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IHK-Fachkräftemonitor

Meister und Fachwirte gefragt

Fachkräftemonitor © Thinkstock.com/Shinyfamily

Die Unternehmen in Bayern können viele Stellen nicht besetzen. Besonders gesucht sind Fachkräfte mit einer beruflichen Qualifizierung.

In Bayern wird die Fachkräftelücke in der Wirtschaft immer größer. Bei Verfahrenstechnikern, Konstrukteuren und Industriemeistern kann fast jede fünfte Stelle im Freistaat nicht besetzt werden. Insgesamt fehlen heuer trotz des aktuellen Beschäftigungsrekords in allen Berufsgruppen 227 000 Fachkräfte. Damit ist die Fachkräftelücke binnen Jahresfrist um 47 Prozent gewachsen. Durch den Engpass bleiben rund fünf Prozent aller im Freistaat angebotenen Arbeitsplätze für Fachkräfte unbesetzt. Zu diesen Ergebnissen kommt die jüngste Auswertung des IHK-Fachkräftemonitors Bayern. Gesucht werden in erster Linie keine Akademiker, sondern zu mehr als 85 Prozent beruflich qualifizierte Mitarbeiter. Ganz oben auf der Wunschliste der Betriebe stehen auch Industriekaufleute, Bürokaufleute und Fertigungsmechaniker.

„Der Fachkräftemangel bremst die bayerische Wirtschaft massiv. Betriebe müssen Aufträge verschieben oder ablehnen, weil die Kapazitäten nicht vorhanden sind. So entgeht Bayern eine Wirtschaftsleistung von schätzungsweise 17 Mrd. Euro allein in diesem Jahr“, sagte Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK). „Der Fachkräftemangel sei aktuell das größte Problem der bayerischen Wirtschaft. 50 Prozent der Betriebe – so viele wie noch nie – betrachteten die zunehmenden Personalengpässe als Risiko für ihr Geschäft, so Driessen.

In absoluten Zahlen ist Oberbayern am meisten vom Personalengpass betroffen. Hier fehlen 89 000 Fachkräfte, fast 40 Prozent des bayerischen Defizits. Als Anteil der Personalnachfrage ausgedrückt ist der Fachkräftemangel dagegen in der Region Coburg am gravierendsten: Dort beträgt die Fachkräftelücke heuer bereits acht Prozent. Es folgen Oberfranken mit knapp sieben und Mittelfranken mit sechs Prozent. Am kleinsten ist der Engpass mit drei Prozent in Schwaben.

Bis 2030 wird die Fachkräftelücke im Freistaat wegen des demografischen Wandels auf 451 000 Beschäftigte oder elf Prozent der Personalnachfrage steigen, so die Prognose der BIHK-Studie. Am härtesten trifft es dann wieder die Region Coburg mit 16 Prozent, gefolgt von Ober- und Unterfranken. In Mittelfranken wird der Personalengpass auf 13 Prozent anwachsen, in Südbayern auf zehn Prozent.

„Viele Branchen leiden darunter, dass die Nachwuchskräfte an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts vorbei ein Studium und akademische Abschlüsse anstreben“, so BIHK-Chef Driessen. Dabei sei die Nachfrage nach Meistern und Fachwirten wegen ihrer großen Praxiserfahrung viel höher, sie hätten deshalb oftmals bessere Karriere- und Verdienstaussichten als Akademiker. Um den Personalengpass in der Wirtschaft zu lindern, müssten auch mehr Frauen als Fach- und Führungskräfte tätig werden. Außerdem setzt sich der BIHK angesichts des Fachkräftemangels für ein besseres Image der beruflichen Ausbildung, mehr Zuwanderung und flexiblere Renteneintritte ein. Dagegen erteilt der BIHK dem Vorschlag eine Absage, das Arbeitslosengeld zur Weiterbildung zu verlängern: „Das ALG-Q wäre als riesige Weiterbildungsbrücke in die Rente der neuerliche Beginn eines Fachkräfte-Aderlasses“, sagte Driessen.

Der IHK-Fachkräftemonitor Bayern wurde 2011 von den bayerischen IHKs gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR GmbH eingerichtet. Er wird jährlich aktualisiert und ermittelt, wie sich Angebot und Nachfrage bis zum Jahr 2030 entwickeln, welche Berufe und Qualifikationen gefragt sind und welche Regionen vom Fachkräftemangel besonders betroffen sind. Auch Aussagen zur Entwicklung des Durchschnittsalters und zum Geschlecht der zur Verfügung stehenden Fachkräfte können getroffen werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2017, Seite 54

 
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