genehmigungen erteilt. Der nächste Schritt besteht nun darin, die GfK von der Börse zu nehmen. Dafür wurde kurzfristig ein Verfahren zur Zwangsabfindung (sogenannter „Squeeze-Out“) der verbleibenden Kleinaktionäre eingeleitet. Zudem wurden Verträge mit weiteren Aktionären geschlossen, die GfK-Verein und Acceleratio zusammen 96,7 Prozent des Grundkapitals sichern.

Da der Wettbewerbsdruck in der Branche nicht zuletzt aufgrund der digitalen Konkurrenz kontinuierlich gestiegen ist,  hat die GfK digitale Innovationen zu einem vorrangigen Ziel erklärt. Mit „Supercrunch“ hat sie bereits einen neuen Geschäftsbereich auf den Markt gebracht. Dieser soll Kunden mit Hilfe von automatisierten, benutzerdefinierten Analysen bei ihren Marketing-Aktivitäten unterstützen. Die Basis dafür bilden die Daten der jeweiligen Kunden, der GfK und von Drittquellen, die miteinander verknüpft und ausgewertet werden. Supercrunch startet zunächst in Deutschland, Ende des Jahres sollen Großbritannien und Frankreich folgen. Zudem wurde mit Netquest ein Anbieter von digitalen Panels übernommen, der zusätzlich verhaltensbezogene Daten und Messtechnologie im Portfolio hat. Das Unternehmen hat eine starke Präsenz in Spanien, Portugal und Lateinamerika und ist gerade dabei, den globalen Ausbau voranzutreiben. Insgesamt lagen die Investitionen der GfK SE im vergangenen Jahr bei über 100 Mio. Euro. Konkrete Investitionspläne gibt es auch für das laufende Jahr: Das Unternehmen verlegt seine IT-Infrastruktur mit mehr als 3 000 Servern nach Frankfurt. Dort wurde vor Kurzem ein Vertrag für ein neues Rechenzentrum mit dem Anbieter Equinix unterschrieben. Bis Ende 2018 soll der gesamte GfK-Datenverkehr in Europa, dem Nahem Osten und Afrika über den neuen Serverpark gesteuert werden.

Ob die Neuausrichtung auch mit personellen Veränderungen einher geht, steht indes noch nicht fest. Derzeit beschäftigt die GfK rund 13 000 Mitarbeiter weltweit, 400 weniger als noch im Jahr zuvor. Davon arbeiten 1 900 in Nürnberg und knapp 2 300 in Deutschland – beide Zahlen blieben relativ stabil. Man erwarte eine leicht über dem Vorjahr liegende Umsatzentwicklung und eine AOI-Marge (angepasstes operatives Ergebnis zu Umsatz) auf Vorjahresniveau. 

Autor/in: 

ki.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2017, Seite 93

 
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