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Hofmann Entsorgung

Kümmern sich stolz um den Abfall

Hofmann Entsorgung_2019tt_03837 © Thomas Tjiang

Auffällige Mitarbeiterwerbung: Geschäftsführer Rainer Hofmann mit Prokuristin Petra Steiner vor einem ihrer Lkws, den die Azubis mit dem Slogan „#wirstolzenhofmaenner“ verziert haben.

Die Büchenbacher Entsorgungsfirma gehört in der Metropolregion zu den Großen ihrer Branche.

Es ist ein durchaus beeindruckender Anblick, wenn man im Gewerbepark in Büchenbach auf den Fuhrpark der Friedrich Hofmann Betriebsgesellschaft mbH schaut. Das Familienunternehmen, besser bekannt unter dem Slogan „hofmann denkt“, ist tagtäglich mit 200 quietschgelben Lkws unterwegs, um unterschiedliche Abfallstoffe einzusammeln. Entsorgt wird Müll von Privat und Gewerbe in großen und kleinen Mengen. Abgeholt werden etwa gelbe Säcke, Bioabfälle, Sperrmüll, Bauschutt, Rigips, Altmetall, Papier, Elektroschrott, Dämmstoffe und vieles andere mehr. Zum Geschäft gehören aber auch ein Containerservice sowie ein individueller Wertstoffservice zur weiteren Verwertung oder sachgerechten Entsorgung. Mit dem Bereich Sonderdienste werden Aufgaben wie Straßenreinigung mit Kehrmaschinen, Gullyreinigung oder Sonderlösungen für die Industrie abgedeckt.

Seine Dienstleistungen will das Unternehmen verstärkt bayernweit anbieten, was unter dem Bezeichnung „Bayern-Strategie“ läuft. Geschäftsführer Rainer Hofmann sieht besonders bei der Abfallentsorgung in den Kommunen, etwa der gelben Säcke und Tonnen, noch viel Potenzial für die Zukunft. Mit diesem Geschäft ist Hofmann von Büchenbach aus nicht nur vor Ort in den Landkreisen Roth und Weißenburg, sondern auch im Raum Nürnberg, Fürth und Erlangen unterwegs. Hinzu kommen im bayerischen Süden die Gebiete München und Dachau. Um alljährlich rund 500 000 Tonnen Abfall in ganz Süddeutschland einzusammeln, sind die Fahrzeuge an 365 Tagen im Jahr auf Achse. Sie steuern dabei gut 480 000 Sammelbehälter an und legen so jährlich rund sechs Mio. Kilometer zurück. Um das Geschäft bis ins Kleinste richtig zu steuern und möglichst flexibel unterwegs zu sein, wurde gerade die IT, eine Software zur Unternehmenssteuerung inklusive Strecken- und Aufgabenplanung, komplett neu aufgesetzt. Damit lässt sich auch jede einzelne Tour effizient steuern.

Mit diesem operativen Geschäft hat das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von gut 53 Mio. Euro erzielt, für das laufende Jahr erwartet Geschäftsführer Rainer Hofmann eine stabile Entwicklung. Auffällig sei, dass die Industriebetriebe im Großraum weniger produzierten und damit auch weniger Abfall anfalle. In diesem Bereich sei das eine Art wirtschaftlicher Frühindikator. Zudem registriert Hofmann in manchen Bereichen eine verstärkte Diskussion über die Re-Kommunalisierung bei der Abfallentsorgung oder auch der Straßenreinigung – die Städte und Gemeinden übernehmen diese Aufgaben wieder verstärkt selbst.

Breit aufgestellter Entsorger

Die Friedrich Hofmann Betriebsgesellschaft agiert unter dem Dach der Muttergesellschaft Friedrich Hofmann GmbH. Dazu gehört ein ganzes Bündel selbstständig agierender Firmen rund um das Kerngeschäft Entsorgungswirtschaft. Das umfasst die Aufbereitung und den Handel von Altpapier sowie die Papier- und Medienlogistik überwiegend in Bayern und Sachsen. Im Portfolio der Tochterbetriebe findet sich beispielsweise die Städtereinigung Annaberg GmbH, die NGV Nürnberger Gewerbemüllverwertung GmbH, der Altpapierspezialist Rowe Gesellschaft für Rohstoffhandel, Wertstoffrecycling Entsorgung mbH oder auch die Kompostier Betriebs-GmbH aus Aurachtal im Landkreis Erlangen-Höchstadt.

