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IHK-Konjunkturklima

In blendender Verfassung

Die wirtschaftliche Dynamik in Mittelfranken setzt sich fort: Die Betriebe berichten im In- und Ausland über alle Branchen hinweg von guten Geschäften.

Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die aktuellen Lageurteile und die Geschäftserwartungen zusammenfasst, liegt mit aktuell 131,0 Punkten deutlich über dem Wert des Vorjahres (126,4). Die sehr erfreuliche Lage in Mittelfranken entspricht damit auch dem guten Trend in Deutschland. „Die neue Bundesregierung startet also mit dem Rückenwind einer starken Konjunktur. Sie startet aber auch mit der Aufgabe, die Rahmenbedingungen für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen zu gestalten“, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius. „Die Betriebe sollten sich aber von den blendenden Geschäften nicht blenden lassen und ihre Risikovorsorge – insbesondere auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung nicht vernachlässigen.“

Was die aktuelle Geschäftslage angeht, so wurde ein neuer Spitzenwert erreicht: 95 Prozent der Betriebe berichten von verbesserten bzw. gleichbleibend guten Geschäften, eine Verschlechterung melden hingegen nur fünf Prozent. Damit klettert die Lagebeurteilung gegenüber der Vorbefragung nochmals um zwei Punkte auf einen Saldo von plus 48 Punkten – und damit auf die beste Lagebeurteilung seit zehn Jahren.

Dies dürfte in den nächsten Monaten weitgehend so bleiben: 70 Prozent der mittelfränkischen Betriebe erwarten konstant gute Geschäfte, rund ein Viertel sogar eine Verbesserung. Daraus ergibt sich ein leicht gesunkener, aber immer noch sehr solider Saldo von plus 16 Punkten. Die geringfügige Eintrübung geht vor allem auf Industrie und Bauwirtschaft zurück, die derzeit schon auf sehr hohem Niveau sind und deshalb beim Wachstum nicht mehr allzu viel Luft nach oben sehen.

Über alle Branchen hinweg werden weiter positive Impulse aus dem Exportgeschäft erwartet, insbesondere aus Nordamerika, China und der Euro-Zone. Aber auch im Inlandsgeschäft dürfte die Nachfrage stabil bleiben, so die befragten Unternehmen. Ein weiteres Indiz dafür, dass die wirtschaftliche Dynamik in Mittelfranken anhalten dürfte, ist die weiterhin kräftige Investitionstätigkeit – drei Viertel der Unternehmen halten die Investitionen auf dem bisherigen hohen Niveau oder wollen sie sogar noch steigern. Den größten Investitionsbedarf sehen die Unternehmen derzeit bei Ersatzbeschaffungen, Kapazitätsausweitung sowie Innovationen in Verfahren und Produkte.

Das IHK-Konjunkturklima lässt erwarten, dass sich die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten fortsetzen wird: Daran ändert auch die leicht gesunkene Beschäftigungsneigung wenig. Die Kehrseite der Medaille: Die Sorge, keine geeigneten Fachkräfte zu finden, treibt die Unternehmen um – besonders die aus der Dienstleistungsbranche. Die Hälfte der befragten Unternehmen kann derzeit offene Stellen längerfristig nicht besetzen. 53 Prozent der Unternehmen nennen deshalb die Probleme bei der Personalsuche als größtes Konjunkturrisiko – so viel wie nie zuvor. „Ein Thema für die künftige Bundesregierung liegt also auf der Hand: Qualifizierung und Fachkräftesicherung“, so IHK-Präsident Dirk von Vopelius. Besonders für Beschäftigte im Niedriglohnsektor sollte die Weiterbildung noch stärker gefördert werden.

Konjunkturklima nach Wirtschaftszweigen

Industrie: Die mittelfränkischen Industriebetriebe äußern sich fast ohne Ausnahme zufrieden mit den aktuellen Geschäften, nur drei Prozent melden rückläufige Umsätze. Positive Impulse verzeichnete die Industrie sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, wobei Produkte aus Mittelfranken besonders in der Euro-Zone, in Nordamerika und in China gefragt sind. Rückläufige Tendenz weisen allerdings die Geschäftserwartungen aus (minus zwölf Punkte), wobei aber immer noch eine breite Mehrheit von 70 Prozent der Industriebetriebe von anhaltend guten Umsätze ausgeht. Der Saldo aus „gut“- und „schlecht“-Meldungen bleibt deutlich positiv (plus 15 Punkte). Die zuletzt sehr expansiven Investitionspläne der Industrie gehen deutlich zurück. Das liegt aber weniger an der Wirtschaftslage als daran, dass die Unternehmen zunächst die Pläne der neuen Bundesregierung abwarten wollen. Keinen Einfluss hat die Politik jedoch auf die Stellenpläne: Die Unternehmen wollen weiterhin neue Arbeitsplätze schaffen.

