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Simba-Dickie-Group

Sorgen um Ladengeschäft

Simba Dickie © Thomas Tjiang

Familienunternehmer Michael Sieber, Chef der Simba-Dickie-Group, mit einem Modellfahrzeug aus der Filmreihe „The Fast & the Furious“.

Die Geschäfte des Fürther Spielzeugherstellers haben sich gut entwickelt, doch der stationäre Handel trübt die Stimmung.

Wenn die Fürther Simba-Dickie-Group GmbH, einer der größten Spielzeughersteller Deutschlands, die Geschäftszahlen vorlegt, kommentiert Geschäftsführer Michael Sieber auch immer das Marktgeschehen. So sei etwa die Konsolidierung bei Spielzeughändlern und Industrie noch nicht beendet. Sorgen macht sich Sieber über den fortschreitenden Bedeutungsverlust des stationären Handels, denn das boomende Online-Geschäft setze dem stationären Handel weiter zu: Gut 40 Prozent der Spielwaren würden bereits per Mausklick online geordert. Man benötige aber die Ladengeschäfte, um neue Marken einzuführen. Die Hersteller litten zudem an den Überkapazitäten in Asien, erklärte der Firmenchef.

Die Simba-Dickie-Gruppe, die in den 1990er Jahren noch die „goldenen Jahre“ für Produzenten in China mitgemacht hat, fertigt aktuell zu rund 60 Prozent in Fernost. Seit in den 2000er Jahren die Produktionskosten in China rasant stiegen, weicht das Familienunternehmen nach Thailand aus oder verlagert Fertigungen wieder zurück nach Europa. Sieber will die Abhängigkeit vom chinesischen Markt reduzieren, zudem machen ihm der Handelsstreit mit den USA und die politische Lage in Hongkong Sorgen. Außerdem habe die Gruppe durch die Russland-Sanktionen wegen der Krim-Annexion 50 Mio. Euro eingebüßt. Neben dem Ausbau der Produktion in Thailand und dem Einstieg in Vietnam denkt Sieber auch über Fabriken in Indien oder Afrika nach.

Wachstumstreiber aus dem Ausland

Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz um 14 Prozent auf rund 702 Mio. Euro. Maßgebliche Treiber für das Wachstum waren die beiden erstmals voll in die Bilanz integrierten Neuerwerbungen, der französische Puppenanbieter Corolle und der US-amerikanische Lizenzartikelspezialist Jada Group. Bereinigt um diese Zukäufe ist die Gruppe nur um ein Prozent gewachsen, der Anteil des Auslandsgeschäfts der Simba Dickie Group liegt bei etwa 72 Prozent. Zu den Marken der Unternehmensgruppe gehören neben Simba, Dickie Toys und Smoby auch klangvolle Namen wie Big, Schuco, Eichhorn, Noris und Zoch.

Zum Jahreswechsel wurden weltweit fast 3 100 Mitarbeiter beschäftigt, 150 mehr als im Vorjahr. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf die Majorette-Fabrik in Thailand und auf die neu gegründete Tochtergesellschaft in Vietnam. In Deutschland sank die Zahl leicht auf 777 Mitarbeiter.

Die Ertragssituation bezeichnete das Unternehmen – ohne sie genau zu beziffern – als „sehr gut, solide und äußerst stabil“. Erneut hat sich die Gruppe von Handelskunden und Lizenzthemen verabschiedet, wenn das Geschäft nicht dem Anspruch an die Marge entsprochen habe. Sieber stellt aber klar: „Die Kriegskasse ist gut gefüllt.“ Im laufenden Jahr soll der Umsatz um über drei Prozent auf 725 Mio. Euro steigen.

Neues „Märklineum“ kommt

Außerhalb der Simba-Dickie-Gruppe hatte sich Michael Sieber mit Sohn Florian Sieber 2013 den damals insolventen Modelleisenbahnhersteller Gebr. Märklin & Cie. GmbH im baden-württembergischen Göppingen gesichert. Der Geschäftsführende Gesellschafter Florian Sieber erwartet für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzplus von fast fünf Prozent auf 117 Mio. Euro. Alle drei Marken (Märklin, Lehmann und Trix) seien profitabel. Mit viel Marketing habe man das Image modernisiert, Modellbahner bei ihrem Hobby gestärkt und neue Zielgruppen gewonnen.

70 Prozent des Geschäfts werden mit Neuheiten gemacht, für den internationalen Markt seien Modelle von bedeutenden Loks verschiedener Länder in Planung. Für den Sommer kündigte Florian Sieber die Eröffnung des 13 Mio. Euro teuren Museums „Märklineum“ am Stammsitz in Göppingen an. Außerdem soll zum Weihnachtsgeschäft ein zweiter Kinostreifen mit Lokomotivführer Jim Knopf anlaufen.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2020, Seite 76

 
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