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Gewerbeimmobilien-Markt

Weiter auf hohen Touren

Tafelhof Palais am Nürnberger Hauptbahnhof © Firmengruppe Max Bögl

Tafelhof Palais am Nürnberger Hauptbahnhof: Das Immobilienprojekt in zentraler Lage geht mit schnellen Schritten seiner Vollendung entgegen.

Der Immobilien-Boom hält trotz Corona-Krise noch an. Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr in Mittelfranken?

Wie wird sich die Corona-Pandemie kurz- und mittelfristig auf Angebot und Nachfrage auswirken? Das ist die spannende Frage auf dem Markt für Gewerbeimmobilien. Überraschenderweise kommen derzeit weiterhin positive Signale aus der Branche: Der Hochbau berichtet nur vereinzelt von Stornierungen oder der zeitlichen Streckung von Aufträgen, dort wurde auch während des Lockdowns kräftig weitergearbeitet. Sehr positiv fällt auch die aktuelle Einschätzung des Immobilienverbandes IVD aus: „Die Immobilienumsätze in Bayern befinden sich ungebremst auf Wachstumskurs“, erklärte Prof. Dr. Stephan Kippes, Chef des verbandseigenen Forschungsinstituts, mit Blick auf das erste Halbjahr 2020. Laut der IVD-Immobilienumsatzanalyse, die auf der Basis der Grunderwerbssteuer erstellt wird, wurden demnach in Bayern mehr als 30 Mrd. Euro mit Immobilien umgesetzt – ein Fünftel mehr als im ersten Halbjahr 2019.

Mit Blick auf den Nürnberger Markt für Gewerbeimmobilien zeigt sich Wolfgang P. Küspert, Chef der Nürnberger Küspert & Küspert Immobilienberatung GmbH & Co. KG, verhalten optimistisch. Sein Haus erstellt alljährlich einen „Marktbericht Investment“. Insbesondere wegen der zwei Lockdown-Monate werde es in diesem Jahr zu einem rückläufigen Ergebnis kommen. Es fänden aber derzeit einige Gespräche über große Käufe statt; sollten diese zustande kommen, sei für dieses Jahr ein Transaktionsvolumen von mehr als einer Mrd. Euro erreichbar. Küspert registriert am Markt einige „Schnäppchenjäger“, das potenzielle Angebot sei allerdings relativ gering.

Im vergangenen Jahr 2019 registrierte der „Marktbericht Investment“ in Nürnberg Transaktionen von 2,1 Mrd. Euro – so viel wie nie zuvor. Drei Objekte führten das Verkaufsranking an: das Tafelhof Palais, die ehemalige Hauptpost am Hauptbahnhof (ca. 230 Mio. Euro), der Orange Campus am Kohlenhof (ca. 150 Mio. Euro) und der Air Campus am Nordostpark, früher Lucent (ca. 100 Mio. Euro). Nürnberg gelte zwar bei Immobilieninvestoren nur als B-Standort, aber die A-Städte seien ausverkauft, erklärte Küspert.

Die Erhebung erfasst sechs Marktsegmente: Büros, institutionelles Wohnen, Grundstücke, Industrie und Logistik, Einzelhandel sowie erstmals Hotel. Die Sparte Büro steht mit mehr als einer Mrd. Euro für mehr als die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens. Die gute Entwicklung bei Geschäftsreisenden und Touristen sorgte in Nürnberg für Hotel-Investments von 333 Mio. Euro, sodass das Hotel-Segment gleich Platz 2 unter den Marktsegmenten belegte, gefolgt von gewerblichen Wohnungsportfolios. Es folgten die Sparten Grundstücke und Einzelhandel. Das Segment Industrie und Logistik kam auf nur 79 Mio. Euro, weil es an großen Angeboten fehlte.

Bei der Vorstellung des Berichts erklärte Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas: „Das Vertrauen in eine gute Mietenrendite resultiert aus einem gesunden Mittelstand und einem guten Größenmix der Unternehmen.“ Man sei in den Bereichen High-Tech, Industrie und Dienstleistungen breit aufgestellt, das ziehe Investoren an. Fraas registrierte eine steigende Zahl an sogenannten „Forward Deals“, bei denen Objekte „vom Plan weg“ gekauft werden. So wurden der erste und der vierte Bauabschnitt des Bürokomplexes Marienzeile im Paket verkauft – der erste ist bereits bezogen, beim vierten fahren noch die Bagger.

Die Sparkasse Nürnberg beobachtet bei Projektentwicklern und Fondgesellschaften, dass einerseits größere Kredite zwischen 20 und 50 Mio. Euro verstärkt nachgefragt werden. Andererseits bringen finanzkräftige Investoren die Hälfte der Finanzierung als Eigenkapital selbst mit.

