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Innovationsmanagement

Wie geht Erfindung?

Wie kann man die Entwicklung von Innovationen und Erfindungen im Betrieb fördern? Der Innovationskongress auf der Erfindermesse Iena gab Antworten.

Zum 70. Mal trafen sich findige Tüftler auf der Nürnberger Erfindermesse „Iena – Internationale Fachmesse Ideen Erfindungen Neuheiten“, um die Ergebnisse ihrer Arbeit zu präsentieren. Von hier aus traten einst u. a. der Rollschuh, der Rollenkoffer, das Klappfahrrad oder die Schwimmflügel ihren Siegeszug um die Welt an. In diesem Jahr stellten Erfinder aus über 30 Ländern rund 800 Erfindungen vor. Darunter war beispielsweise ein „Pill-O-Mat“, der Patienten mit einer Handy-App helfen soll, die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit einzunehmen. Ein bereits mit einem Weltpatent geschützter, magnetisierbarer Tampon soll bei Menstruationsbeschwerden die Muskulatur entkrampfen. Eine interaktive Trainingsleiter will Hobby- und Profisportler noch gezielter dabei unterstützen, Koordination, Schnelligkeit und Kondition zu verbessern. Auch ein autonom fahrendes Bobby-Car oder ein Grubenarbeiterhelm, der bei Gefahr Notrufe absenden kann, suchten auf der Iena Wege zu Investoren und zur Vermarktung.

Unternehmen und private Erfinder aus Bayern sind bei neuen Ideen im bundesweiten Vergleich besonders rührig: Zuletzt wurden beim Deutschen Patentamt 46 700 Patentanmeldungen erfasst, fast ein Drittel davon kam aus Bayern. Die Unternehmen im Freistaat gaben zuletzt rund 14,2 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aus, das sind über 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – der höchste Wert seit Jahren. Dennoch sieht Dr. Elfriede Eberl vom IHK-Geschäftsbereich Innovation | Umwelt beim Thema Erfindungen und Innovationen noch viel Luft nach oben. Gerade in den kleinen und mittleren Unternehmen müsse ein Umdenken stattfinden, sagte Eberl auf dem Iena-Innovationskongress, zu dem der IHK-Anwenderclub Produkt- und Innovationsmanagement erstmals auf die Messe eingeladen hatte. Die Unternehmen stünden unter einem wachsenden Druck, sich durch neue Ideen und Geschäftsfelder im Wettbewerb zu behaupten. Dabei gehe es nicht nur um kurzfristige Lösungen, sondern um die Frage, welche Anwendungen in fünf Jahren gefragt sein könnten.

Der IHK-Patentreport habe hier jedoch deutliche Defizite bei kleinen und mittleren Unternehmen festgestellt (WiM berichtete), in denen es vielfach kein systematisches Innovationsmanagement gebe. Auch die zahlreichen Förderprogramme würden häufig nicht genutzt – nicht zuletzt auch deswegen, weil es für viele Betriebe schwierig sei, die passenden Angebote zu finden und sich in den oft komplexen und zeitraubenden Förderrichtlinien und Antragsverfahren zurechtzufinden. Dies gelte auch für Mischfinanzierungen, wenn beispielsweise ein Förderprogramm mit einem KfW-Darlehen kombiniert werden soll.

Informationen bei der IHK

Eine erste Anlaufstelle für Fragen des Innovationsmanagements kann die IHK Nürnberg für Mittelfranken sein. Dort kann man sich grundlegend beraten lassen zu Themen wie Schutzrechte (Patente, Gebrauchsmuster, Marke, Design), Förderprogramme, Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, CE-Kennzeichnung sowie Verwertung und Vermarktung von neu entwickelten Produkten.

