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Bolta

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Bolta-Werke-CEO-Christian-Falk © Bolta Werke

Geschäftsführer Christian Falk stellt die richtigen Weichen.

Christian Falk führt die Bolta Werke GmbH, die oberflächenveredelte Komponenten für die Automobilindustrie entwickelt und produziert.

Christian Falk prägt seit zehn Jahren als Geschäftsführer maßgeblich die Bolta Werke GmbH mit Sitz in Diepersdorf im Nürnberger Land. Den Produkten des Automobilzulieferers begegnet man in ganz Deutschland, ja in der ganzen Welt. Denn jeder hat schon einmal die Kühlerschutzgitter, Zierleisten, Typzeichen, Spiegelgehäuse oder Türgriffe gesehen, die an den Autos von Audi, BMW, Ford, MAN, Mercedes- Benz, Porsche und Volkswagen angebracht sind. Tausende dieser Produkte laufen täglich durch die Produktionsstraßen hin zu akribischen Endkontrollen und schließlich direkt zum Kunden, oder zu anderen Automobilzulieferern zur Montage. Dabei konnte die Kapazität und der Ausstoß – auch dank der Weitsicht des Geschäftsführers Falk – über die Jahre stetig erweitert werden. Selbst während der Wirtschaftskrise 2008 ging es nach oben: Denn zu dieser Zeit entschloss sich Falk, die Produktion nicht zu drosseln, sondern in eine zweite Galvanik-Anlage und in den Ausbau der Lackierkapazitäten zu investieren. Heute ist rückblickend klar, dass das der richtige Schritt hin zu überdurchschnittlichem Wachstum war.

Bekenntnis zum Standort

Galvanik- und Lackieranlagen blieben dabei keineswegs die einzige Investition des Unternehmens. Erst im Juni dieses Jahres wurde am Hauptsitz das „Werk 3“ feierlich eröffnet. Auf 2 500 Quadratmetern bietet es Raum für ein Kompetenzzentrum und rund 100 Arbeitsplätze in den Bereichen Qualitätskontrolle und Endmontage. „Trotz fortschreitender Internationalisierung setzen wir auch weiterhin auf den Standort in Diepersdorf“, sagte Christian Falk bei der Eröffnung. Der Standort bündelt neben den Produktionsbereichen die Räume zur Entwicklung neuer Technologien, das gesamte Engineering und Prototyping für neue Produkte sowie die Steuerung aller internationalen Aktivitäten. Unterstrichen wird das durch die Pläne, ein weiteres, dringend benötigtes Bürogebäude in Diepersdorf zu bauen. Den Bauplatz hat man schon, der Spatenstich soll in den nächsten Monaten erfolgen. Die Investitionen in das „Werk 3“ betrugen rund acht Mio. Euro, für das Bürogebäude werden weitere fünf Mio. Euro veranschlagt.

Investitionen international

Investiert wird aber nicht nur in Deutschland – neben Diepersdorf betreibt Bolta noch ein Werk in Gottmadingen und eine Betriebsstätte in Gütersloh – sondern auch international: Ende Juli 2017 eröffnete das Unternehmen den neuen, von Johannes Carl geleiteten US-Standort in Tuscaloosa, Alabama. Das Ziel dort: die Belieferung von US-Standorten aus dem Premium-Segment der Automobilindustrie und die gleichzeitige Schaffung von rund 350 Arbeitsplätzen bis Ende 2018. Im Nachbarland Mexiko besteht seit 13 Jahren die Nicrobolta S.A. de. C.V. in der Stadt Puebla als Joint-Venture. In der Gründungsphase befindet sich ein weiteres Werk in Ungarn, vier Auszubildende aus Ungarn werden derzeit in Deutschland für den Einsatz vorbereitet. Die Bolta Werke GmbH und ihre Schwestern in den verschiedenen Ländern sind alle unter dem Dach der Holding White Capstan Limited vereint. Die Holding gehört wiederum zur Purico Group mit Sitz in Nottingham, England. Purico wurde 1983 von Prof. Nathu Ram Puri gegründet und ist im Papier-, Polymer- und Kunststoffbereich weltweit mit rund 50 Unternehmen tätig.

