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Energieeffizienz

Da geht noch mehr

Bus_Energieeffizienz_2019_01 © kamisoka/GettyImages.de

Zahlreiche Förderprogramme unterstützen Unternehmen dabei, Energie einzusparen. Ein IHK-Fachforum gab einen Überblick.

Energie sparen, Kosten senken, Wettbewerbsfähigkeit steigern: Wie dieser Dreiklang in der Praxis mithilfe staatlicher Fördermittel funktionieren kann, war bei der Veranstaltung "Mittelfranken macht’s effizient" zu erfahren. Dieses Fachforum war vom IHK-Geschäftsbereich Innovation | Umwelt in Kooperation mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Projektbüro "Dialog Energieeffizienz" organisiert worden.

Die günstigste und umweltfreundlichste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird. Dieser Grundsatz ist längst in der Wirtschaft angekommen. Über 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben bereits Maßnahmen zur Energieeffizienz angepackt, so Dr. Robert Schmidt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Innovation | Umwelt. Dabei verwies er auf Ergebnisse des "andreas.horneber@nuernberg.ihk.de">IHK-Energiewende-Barometers 2018", einer bundesweiten IHK-Umfrage mit über 2 100 teilnehmenden Unternehmen. Dieser Trend spiegelt sich auch in der Energiestatistik wider: Die Industrie hat ihren Endenergieverbrauch im Zeitraum 2008 bis 2017 um sechs Petajoule reduziert. Die Endenergieproduktivität der Industrie (diese Kennzahl setzt die Wertschöpfung ins Verhältnis zum Endenergieverbrauch) ist zwischen 1991 und 2016 um durchschnittlich 1,1 Prozent pro Jahr gestiegen.

Trotz dieser positiven Tendenz ist noch Luft nach oben, um die Energieeffizienz weiter zu verbessern. In vielen Unternehmen stecken noch erhebliche Potenziale, um Energie zu sparen. Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch unterstützt Betriebe, diese Reserven zu heben. Er leitet das Institut für Energietechnik IfE an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden, wo sich über 30 Ingenieure und Wissenschaftler mit angewandter Forschung und Entwicklung sowie Beratung zur Energieeffizienz beschäftigen. "Die Basis ist immer eine gründliche Analyse aller Verbrauchsdaten", erklärte Brautsch auf dem IHK-Fachforum. Gemessen wird der Bedarf an Strom, Wärme, Kälte und Druckluft, danach werden aus den ermittelten Werten geordnete Jahresdauerlinien gebildet. Auf dieser Grundlage identifizieren die Experten dann die Einsparpotenziale. "Häufig lassen sich mit relativ unspektakulären Maßnahmen gute Erfolge erzielen", so Brautsch. Beispielsweise war ein Klient mit der Drucklufterzeugung unzufrieden und erwog die Anschaffung eines neuen Kompressors. Als das IfE-Team die vier bereits vorhandenen Kompressoren untersuchte, stellte es Leckageverluste von 40 Prozent fest. Durch den Austausch defekter Komponenten verringerten sich die Leckageverluste, die Anschaffung eines fünften Kompressors erwies sich als überflüssig.

Für die Ponnath Die Meistermetzger GmbH mit Sitz in Kemnath hat das IfE ein Konzept für einen Energiesystemverbund entwickelt, das vor Kurzem in Nürnberg mit dem Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet wurde. Wesentliche Elemente sind der Einsatz von Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung sowie die Inselnetzfähigkeit – also die Möglichkeit, auch unabhängig vom Verbundstromnetz sein zu können. "Das Projekt demonstriert in mustergültiger Weise, wie über die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung in der Lebensmittelproduktion eine hoch effiziente Versorgung mit Strom, Wärme, Dampf und Gefrierkälte erfolgen kann", lobte die Jury. Das Herzstück der Anlage ist ein Erdgas-Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von knapp 1 300 Kilowatt. Mit 95 Prozent weist die Anlage eine sehr hohe Effizienz auf und erzielt – im Vergleich zum Stand der Technik – eine Primärenergieeinsparung von rund 30 Prozent. Das entspricht einer Minderung des Kohlendioxid-Ausstoßes von 1 800 Tonnen pro Jahr.

Wie die Erneuerung der Kälteanlage die Energieeffizienz verbessert, schilderte Dr.-Ing. Thomas Zeiler von der Maincor Rohrsysteme GmbH & Co. KG. Das kunststoffverarbeitende Unternehmen aus Knetzgau hat 2014 mit dem Aufbau eines Energiemanagements begonnen. "Seitdem suchen wir systematisch nach Energieeinsparmöglichkeiten und wurden auf verschiedenen Aktionsfeldern fündig", erklärte Zeiler. Die neue Kälteanlage verbraucht nur halb so viel Energie. Für Zeiler ein Paradebeispiel, wie sich Umweltschutz für Unternehmen rechnen kann. Dabei hat der Mittelständler aus Unterfranken das Förderprogramm "Step up!" des Bundeswirtschaftsministeriums in Anspruch genommen. Der Zuschuss belief sich auf 46 000 Euro bei einer Investition von 312 000 Euro – inklusive nicht förderfähiger Anteile (www.stepup-energieeffizienz.de).

Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz

Die Förderung von Maßnahmen, die den Energieverbrauch senken, ist Teil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE). Welche Unterstützungsmöglichkeiten Unternehmen in Anspruch nehmen können, erläuterte Werner Maaß bei der gut besuchten IHK-Veranstaltung. Er ist Leiter des Projektbüros "Dialog Energieeffizienz", das beim VDI Technologiezentrum in Berlin angesiedelt ist. In einer "Welturaufführung" präsentierten Werner Maaß und Ronny Kay aus dem Bundeswirtschaftsministerium die veränderten Förderrichtlinien des Bundes, die zum 1. Januar 2019 in Kraft getreten sind.

In dem Förderpaket „Energieeffizienz und Prozesswärme aus erneuerbaren Energien in der Wirtschaft“ werden die folgenden bewährten Elemente aus den bestehenden Programmen gebündelt:

  • Abwärmeprogramm
  • Hocheffiziente Querschnittstechnologien
  • Marktanreizprogramm Step up!
  • Energieeffiziente Klimaschonende Produktionsprozesse
  • Energiemanagementsystem

In diesem Paket stehen Kredite und Zuschüsse für Energieeffizienz-Maßnahmen von Unternehmen zur Verfügung. Die geförderten Maßnahmen sollen bis 2023 pro Jahr zusätzlich 4,3 Mio. Tonnen an Kohlendioxid-Emissionen verhindern.

Bayerische Förderprogramme

Einblick in die Fördermöglichkeiten auf Landesebene gab Dr. Peter Wunsch von der Bayern Innovativ GmbH mit Sitz in Nürnberg. Im Fokus stand dabei das Förderprogramm von Energieeinsparkonzepten und Energienutzungsplänen. Diese Unterstützung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums können Unternehmen mit Sitz im Freistaat in Anspruch nehmen. Mit einem Maximalbetrag von bis zu 50 000 Euro wird die Analyse von technischen Energieeinsparpotenzialen in bestehenden Liegenschaften, Einrichtungen und Betriebs- bzw. Produktionsstätten gefördert. Ziel ist es, deren Energiebedarf zu senken bzw. ihn aus erneuerbaren Energien zu decken.

Autor/in: 

aw.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2019, Seite 12

 
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