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Musik Klier

Dem guten Ton verpflichtet

Musik Klier © IHK/Kist

Andreas und Alexander Klier in der Klavierabteilung des Musikhauses.

Seit rund 60 Jahren kümmert sich die Familie Klier professionell um Musikinstrumente – mittlerweile in dritter Generation.

Josef Klier baute zusammen mit seiner Frau Christa den Musik Klier seit 1959 in der Nürnberger Wölckernstraße auf. Klier war Metallblasinstrumenten-Baumeister von Beruf und startete zunächst mit der Reparatur von Instrumenten. Das Geschäft wuchs, zu den Blechblasinstrumenten kamen Holzblasinstrumente hinzu und Blasinstrumente insgesamt entwickelten sich zum wesentlichen Standbein des Betriebs. Einige Zeit später wurde auch mit dem Verkauf von anderen Instrumenten begonnen. Als schließlich die Rockmusik zu Beginn der 60er Jahre – die Beatles waren weltweit auf dem Vormarsch – immer populärer wurde, bewies Klier das richtige Gespür: Er nahm mit Moog-Synthesizern, Ludwig-Schlagzeug und Vox-Gitarrenverstärkern die Instrumente und das Equipment der Rockmusik nach und nach in das Sortiment auf. Auch wenn er selbst nicht alle modernen Instrumente spielen konnte, so erkannte er doch wie wichtig es für seinen Betrieb war, diesen Trend nicht zu verpassen. Heute werden 35 Mitarbeiter beschäftigt und neben dem Inhaber Andreas Klier arbeiten dessen Frau Dana und sein Sohn Alexander ebenfalls im Unternehmen. Auch Seniorchefin Christa Klier ist nach wie vor im Büro tätig und kümmert sich um buchhalterische Angelegenheiten. Die Kunden des Hauses sind alle Musikbegeisterten: von Einsteigern über Hobby-Musiker bis hin zu Berufsmusikern.

Römische Fanfaren

Andreas Klier studierte Musik am Nürnberger Konservatorium (die heutige „Hochschule für Musik Nürnberg“), wechselte später an die Musikhochschule in Würzburg und war danach eine Zeit lang Berufsmusiker. 1977 stieg er schließlich in die Firma der Eltern ein und baute, auch aufgrund seines Klavierstudiums, den Bereich der Tasteninstrumente auf. Die Abteilungen der Tasten- und Blasinstrumente sind sowohl die ältesten, als auch jene, für die das Musikhaus besonders bekannt ist. Auf den heute rund 5 000 Quadratmetern Verkaufsfläche gibt es darüber hinaus Abteilungen für Gitarre und Bass, Schlagzeug und Percussion sowie Streich- und Orffinstrumente. Über die eigentlichen Instrumente hinaus, bietet das Unternehmen alles rund um die Musik an: Licht-, Bühnen- und Ton-Technik, DJ-Equipment, Software, Noten und die laut Andreas Klier größte Kopfhörer-Abteilung Nürnbergs. Besonderen Wert legt man zudem auf den Service: Nicht nur Kunden, die vorher ein Instrument gekauft haben, können es im Geschäft reparieren lassen. Drei gelernte Meister und weitere Fachkräfte arbeiten in Service, Reparatur und Wartung in den hausinternen Werkstätten, in denen auch Umbauten oder Sonderanfertigungen vorgenommen werden können. Das kommt nicht so häufig vor, ist dann aber etwas Besonderes: Beispielsweise wollte Weißenburg für eine kulturelle Veranstaltung originalgetreue, römische Fanfaren einsetzen – die Meister bauten diese anhand von Zeichnungen nach. Manche Kunden nehmen für diesen Service laut Klier eine Strecke von bis zu 200 Kilometern auf sich, denn so groß sei das regionale Einzugsgebiet des Musikgeschäfts. Ein Grund hierfür: Das Haus sei eines der letzten Vollsortimenter in Deutschland – in Stuttgart, Hamburg und Frankfurt gebe es keinen mehr und selbst vergleichbare Läden in München hätten nicht diese Produktpalette zu bieten.

