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Bad Boyz Ballfabrik

Fußballfairrückt

Bad Boyz Ballfabrik © Thomas Tjiang

Firmengründer Robert Weber will fair hergestellte Fußbälle aus der Nische holen.

Eine Nürnberger Firma vertreibt Fußbälle, bei deren Produktion soziale und ökonomische Mindeststandards eingehalten werden.

Für Robert Weber ist es ein persönlicher Erfolg: Seit dem Frühjahr gibt es einen Rahmenvertrag zwischen der Stadt Nürnberg und der Bad Boyz Ballfabrik e.K., damit die städtischen Schulen Fairtrade-Bälle für den Schulunterricht ordern können. Weber hatte den Nürnberger Familienbetrieb 2013 mit seiner Tochter Alena gegründet, die Inhaberin der Firma ist. Das Unternehmen hat sich auf den Nischenmarkt mit Fußbällen aus zertifizierter Fair-Trade-Produktion spezialisiert. Weber, ein gelernter Industriekaufmann bei einer mittlerweile vom Markt verschwundenen Nürnberger Sportgerätefirma,  hatte zuvor Soccer First mitgegründet, einen Nürnberger Anbieter von individuell gestalteten Fußbällen.

Weltweit werden überwiegend in Pakistan in 700 Groß-, Mittel- und Kleinstbetrieben pro Jahr rund 40 Mio. Fußbälle gefertigt. Zu EM- oder WM-Zeiten springt die Zahl auf gut 60 Mio. Der Anteil an Fairtrade-Produkten liegt in diesem Bereich global bei lediglich etwa 0,02 Prozent. Für Deutschland wird der Marktanteil auf knapp unter ein Prozent beziffert, laut Weber allerdings mit ständig steigender Tendenz. Die teils desolaten Arbeitsbedingungen in den pakistanischen Fertigungsstätten kennt er persönlich von zahlreichen Besuchen. Unter den großen Werkstätten und Hinterhofbetrieben gebe es aktuell nur fünf Hersteller, die nachprüfbar nach den Fairtrade-Prinzipien arbeiten. Dazu zählen soziale und ökonomische Standards wie Mindestlohn, Prämien, geregelte Arbeitsbedingungen, das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit und die Gleichstellung von Frauen. Anders als Kaffee oder Kakao mit Fairtrade-Zertifikat nehmen Bälle selbst in diesem Markt nur eine Nischenrolle ein. Aktuell arbeitet die Bad Boyz Ballfabrik mit einem pakistanischen Partner zusammen, ein weiterer wollte die Kriterien für die Zertifizierung nicht weiter einhalten. Dafür hat Weber einen neuen Anbieter in Indien identifiziert und erste Lieferungen bekommen. Der neue Partner könne die höheren Qualitätsanforderungen gewährleisten.

Erster Großkunde im kommunalen Bereich war 2014 die Landeshauptstadt München, die bundesweit einen Rahmenvertrag für Fairtrade-Sportbälle abgeschlossen hatte. Für diese nachhaltige Beschaffung hat sich auch das Land Berlin mit seinen rund 1 500 Schulen entschlossen. Das Volumen könne sich in den nächsten Jahren auf rund eine halbe Mio. Bälle summieren, erwartet Weber. Von gut 50 Kommunen liegen derzeit Anfragen wegen langfristiger Beschaffungsverträge vor. Die Vertragsverhandlungen seien aber häufig langwierig, da man beim Preis viel Überzeugungsarbeit leisten müsse. Zwar koste eine konventionelle Billigvariante für den Sportunterricht teils weniger als die Hälfte der Fairtrade-Version, rechne man Qualität und Haltbarkeit mit ein, falle die Rechnung schon ganz anders aus. „Unsere Bälle halten im Schnitt fünfmal länger“, ist sich Weber sicher.

Den Umsatz im vergangenen Jahr beziffert Weber auf rund 500 000 Euro, der überwiegend in Deutschland generiert wird. Für 2019 rechnet die Bad Boyz Ballfabrik mit mindestens 750 000 Euro. Der Großteil des Geschäfts wird zu fast zwei Dritteln mit Kommunen und Schulen gemacht, Vereine stehen für gut ein Fünftel und knapp 15 Prozent werden über Weltläden verkauft. Obwohl dieser Bereich der kleinste ist, gilt diese Vertriebsschiene als wichtiger Multiplikator, beispielsweise für den Erstkontakt zu den Kommunen.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2019, Seite 67

 
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