Von Kämmen und Leisten

Wesentlich früher als die Purico Group wurde Bolta selbst gegründet: Im Jahr 1921 hob Johannes Bolten das Werk in den Gebäuden der Spielwarenfabrik Hessemer in Nürnberg aus der Taufe. Dort produzierten zunächst rund 70 Mitarbeiter Kämme aus Aluminium, Bakelit und Gummi – später aus Galalith, Celluloid und Hartgummi. Der heutige Sitz entstand ab 1964: In jenem Jahr begann der Neubau der Zentrale in Diepersdorf, was auch die Grundlage für die spätere Spezialisierung auf Oberflächenveredelung von Spritzgussteilen für den Automobil- und Sanitärbedarf legte. Als die britische Unternehmensgruppe Purico die Bolta Werke GmbH 1985 übernahm, entstanden in der Produktion neben Komponenten für den Sanitärbereich und Kunststoffteilen für die Video- und HiFi-Industrie die ersten Automobil-Kleinteile. 2008 baute Bolta das „Werk 2“ am Standort im Nürnberger Land, das die Produktions- und Lagerkapazitäten erheblich erweiterte. 2009 folgte eine neue Lackieranlage, 2011 ging mit „Paul“ die zweite große Galvanikanlage in Betrieb (die erste trägt den Namen „Peter“).

Rasantes Wachstum

Neben Lackier- und Galvanikanlagen verfügt das Unternehmen heute am Standort in Diepers- dorf allein über mehr als 50 Spritzgussmaschinen und einen Beklebe-Automaten. In Zahlen bedeutet das u. a. eine Spritzguss-Produktion von über einer Million Bauteilen pro Woche sowie 9 000 Quadratmeter galvanisierte Oberfläche und 5 000 lackierte Kühlschutzgitter pro Arbeitstag. Über 10 000 verschiedene Bauteile laufen gleichzeitig durch die Produktion. Im Anschluss an die Oberflächenveredelung werden die Produkte entweder direkt an den Kunden weitergegeben oder, wie im Falle eines Kühlerschutzgitters, im Modulcenter zum komplexen Zusammenbauteil mit bis zu 50 Einzelkomponenten montiert. Dass Christian Falk und Bolta auf die richtige Strategie setzten, beweist das schnelle Wachstum der Firma: In zehn Jahren konnte die Zahl der Mitarbeiter von 430 auf rund 1 500 am Standort Diepersdorf mehr als verdreifacht werden – weltweit beschäftigt Bolta 3 200 Mitarbeiter. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich der Umsatz von 70 Mio. Euro auf 272 Mio. Euro im Jahr 2016. Das Wachstum führte auch zur Auszeichnung „Bayerns Best 50“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums in den Jahren 2013 und 2016 (die Teilnahme ist nur alle drei Jahre möglich).

Der Umweltgedanke

Auch auf eine weitere Auszeichnung ist man bei Bolta stolz: 2016 konnte das Unternehmen die Auszeichnung „Lean & Green“ gewinnen (WiM berichtete). Umweltschutz ist dem Unternehmen seit jeher ein großes Anliegen – nicht zuletzt deshalb, da sich Bolta der hohen Verantwortung im Umgang mit den in der Produktion verwendeten Chemikalien bewusst ist. Die Chemikalien werden allerdings so fein und akribisch gefiltert, dass die Rückstände in das normale Abwasser geleitet werden dürfen. Darüber hinaus unternimmt Bolta weitere Anstrengungen: Das hauseigene Blockheizkraftwerk liefert 41 Prozent des Strombedarfs und 65 Prozent des Wärmebedarfs in den Werkhallen und Prozessbädern. Hinzu kommen Anlagen zur Wärmerückgewinnung und eine Gasleitung, die Bolta für sich legen ließ, um weniger von Heizöl abhängig zu sein. Dies gelingt: Alle Maßnahmen zusammen sparen 20 000 Tonnen CO2 pro Jahr ein.

Neben CEO Christian Falk verstärkt seit Juli 2017 Niklas Braun die Geschäftsführung (WiM berichtete), der für den Bereich Technik/Produktion zuständig ist. Mit der Erweiterung ging die Ernennung von Christian Falk zum Director der Holding White Capstan Limited einher. Die Geschäftsführung ergänzen Norbert Glawion (Kaufmännischer Leiter), Meik Gray (Produktionsleiter) und Thomas Meier (Leiter Unternehmensentwicklung). In Zeiten des Fachkräftemangels legt das Management großen Wert auf die Entwicklung der Mitarbeiter. Zum Start des neuen Ausbildungsjahres wurde eine separate Halle renoviert, mit Gerätschaften für verschiedene technische Lehrberufe ausgestattet und als hauseigenes Ausbildungszentrum in Betrieb genommen. Neben den rund 80 000 Euro für den aktuellen Aufbau sind in den nächsten zwei Jahren weitere 175 000 Euro für den Ausbau vorgesehen. Derzeit sind 68 junge Menschen (darunter neun duale Studenten) in der Ausbildung – die Zahl hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt. Auch das „Bolta-Gym“ und die „Bolta Akademie“ bilden Mitarbeiter aus und weiter. So wirkt das Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegen und qualifiziert die Mitarbeiter, um die hohen Ansprüche der Kunden erfüllen zu können.

Autor/in: 

Andreas Kist

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2017, Seite 76

 
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