Karin Doberer hat ein pädagogisches Konzept entworfen, das zum Exportschlager im deutschsprachigen Raum geworden ist.
Karin Doberer gründete das Dienstleistungs- und Beratungsbüro „LernLandSchaft“ im westmittelfränkischen Röckingen mit dem Ziel, Bildungseinrichtungen bei baulichen Maßnahmen zu unterstützen. Seit rund 15 Jahren arbeiten sie und ihr Team aus elf Mitarbeitern mit Schulen, Architekten, Bauherren und der Politik im Rahmen von Schulentwicklungsprozessen zusammen. Das Büro berät Einrichtungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, der Schweiz, Südtirol und Luxemburg rund um Neubau, Umbau und Sanierung.
Im Mittelpunkt steht eine Atmosphäre, die das Lernen und Arbeiten durch die Architektur des Gebäudes unterstützen soll. Das Team aus Pädagogen, Soziologen, Innenarchitekten, Raumausstattern oder Umwelt- und Personalexperten bringt die nötigen Kompetenzen ein. 30 Projekte werden jährlich geplant und umgesetzt – dabei geht es viel um bauliche Maßnahmen, aber auch um Raumgestaltung oder das Teamcoaching eines Lehrerkollegiums. Die Projekte umfassen mehrere Schritte: Zusammen mit Schulen wird zunächst ein neues pädagogisches Konzept erarbeitet. Dies ist der größte und zugleich herausforderndste Schritt, denn alle Beteiligten müssen unter einen Hut gebracht werden. Ergebnis ist das Raumfunktionsbuch, das alle Wünsche und Bedürfnisse der Schulfamilie – Lehrer, Schüler, Eltern und Träger – widerspiegelt. Das Buch bildet auch die Grundlage für die Ausschreibung der Baumaßnahmen. Während des Ausschreibungsprozesses ist das Team der LernLandSchaft weiterhin beratend und begleitend tätig.
Ein großes (Herzens-)Projekt war für Karin Doberer der Neubau des Firmengebäudes „LernLandSchaft“ auf dem Röthhof. Das Gebäude entstand auf dem Heimathof der Familie: Doberers Großvater betrieb dort einen Bauernhof. Als sich schließlich die Frage stellte, was mit dem Erbe passieren soll, hatte Doberer die Idee, auf dem Grundstück ein Gebäude zu bauen. Dort vereint sind heute Firmensitz und Schulungs- und Tagungszentrum in der „LernLandschaft“. Unterstützt mit Mitteln aus dem EU-Leader-Projekt, das speziell für ländliche Räume gedacht ist, werden heute neue Lehrmittel und neue Möbelkonzepte wie verstellbare Tische, Materialen, Stifte oder Ordnungssysteme getestet. Das Gebäude wurde nach den Leitmotiven des Unternehmens gebaut, fungiert als Modell- bzw. Musterraum und soll die Wirkung einer verbesserten Lern-, Raum- und Teamkultur umsetzen. Lehrer und Schüler können dort Materialien testen und Lernräume ausprobieren. Auch Workshops zur Team-Bildung für Pädagogen finden dort statt.
Dass das Konzept von Karin Doberer aufgeht, beweist u. a. das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf: Der Schulneubau wurde mit dem Deutschen Architekturpreis 2017 ausgezeichnet, wobei das Team der LernLandSchaft die pädagogische Fachplanung geleistet hatte. Ein weiteres Projekt läuft im nahe gelegenen Bechhofen. Die dortige Grund- und Mittelschule Bechhofen basiert vollständig auf dem Konzept der „LernLandSchaft“. Ziel der Schule ist es, sich um den deutschen Schulpreis zu bewerben. Neben all diesen Aufgaben stemmen Karin Doberer und ihr Team noch ein soziales Projekt: Eine „afrikanische LernLandSchaft“ soll für ein ganzes Dorf in Forikolo, Sierra Leone, entstehen. Sechs Klassenhäuser, ein Kreativ-Atelier, ein Lehrerhaus sowie ein externer Sanitärtrakt sind dort geplant. Zentrum ist ein überdachter Marktplatz mit gut ausgestatteter Schulküche.