Installation & Musikunterricht

Neben dem Verkauf von Musikinstrumenten ist die Installation von Veranstaltungstechnik in Gebäuden – u. a. Schulen, Kirchen und Diskotheken – ein weiteres Standbein. Überall dort, wo Licht und Ton installiert werden muss, bietet Musik Klier passende Lösungen sowohl einmalig für Events als auch dauerhaft. Als Beispiel nennt Andreas Klier die Präsentation des neuen 911-Modells bei Porsche, bei der Klier für Licht-, Ton- und sogar Pyrotechnik verantwortlich war. Auch Veranstaltungen mit großen Musikern finden regelmäßig statt. Steve Morse von der Band Deep Purple war ebenso bei Klier zu Gast wie zuletzt Simon Phillips, Schlagzeuger der Band Toto und Studiomusiker für Größen wie The Who und Judas Priest. Den Workshop präsentierte Klier wegen der großen Nachfrage nicht im eigenen Haus, sondern im Z-Bau. Derartige Veranstaltungen stellen einen Gewinn für mehrere Seiten dar: Das Musikhaus kann neue Kunden hinzugewinnen und alte Kunden binden. Der Partner – in diesem Fall die Firma Tama Drums – stärkt seine Markenbekanntheit und die Fans können ihre Musikidole hautnah erleben und anders als auf Konzerten auch mit dem Musiker ins Gespräch kommen. Weniger glamourös, dafür sehr informativ sind außerdem Workshops zu einem bestimmten Thema wie In-Ear-Monitoring (Ohrhörer für Bühnenmusiker) oder dem Cajón. Die Teilnehmer bekommen dort meist kostenfrei Wissen zu Technik und Instrumenten vermittelt. Insgesamt sei die Nähe zur aktiv musizierenden Szene äußerst wichtig, sind sich Vater und Sohn einig.

Auch der Verleih im weiteren Sinne spielt bei Musik Klier eine Rolle. Zum einen werden beispielsweise Klaviere und Flügel für einzelne Termine verliehen, zum anderen besteht die Möglichkeit eines sogenannten Mietkaufs. Interessenten mieten ein Instrument für einen bestimmten Zeitraum – meist drei, sechs oder zwölf Monate – für sich selbst oder auch für die Kinder. Ist der Funke dann nicht übergesprungen, kann man das Instrument zurückgeben und hat so nichts dauerhaft angeschafft und nur den Mietpreis gezahlt. Möchte man aber das Instrument kaufen, wird der Mietpreis auf den Kaufpreis angerechnet. Andreas Klier erklärt: „Dieses Konzept ist eine starke Säule bei uns im Haus und eine Nische, die wir bewusst besetzen, da es auch ein klares Unterscheidungskriterium gegenüber dem Versandhandel ist. “

Das Einkaufserlebnis zählt

Der Online-Handel spielt im Musikhaus Klier eine wichtige Rolle, ist jedoch nicht der Hauptkanal im Verkauf. Dies ist vor allem eine Standortfrage: Die Logistik eines sich lohnenden Versand- und Online-Handels mit Hochregallagern und den benötigen Lkw ist mitten in der Nürnberger Südstadt nur schwer darstellbar. Bei Klier geht es mehr um das Einkaufserlebnis, das in den verschiedenen Abteilungen konsequent umgesetzt wird. Dies wurde durch diverse Umbauten erreicht: Ein amerikanischer Van mitten in der Gitarrenabteilung versprüht einen rockig-bluesigen Flair und auf dem Platz der Ukulelen fühlt man sich wie in der Karibik. Im Blick hat man das Online-Geschäft jedoch mit wachen Augen, denn in Zeiten der Digitalisierung ist ein Shop im Internet weit mehr als nur ein Schaufenster oder ein Warenangebot. Ein Team kümmert sich daher – parallel zum stationären Handel – um den Auftritt im Netz. Es ist verantwortlich für neue Inhalte, sodass das Einkaufserlebnis des Ladens auch online erlebbar wird.

Geplant sind zudem einige Umstrukturierungen: Die Eingangsfläche soll in Zukunft andere, modernere Artikel präsentieren, die Notenabteilung wird dezentralisiert und in die jeweiligen Instrumenten-Abteilungen integriert. Auch geht es um die Frage, ob man viele Hersteller, von diesen aber weniger Produkte, oder umgekehrt – weniger Hersteller, von diesen dann aber eine große Produktauswahl, im Sortiment führen wird. Für Familie Klier ist dies eine der wichtigen Fragen – gerade im Hinblick auf Unternehmensentwicklung und Zukunftssicherung. Die Branche sehen sie gerade mit Blick auf das Produktportfolio im Umbruch begriffen. „Die Quantität kann in dieser Form nicht aufrecht erhalten werden. Eventuell werden wir in Zukunft nur noch zwei Klaviermarken im Geschäft haben, derzeit haben wir vier – wir hatten in der Vergangenheit aber auch schon 13 im Vertrieb.“ Dies zeige die aktuell stattfindende Spezialisierung, die einen möglichen Weg für Musikgeschäfte darstellt.

Autor/in: 

(ki.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2017, Seite 70

 
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