Den Grundstein für den Familienbetrieb hatte Großvater Friedrich Hofmann 1935 als Transportunternehmer in Plauen gelegt. Er flüchtete später aus der sowjetischen Besatzungszone zur Verwandtschaft ins mittelfränkische Hilpoltstein. Mit dem Verkauf von Speiseeis und Sardinenbrötchen sparte er sich einen Lkw zusammen und übernahm in Georgensgmünd in den 1960er Jahren die erste staubfreie Müllabfuhr in geschlossenen Kästen. Außerdem stiegen seine beiden Söhne Karl-Heinz und Siegfried in das florierende väterliche Geschäft ein.

Später kam die Abfallentsorgung für Firmen wie MAN oder Siemens hinzu. In den 1980er Jahren begann die differenzierte Abfallbehandlung, das Unternehmen stellte in Bayern die erste Monotonne für Papier auf und nahm eine erste Papiersortieranlage in Betrieb. Auch bei den Themen Altglassammlung und Biotonnen sieht sich der Familienbetrieb als Pionier im Großraum Nürnberg. In den 1990er Jahren wurden in der Metropolregion mit dem Grünen Punkt gelbe Säcke und Tonnen für Wertstoffe eingeführt. Außerdem baute die Firma den Standort in Annaberg in den neuen Bundesländern auf. Seit dem Jahr 2000 ist die dritte Generation komplett an Bord, neben Rainer Hofmann und seinem Bruder auch seine beiden Cousins. Die Söhne des Gründers hatten die Geschäftsführung an sie abgegeben.

Ambitionierte Mitarbeiterwerbung

Zu den aktuell wichtigsten Themen gehört der Ausbau der Belegschaft, zu der zuletzt 350 Mitarbeitern aus insgesamt 28 Berufsbildern gehörten. Ausbildungen gibt es u. a. für Fachinformatiker, IT-Administratoren, kaufmännische Mitarbeiter, chemische Fachkräfte, Disponenten, Kfz-Mechatroniker und Kaufleute für Büromanagement. Von den 15 Azubis absolvieren vier eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Sie erhalten bereits im ersten Lehrjahr mit rund 1 000 Euro eine deutlich höhere Ausbildungsvergütung. Hofmann würde gern sofort 50 Lkw-Azubis einstellen, wenn sie nur zu bekommen wären. Auch die Fachkräfte, die früher bei der Bundeswehr ihren Lkw-Schein erlangt haben, fehlen seit der ausgesetzten Wehrpflicht. Der Personalmangel wirke sich als echte Wachstumsbremse aus, so Rainer Hofmann, der seit vielen Jahren im IHK-Ehrenamt aktiv ist.

Stolz ist Hofmann auf seinen ehemaligen Azubi Daniel Fleischmann, der im letzten Jahr als Deutschlands beste Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft von DIHK-Präsident Dr. Eric Schweizer und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geehrt wurde. Bei seiner Abschlussprüfung hatte Fleischmann die höchste Punktzahl in seinem Ausbildungsberuf erreicht. Er strebt nun seinen Techniker an, wobei er von der Firma unterstützt und gefördert wird.

Zu den Instrumenten, die das Unternehmen zur Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung einsetzt, gehört neben einer Bezahlung, die nach eigenen Angaben weit über Tarif geht, auch eine intensive interne und externe Weiterbildung. Wenn ein Müllwerker sich etwa mit einem Lkw-Führerschein weiterqualifizieren will, übernimmt die Firma die Kosten in Höhe von etwa 8 000 Euro. Zum internen Gesundheitsmanagement gehören beispielsweise eine Rückenschule und Obst für die Beschäftigten. Mit der Personaldienstleistungstochter Hero GmbH sollen neue Kollegen aus dem EU-Ausland rekrutiert werden, die vor Ort mit Sprachkurs, Stapler- oder Kranschein unterstützt werden.

Weil sich auf einer Azubi-Messe vor dem Hofmann-Stand eine Mutter gegenüber ihrem Kind abfällig über „Müllmann als Beruf“ äußerte, entwickelten die betroffenen Mitarbeiter eine Gegenstrategie. Aus dieser Initiative entstand ein eigener Truck mit dem Slogan „#wirstolzenhofmaenner“. Auch darüber hinaus macht sich der Familienbetrieb für mehr Respekt und Anerkennung für die Leistung der Beschäftigten stark. Dabei helfen soll ein lächelnder Smiley, der sich auf Fahrzeugen und im Unternehmen als „Smile-Philosophie“ durchzieht. Weil Kinder lieber Pilot als Müllmann werden wollen, werden Berufsbilder lieber als „Kreislauf-Pilot“ und „Nah- statt Fernfahrer“ positioniert, weil man jeden Tag pünktlich zu Haus ist. Zusätzliches Instrument der Nachwuchsgewinnung ist eine monatliche, zweistündige Testzeit: Schüler und Interessierte können dabei ihren potenziellen Arbeitsplatz unter realen Bedingungen kennenlernen.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2019, Seite 70

 
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