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen kann das „IHK-Innovatoren-Training“ hilfreich sein. Dieser Zertifikatslehrgang „Innovationsmanager/in (IHK)“ wird einmal im Jahr angeboten und unterstützt Führungskräfte und verantwortliche Mitarbeiter dabei, sich systematisch mit den verschiedenen Aspekten von Erfindung, Forschung und Entwicklung zu beschäftigen. Dabei geht es u. a. um diese Fragen: Welche Methoden gibt es, um im Betrieb Ideen zu generieren und umzusetzen? Wie schafft man ein kreatives Klima, das Querdenken und Innovation fördert? Wie kann man die Marktrelevanz von Innovationen einschätzen?

Beim Innovationskongress bestätigte der Handwerksmeister Karl-Heinz Bilz aus Nidderau, dass erfolgreiche Innovationen „keine Glücksache, sondern planbar“ sind. Das beweist er mit seinem Unternehmen Bilz Ideen GmbH, mit dem er sich seit 20 Jahren als erfolgreicher Erfinder und Vermarkter einen Namen gemacht hat. Aus seiner Sicht reicht ein genialer Geistesblitz nicht aus, ebenso wichtig seien Basisarbeiten wie Marktrecherche, Produktvergleich, Marktanalyse, Nachhaltigkeitsbeschreibung und Messeauftritte. Nach seiner Erfahrung tun sich einige Unternehmen aber schwer damit, Innovationen von externen Partnern zu erwerben: Wenn eine Firma selbst viel Geld in die eigene Forschung und Entwicklung investiere, würde ein Zukauf von außen häufig als Blöße wahrgenommen.

Unternehmensbeispiele

Einen Blick hinter die Kulissen der Altdorfer E-T-A Elektronische Apparate GmbH gewährte Hendrik Köpf, Leiter Innovation und Technologie: Das Unternehmen produziert Geräteschutzschalter für unterschiedliche Branchen und investiert rund acht Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Eine wichtige Aufgabe sei es, frühzeitig Technologietrends zu erkennen. Über einen firmeneigenen „Trendradar“ werden deshalb Aspekte wie Digitalisierung, Mechatronik oder Miniaturisierung erfasst und von sogenannten „Trendpaten“ diskutiert. Dann werden Lösungen als Prototyp erarbeitet und mit wichtigen Kunden ausprobiert.

Das Ideenmanagement findet bei E-T-A in kleinen Gruppen sowohl rein intern als auch mit externen Partnern statt. Aber auch die Übernahme von Forschungslösungen von außen ist denkbar. „Kompliziert kann jeder“, sagte Köpf. Daher würden einfache und robuste Lösungen angestrebt, die marktfähig sind. E-T-A arbeitet auch mit der Wissenschaft zusammen und nutzt Förderprogramme. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in einem Industrieprojekt mit Partnern und Konkurrenten, um dicht an Marktinnovationen zu sein.

Beim Weg in den Markt kann beispielsweise Thomas Reissig, Geschäftsführer der VerDeSoft GmbH in Nürnberg, unterstützen: Das Ingenieurbüro für Verpackungstechnik sieht sich als eine technische Agentur für Verpackungsdesign. Durch den eigenen Maschinenpark könne der gesamte Prozess abgedeckt werden – von der 3D-Visualisierung einer Verpackung über Fertigung von Prototypen und Kleinserien bis zur Planung einer automatisierten Fertigung für große Stückzahlen.

Reissig illustriert das am Beispiel eines jungen Unternehmens, das frischen Spätzleteig auf den Markt bringen wollte: In einer Stärken-Schwächen-Analyse wurden Anforderungen an das sensible Produkt definiert (z. B. notwendiger Schutz des Produkts, einfache Handhabbarkeit der Verpackung, Bio-Verpackung, anzugebende Produktinformationen, passende Beutelgröße für die Palettenlogistik). Innerhalb von neun Monaten wurde die Idee ausgearbeitet, ein Automatisierungskonzept für Teigdosierung und Maschinenplanung entwickelt sowie eine Maschine in Betrieb genommen.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2018, Seite 24

 
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