Bauwirtschaft: Im Baugewerbe verbesserte sich die Geschäftslage – ausgehend von einem schon sehr hohem Niveau – nochmals deutlich. Die Mehrheit der mittelfränkischen Bauunternehmen (56 Prozent) berichtet von gestiegener Geschäftstätigkeit, 44 Prozent von unverändert guten Geschäften, eine Verschlechterung meldet aktuell kein einziger Baubetrieb. Der Saldo der Lagebeurteilung steigt damit nochmals um neun Punkte auf plus 56. Nach wie vor kommen die Zuwächse verstärkt aus dem Wohnungs- und dem Wirtschaftsbau. Trotz des bevorstehenden Winters bleiben die Aussichten für das mittelfränkische Baugewerbe positiv: 76 Prozent der Unternehmen rechnen für die kommenden Monate mit einer gleichbleibend guten Entwicklung, 18 Prozent sogar mit weiteren Zuwächsen. Weitere Impulse erwarten die Betriebe verstärkt vom öffentlichen Bau. Ein Indiz für die hervorragende Lage der Branche: Selbst im Winter wollen die Baubetriebe ihre Personalstärke halten und teilweise sogar noch ausbauen.

Handel: Hoch zufrieden zeigen sich die mittelfränkischen Handelsbetriebe, die nach einem guten Geschäftsjahr mit wenigen Schwankungen ihre aktuelle Lage sehr positiv schildern. Über die Hälfte der Unternehmen berichtet von einer verbesserten Geschäftslage, nur jeder zehnte Händler ist unzufrieden. Der Saldo steigt um zwölf Punkte auf plus 44 Punkte an. Am besten läuft es aktuell bei den Handelsvertretungen, hier vermelden zwei Drittel einen Anstieg der Geschäfte gegenüber der Vorbefragung. Positive Signale kommen auch aus dem Einzelhandel, der Saldo liegt nun bei plus 30 Punkten – so hoch wie seit dem Frühjahr 2016 nicht mehr. Für die kommenden Monate erwarten die mittelfränkischen Handelsbetriebe mehrheitlich eine Verstetigung der guten Geschäfte: 71 Prozent sehen für die kommenden Monate eine ähnlich gute Geschäftslage, 21 Prozent erwarten weitere Verbesserungen und acht Prozent eine Verschlechterung. Deshalb hat die Branche einen hohen Personalbedarf, auch die Investitionstätigkeit bleibt auf hohem Niveau und ist im Branchenvergleich überdurchschnittlich.

Unternehmensnahe Dienstleistungen: Die Dienstleister bleiben auf Spitzenniveau – mehr als die Hälfte aller Unternehmen meldet gute Geschäfte, nur jeder zwanzigste Betrieb ist unzufrieden. Die unternehmensnahen Dienstleister kommen damit auf einen hervorragenden Saldo von plus 47 Punkten, wobei sich die Inlands- und die Auslandsumsätze (vor allem aus Europa) in den zurückliegenden Monaten gleichermaßen positiv entwickelt haben. Die guten Geschäfte werden sich in den nächsten Monaten fortsetzen, so die überwiegende Meinung in der Branche. Die Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK), die vom Trend zur Digitalisierung profitieren, ragen hier besonders heraus. Ebenfalls hoch ist die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen – auch hier liegt die IuK-Branche nochmals über dem sehr hohen Durchschnitt. Doch die unternehmensnahen Dienstleister klagen ebenso wie andere Wirtschaftsbereiche über Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Auf hohem Niveau bleiben die Investitionspläne, wobei Kapazitätserweiterungen und Ersatzbedarfe als Hauptmotive genannt werden.

Verbrauchernahe Dienstleistungen: Die verbrauchernahen Dienstleister bewerten ihre Geschäftslage ebenfalls unverändert als gut. 51 Prozent der Betriebe berichten von einer Verbesserung der Geschäfte, eine gegenteilige Entwicklung melden nur vier Prozent, woraus sich ein hervorragender, nochmals leicht gestiegener Saldo von plus 47 Punkten ergibt. Für die kommenden Monate erwartet die Branche konstant gute Umsätze, wobei die Erwartungen und in Folge auch die Investitionsneigung allerdings etwas verhaltener sind als in der Frühjahrs-Konjunkturumfrage. Ein Grund für diese Tendenz dürfte aber auch sein, dass ein großer Teil der wichtigsten Investitionen bereits getätigt wurde. Die rückläufige Einstellungsbereitschaft offenbart das größte Problem der Branche: Die verbrauchernahen Dienstleister tun sich besonders schwer, geeignetes Personal zu finden. Jeder zweite Betrieb beklagt den Fachkräftemangel und ein Drittel die hohen Arbeitskosten. Der Saldo der Beschäftigungsneigung sinkt deshalb in der Branche um 15 Punkte und landet bei minus sieben Punkten.

Die hervorragende Lage der mittelfränkischen Wirtschaft spiegelt das Gesamtbild in Deutschland wider: Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen in ihrer aktuellen Herbstprognose für 2017 ein Konjunkturplus von 1,9 Prozent voraus. Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft habe an Stärke und Breite gewonnen, so die Gemeinschaftsprognose. Die Rekordbeschäftigung und der Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter bescherte Impulse im Inland, auch das Auslandgeschäft hat sich zuletzt sehr positiv entwickelt. Der Fachkräftemangel scheint derzeit das mit Abstand größte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung zu sein. In Mittelfranken werden dadurch Wachstumspotenziale nicht ausgeschöpft, so die IHK Nürnberg für Mittelfranken.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2017, Seite 22

 
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