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Nachhaltigkeit

Umweltfreundlich ausstellen

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Eine Messe ist oft mit einem hohen Ressourcenverbrauch verbunden. Wie kann man als Aussteller nachhaltiger agieren?

Eine Messeveranstaltung ist oft mit einem hohen Verbrauch an Ressourcen verbunden: Dazu gehören nicht nur Strom und Wasser, sondern auch Bau- und Ausstattungsmaterialien für die Messestände. Sich Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit zu machen, lohnt sich für Aussteller nicht nur mit Blick auf die Umwelt, sondern auch aus Kostensicht. Für die Messebaubranche gibt es bei der Gestaltung und Umsetzung nachhaltiger Messeauftritte mehrere Handlungsfelder: Dazu gehören u. a. Materialien, Logistik und Wiederverwendbarkeit.

Materialien: Kriterien beachten

Bei der Auswahl und dem Einsatz von Materialien müssen Aussteller neben der Nachhaltigkeit stets auch berücksichtigen, was technisch erlaubt und machbar ist. So gibt es manchmal Grenzen, wenn es z. B. um die Einhaltung des Brandschutzes geht. Zum Einsatz kommen verschiedene Materialien, die auf Nachhaltigkeit zu prüfen sind, wie Kunststoffe, Bodenbeläge, Folien und Holz. Bei letzterem sind bereits viele Siegel vorhanden, die die Auswahl erleichtern. Schon beim Design sollten Aussteller idealerweise den Nachhaltigkeitsansatz berücksichtigen, damit nachher der Einsatz entsprechender Materialien auch tatsächlich möglich ist. Messebauunternehmen bieten dafür ein Beratungspaket, bei dem sie einen Anforderungskatalog erarbeiten, der die benötigten Materialien mit entsprechenden Nachweisen und eine Auswahlempfehlung beinhaltet. Die He-
rausforderung ist, die gesamte Wertschöpfungskette im Herstellungsprozess abzudecken. Häufig sieht man derzeit z. B. den Einsatz von Palettenmöbeln. Wenn sie konzeptionell zum Messestand passen und nachhaltig hergestellt wurden, ist das durchaus eine geeignete Variante.

Transporte optimieren

Um Messestände aufbauen zu können, müssen die Aussteller zahlreiche Transporte organisieren. Der Einsatz regionaler Dienstleister ist dabei die ideale Variante, das klappt aber nicht bei allen Materialien und Gewerken. Dann gilt es, Transporte zu bündeln und Leerfahrten zu vermeiden. Auch die Verpackungen von Materialien und Bauelementen spielen für das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Denn die für den Messestand eingesetzten Materialien können nach dem Auftritt zurücktransportiert und wieder eingesetzt werden und müssen daher entsprechend verpackt und gesichert werden. Verpackungskisten, die mehrfach verwendet werden (statt Stretchfolie), oder wiedereinsetzbare Umreifungsbänder sind Beispiele für eine umweltverträgliche Vorgehensweise.

Kauf oder Miete?

Eine wesentliche Frage für Aussteller ist, ob man einen Messestand entweder kaufen und mehrfach einsetzen oder mieten möchte. Bei einem Kauf werden die Standelemente nach der Veranstaltung eingelagert und beim nächsten Auftritt wiedereingesetzt. Dabei ist für jeden einzelnen Auftritt zu prüfen und zu planen, welche Materialien für nicht wiedereinsetzbare Teile wie die Grafik und den Bodenbelag verwendet werden sollen. Nach der Veranstaltung geht es um Rückbau und Entsorgung dieser Materialien. „Upcycling“ und „Secondlife“ sind hier Stichworte – hierbei werden bestimmte Elemente an anderer Stelle noch einmal eingesetzt, vielleicht sogar als Spende an gemeinnützige Einrichtungen. Oder die Entsorgung ist auf eine Weise möglich, dass kaum nachteilige Auswirkungen entstehen, also nach dem Ansatz „Von der Wiege zur Wiege“.

