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Flusskreuzfahrten

Schiff ahoi in Nürnberg!

Flußkreuzfahrten © (C)tt.

Landgang in Nürnberg und Roth: Die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe beleben den Tourismus in der Region.

Weltweit hat die Zahl der Passagiere von Kreuzfahrten in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte auf zuletzt über 25 Mio. Gäste zugenommen. Zwar zieht es die meisten Touristen auf die hohe See zu immer exotischeren Zielen, aber auch das Segment Flusskreuzfahrt liegt im Trend. Aufgrund der hohen Nachfrage betreiben die Mitgliedsreedereien des internationalen Kreuzfahrtverbandes Cruise Lines International Association (Clia) derzeit 184 Flusskreuzfahrtschiffe und planen für das laufende Jahr mit weiteren 13 Schiffen. Davon könnte auch der Nürnberger Passagierhafen weiter profitieren.

In den letzten 20 Jahren haben sich die Anlegevorgänge im Nürnberger Passagierhafen rasant entwickelt: Haben im Jahr 1996 erst 85 Passagierschiffe in Nürnberg festgemacht, waren es im vergangenen Jahr 1 107 Flusskreuzfahrtschiffe. Dominierende Reedereien in Nürnberg sind die Viking River Cruises, die RSR Schifffahrt und die River Services mit 20, 15 und zehn Anlegevorgängen. Der überwiegende Teil der weiteren 65 Anbieter macht nur wenige Male oder einmal pro Jahr in Nürnberg fest. Bei durchschnittlich 135 Passagieren je Flusskreuzfahrtschiff – seit 2010 sind größere Schiffsklassen unterwegs – kommen pro Jahr rund 150 000 Gäste über die Wasserstraße nach Nürnberg. Bei ihrem Landausflug geben die Tagestouristen Erhebungen zufolge circa 30 Euro aus. Das Geld landet in den Kassen von Handel und Gastronomie und summiert sich laut dem Nürnberger Wirtschaftsreferat auf knapp 4,5 Mio. Euro.

Zu den Summen, die die Touristen ausgeben, kommt eine schwer bezifferbare, zusätzliche Wertschöpfung: Busunternehmen aus der Region Nürnberg fahren die Passagiere bei ihren Ausflügen, Schiffe müssen ver- und entsorgt werden usw. Außerdem werden beispielsweise frische, saisonale Lebensmittel für die Bordküchen vor Ort eingekauft, z. B. je nach Saison fränkischer Spargel oder auch lokales Bier.

Für das weitere Wachstum hat die Stadt Nürnberg die Weichen gestellt und 10,5 Mio. Euro in den neuen Hafen für Flusskreuzfahrtschiffe investiert, der im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen ist. Neben zehn Liegeplätzen für Kabinenkreuzfahrtschiffe wurde eine moderne Infrastruktur mit Schiffsversorgungsmodulen, Beleuchtung, Stromversorgung und Wertstoffsammelstellen geschaffen. Die Stromabnahme ist seitdem Pflicht und Teil des kommunalen Luftreinhalteplans, Dieselgeneratoren sind nunmehr Tabu. Außerdem wurden Straßen für die Versorger und Busse geschaffen

Dieser vom Freistaat mitfinanzierte Ausbau erfüllt damit auch die Forderung des Fachverbandes Clia, dessen Mitglieder sich in Sachen Umweltschutz auf Standards verpflichtet haben, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen. Dazu gehört etwa die Abnahme von Landstrom im Hafen während der Liegezeit, um Schadstoffemissionen zu reduzieren, sowie die fachgerechte Müll- und Abwasserentsorgung.

Herzstück des Flusstourismus ist die durchgängige Verbindung von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer, die 1992 nach 30 Jahren Bauzeit mit dem Main-Donau-Kanal geschaffen wurde. Doch diese europäische Großschifffahrtsstraße mit einer Gesamtlänge von 3 500 Kilometern hat mittlerweile nicht nur Fans. Anders als in Nürnberg liegen die Häfen in Bamberg, Passau, Regensburg oder Würzburg mitten in der Stadt. Schon beklagen sich dort Anwohner über Schifftouristen, die dort kurzfristig die Innenstädte verstopfen, um sich dann wieder auf ihre schwimmenden Hotels zurückzuziehen. Dort wird die Diskussion „Wie viele Flusskreuzfahrten verträgt eine Stadt?“ intensiv geführt.

Angebote für US-Touristen

Für Nürnberg sieht Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg (CTZ), eine „Gratwanderung“, zumal gerade von Mai bis September ein dichter Betrieb herrsche. Andererseits verteile sich der Ansturm auf das mittelalterliche Nürnberg und das Dokuzentrum mit dem Reichsparteitagsgelände und dem Memorium Nürnberger Prozesse. Coulin will aber das Potenzial noch besser ausschöpfen: So sollen besonders Touristen aus den USA direkt über den Flughafen nach Nürnberg gelockt werden, um die Stadt als Anfangs- und Endpunkt ihrer Flussreise zu nutzen. Dafür wirbt Coulin bereits mit einigem Erfolg bei amerikanischen Reiseanbietern, sodass schon mehr als ein Drittel der Flusskreuzfahrer aus den Staaten in Nürnberg starten. Das bringt Flughafen, Hotellerie, Gastronomie und Handel deutlich mehr Geschäft, zumal diese Touristengruppe als gutsituiert und ausgabefreudig gilt. Coulin macht sich auch „perspektivisch“ für einen zweitägigen Landgang stark, damit die Touristen mehr von Nürnberg entdecken. Zudem weiß sie aus Befragungen von Passagieren, dass viele von ihnen nach einem Landgang in Nürnberg wiederkommen wollen, um die Stadt noch besser kennenzulernen.

Für das laufende Jahr rechnet das zuständige Nürnberger Wirtschaftsrathaus mit erneut über 1 000 Anlegevorgängen. Das wäre zwar zahlenmäßig weniger als im vergangenen Jahr, allerdings wird mit einem weiteren Plus bei Kreuzfahrten mit Start- und Endpunkt im Hafen Nürnberg und damit längeren Liegezeiten gerechnet. In der Diskussion ist sogar ein Flusskreuzfahrtschiff, das komplett für chinesische Touristen umgebaut wird.

Ebenfalls einen Zuwachs auf gut 280 Anlegevorgänge erwartet die Stadt Roth in ihrem Hafen. Die dortigen kommunalen Touristiker bieten für Passagiere der Reederei Avalon Waterways eine Gruppenbetreuung an, die noch ausgebaut werden soll. Das vierstündige Besichtigungsprogramm sieht den Besuch des Museums Historischer Eisenhammer, des Schlosses Ratibor und eine Stadtführung vor. Dieses Angebot lockt übrigens auch Touristen, die in Nürnberg anlegen, in die Kreisstadt.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2017, Seite 38

 
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