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Italien

Wieder zurück?

Italien Mailand © Fabrolly - ThinkstockPhotos.de

Geschäftszentrum Porta Nuova in Mailand.

Nach Jahren der Wirtschaftskrise scheint sich Italien zu erholen. Jörg Buck, Geschäftsführer der Auslandshandelskammer Italien (AHK), über Chancen, Risiken und Reformen.

Wie optimistisch sind Sie hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklung in Italien, der achtgrößten Volkswirtschaft der Welt?

Die italienische Wirtschaft kommt aktuell wieder richtig in Schwung. Für dieses Jahr wird nun mit einem Wachstum von etwa einem Prozent gerechnet. Das Erfreuliche ist, dass diese positive Entwicklung auch bei den Menschen ankommt und somit nachhaltig ist. Der Kaufkraftzuwachs war 2016 der höchste der letzten 15 Jahre. Italien ist auch für die kommenden Jahre sehr gut aufgestellt. Unter der Regierung Renzi wurden zahlreiche Reformen umgesetzt, was sich jetzt insbesondere auf die Beschäftigung positiv auswirkt. Zusätzlich löst sich dank Investitionsprogrammen vor allem im Bereich Digitalisierung und Industrie 4.0. der Investitionsstau, der über die Krise entstanden ist. Kurzum: Ich bin sehr optimistisch.

Welche der beschlossenen Maßnahmen machen sich für deutsche Unternehmen besonders bezahlt?

Hier müssen natürlich vor allem die Reformen auf dem Arbeitsmarkt angesprochen werden. Wir haben nun mehr Mobilität auf dem Arbeitsmarkt, mehr Beschäftigung und mehr Festanstellungen. Zugleich machen sich die Investitionsanreize im Bereich Industrie 4.0 für die deutsche Wirtschaft bezahlt, die gerade in diesem Bereich ein willkommener Partner ist.

Wo sehen Sie im Gegensatz dazu noch den größten Reformbedarf aus wirtschaftlicher Sicht?

Der Bürokratieabbau sollte noch weiter vorangetrieben werden. Beispielsweise wäre es gut, wenn im Justizwesen Verfahren vereinfacht, national vereinheitlicht und verkürzt werden. Natürlich muss der Bankensektor reformiert werden, aber auch hier ist man bereits im Prozess. Zuletzt müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um das starke wirtschaftliche Gefälle zwischen Nord und Süd abzubauen. Dank einer aktiven Ansiedlungspolitik und wirtschaftlicher Anreize sind hier bereits erste Erfolge erzielt worden.

Wie Deutschland hat Italien einen starken industriellen Mittelstand. Resultieren daraus besondere Chancen für Kooperationen?

Grundsätzlich bestehen für Unternehmen, ob groß oder klein, in einem sicheren Marktumfeld zahlreiche Chancen. Deshalb bin ich guter Dinge, dass der Handel zwischen Deutschland und Italien, der im letzten Jahr im Übrigen einen neuen Höchststand erreicht hat, weiterhin wachsen wird. Was man dabei nicht vergessen darf: Wir sprechen hier über die zwei größten Industrienationen Europas.

Der Mittelstand trifft in Italien schon auf besonders gute Bedingungen. Beide Länder haben zahlreiche mittelständische Firmen, die sich hinsichtlich des Branchenmixes auch noch sehr gut ergänzen. Dies ist natürlich eine hervorragende Basis, um Geschäfte miteinander zu machen. Zudem gibt es bereits zahlreiche länder-übergreifende Wertschöpfungsketten, die sehr dicht ineinander verwoben sind. Das gilt insbesondere für hochwertige Industriebranchen wie Maschinenbau, Automobile, Chemie, Pharma und Elektrotechnik.

Vertriebsstrukturen sind ein zentrales Element für den Geschäftserfolg. Welche Unterstützung kann die AHK Italien hierbei bieten?

Wir haben zahlreiche Angebote in diesem Bereich. Zunächst schauen wir uns jedes Unternehmen einzeln an und erarbeiten zusammen eine individuelle Strategie. Wir nehmen die Unternehmen an die Hand und führen sie sicher in den Markt oder sorgen dafür, dass sich die Firma weiter auf dem Markt etabliert. Wir bieten u. a. Marktstudien, Unterstützung bei der Suche nach Geschäftspartnern und Mitarbeitern, juristische Beratung und Mithilfe beim Aufbau einer Vertriebseinheit. Wir sind dabei insbesondere auf kleinere und mittlere Unternehmen spezialisiert.

Autor/in: 

Italien

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2017: 1 701 Mrd. Euro
  • BIP pro Kopf 2017: 28 086 Euro
  • Wirtschaftswachstum 2017 real: 0,9 Prozent

Beziehungen zu Deutschland 2016 (Veränderung gegenüber 2015):

  • deutsche Einfuhren aus Italien: 51,8 Mrd. Euro (plus 5,6 Prozent)
  • deutsche Ausfuhren nach Italien: 61,4 Mrd. Euro (plus 5,9 Prozent)
  • Ease of Doing Business Index 2017: Rang 50 von 190 Ländern

(jeweils Prognosen; Quellen: GTAI 2017, Destatis)

Externer Kontakt:

Jörg Buck ist Geschäftsführer der Deutsch-Italienischen Auslandshandelskammer (AHK) mit Sitz in Mailand.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2017, Seite 26

 
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