Entscheidet sich der Aussteller dafür, den Messestand zu mieten, so wird sein Stand aus Elementen zusammengestellt, die später in anderer Kombination für andere Aussteller erneut zum Einsatz kommen. Boden, Wand, Decke, Beleuchtung, Möbel – all diese Elemente werden individuell zusammengestellt. Bei Bodenbelag und Grafik gilt aber das Gleiche wie bei einem gekauften Messestand. Wichtig ist der Hinweis, dass Miete nicht gleich „von der Stange“ bedeutet und damit auch nicht unbedingt eine Einschränkung bei der Individualität der Präsentation. Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt mittlerweile technisch so ausgereifte Systeme, die eine vielfältige Gestaltung erlauben. Damit sind sie nicht als „Systemelement“ zu identifizieren und fügen sich elegant in das Gesamtkonzept ein. Auch können die Bauteile so veredelt werden, dass eine gewünschte individuelle Optik entsteht. Früher war für eine solche individuelle Gestaltung stets eine eigene Konstruktion und Herstellung notwendig. Messebauspezialisten verfügen über die erforderliche technische Kompetenz und Kreativität bei der Ausgestaltung und dem Einsatz von Systemelementen, über die sich die Aussteller informieren und sie für sich nutzen können.

Soziale Verantwortung und Kommunikation

So sehr man sich aber bemüht, einen Messestand möglichst umweltverträglich zu gestalten, sei es bei der Herstellung, beim Transport oder beim Aufbau, wird es jedoch immer einen Anteil an unvermeidbaren CO2-Emmissionen geben. Hier gilt es, geeignete Kompensationsmöglichkeiten zu finden. Der Branchenverband Famab hat schon 2013 eine Nachhaltigkeitsstiftung gegründet – die Famab-Stiftung. Deren Gründungskapital sowie weitere Zustiftungen und Spenden aus Projekt-Kompensationen wurden beispielsweise in ein Wiederaufforstungsprojekt in Panama investiert. Viele Messe- und Eventunternehmen bieten ihren Kunden daher bereits an, über die Famab-Stiftung die unvermeidbaren Emissionen ihres Projektes zu kompensieren. Häufig stellt der Kunde dann die Frage, wie genau der Ausstoß von CO2 ermittelt werden kann. Genaue Berechnungen mit einem Messestand- oder Eventrechner sind möglich, aber aufwendig und stellen dann eine vermeintliche Hürde dar. Die Stiftung empfiehlt, einen überschlägigen Wert aus Erfahrungswerten anzuwenden, auch wenn eine gewisse Ungenauigkeit bleibt. Weiterhin empfiehlt sich, sowohl über umgesetzte nachhaltige Maßnahmen transparent zu informieren und zu kommunizieren, als auch über solche, die geprüft, aber noch nicht umgesetzt sind.

Der Branchenverband Famab hat zudem vor rund zehn Jahren gemeinsam mit dem Zertifizierer CO2OL das branchenbezogene Audit „Sustainable Company“ ins Leben gerufen. Dieses Zertifikat betrachtet sowohl Unternehmen als auch Projekte aus der Messebranche und beurteilt sie nach Kriterien wie Energieeffizienz, Abfallmanagement und Materialeinkauf. Es ist für einen Zeitraum von zwei Jahren gültig, in dem die damit gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu bearbeiten und weitere Maßnahmen umzusetzen sind. Für Aussteller empfiehlt es sich, bei der Auswahl eines geeigneten Dienstleistungspartners darauf zu achten, ob dieses Zertifikat vorliegt.

Autor/in: 

Bettina Dombrowski ist Mitglied der Geschäftsleitung des Messebauunternehmens Holtmann GmbH & Co. KG in Langenhagen bei Hannover, an dem die NürnbergMesse beteiligt ist. Mit der Nürnberger Tochterfirma Mesomondo GmbH ist die Holtmann-Gruppe auch in der Metropolregion aktiv. Dombrowski ist verantwortlich für das Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens, außerdem ist sie Vorstandsmitglied der Famab-Stiftung (www.holtmann.de).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2020, Seite 86

 
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