Siemens Campus in Erlangen das Modul 1 wurde bereits bezogen (Foto: Firmengruppe Max Bögl)

Büroflächen weniger nachgefragt

Die Auswirkungen des Corona-Virus auf den Gewerbeimmobilienmarkt lassen sich noch nicht abschätzen. „Für die verschiedenen Segmente können seit dem Lockdown noch keine belastbaren Aussagen getroffen werden“, erklärt Martina Stengel, Immobilienexpertin der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Zwar registriere sie derzeit kaum Anfragen nach Büroflächen, aber es sei unklar, ob dies schon auf die zunehmende Digitalisierung – Stichworte Home-Office und mobiles Arbeiten – zurückzuführen sei. Ähnlich beurteilt Küspert die Situation: Bis zur Jahresmitte 2019 registrierte er für das Stadtgebiet Nürnberg einen Büroflächenumsatz von ca. 70 000 Quadratmetern – ein Rückgang von rund einem Viertel. Darin schlagen sich allerdings die zwei, wegen des Lockdowns fehlenden Geschäftsmonate nieder. Weder Nachfrage noch Preise geben momentan signifikant nach.

Für Aufmerksamkeit sorgte in diesem Zusammenhang die Siemens AG, die an ihren Standorten weltweit an zwei bis drei Tagen pro Woche mobiles Arbeiten als Unternehmensstandard einführen will. Die Corona-Krise habe gezeigt, dass ortsunabhängiges Arbeiten viele Vorteile biete. Zudem wünschten sich Siemens-Mitarbeiter mehr Flexibilität und individuelle Lösungen beim Arbeiten – wozu nicht nur das Home-Office gehört, sondern hybride Arbeitsmodelle, bei denen der Mitarbeiter stets den passenden Arbeitsort wählt, z. B. auch in Coworking-Büros.

Wolfgang Högner, Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises Immobilienwirtschaft und Geschäftsführer des Planungsbüros Högner in Neuendettelsau, glaubt nicht, dass diese Entwicklungen zu einem rückläufigen Flächenbedarf bei Büroimmobilien führen. Das Wachstum dürfte lediglich etwas geringer ausfallen als in den vergangenen Jahren. Er sieht bei den Firmen einen höheren Flächenbedarf in den Büros, um auch künftig die Mindestabstände zwischen den Arbeitsplätzen einhalten zu können. Außerdem ließen sich der Teamspirit in den Abteilungen und der informelle Austausch in der Kaffeeecke nicht vollständig digitalisieren. Zahlreiche Mitarbeiter sähen das Home-Office durchaus als Belastung, wie Erfahrungen während des Lockdowns gezeigt hätten: Das Arbeiten am heimischen Küchentisch zwischen spielenden Kindern und Geschirr stoße schnell an Grenzen. Nicht zuletzt zeige die wachsende Cyberkriminalität, dass die technische Infrastruktur für Arbeiten außerhalb des Büros noch deutlich verbessert werden müsse.

Nina Strubl, Gesellschafterin der Nürnberger Baugruppe, bringt weitere Aspekte ins Spiel: Wenn die Mitarbeiter zuhause auf eigene Kosten ihre IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit aufrüsten müssen, stellten sich schnell steuerliche Fragen, Stichwort heimisches Arbeitszimmer. Denkbar sind für sie auch Arbeitgeberzuschüsse, die für einen Schub sorgen könnten. Für die Nürnberger Baugruppe, die sowohl im Gewerbe- als auch im Wohnbereich aktiv ist, rechnet sie mit neuen Anforderungen. So könnte die Nachfrage nach größerem Wohnraum beziehungsweise mehr Zimmern auf gleicher Fläche wachsen, um für das Thema Home-Office besser gerüstet zu sein.

Die Nürnberger KIB Gruppe wiederum erwartet insbesondere einen Zuwachs bei sogenannten Micro-Apartments bis 46 Quadratmeter, in denen jüngere Mieter auch einen Home-Office-Platz einrichten können. KIB-Geschäftsführer Norbert Grund hält es auch für denkbar, dass sich der Bedarf an Büroflächen insgesamt verringert. Das bedeute aber nicht, dass keine neuen Projekte mehr in Angriff genommen werden. Im Gegenteil: „Der Projektentwickler freut sich, wenn sich Bürokonzepte ändern und neue Anforderungen stellen.“

Siemens Campus in Erlangen, Foto: Thomas Tjiang

Siemens Campus in Erlangen (Foto: Thomas Tjiang)

Logistikimmobilien

Differenziert wird auch der Einfluss des Corona-Virus auf den Markt für Logistikimmobilien gesehen: Wolfgang P. Küspert beobachtet bei der Industrielogistik flächenmäßig keine großen Zuwächse, den konsumnahen Logistikbereich sieht er dagegen als den „Gewinner schlechthin mit ungebremster Nachfrage“. Corona habe sowohl für eine höhere Lagerhaltung gesorgt als auch die Paket- und Päckchenflut durch Online-Einkäufe verschärft.

Allerdings zählt nicht der gesamte E-Commerce zu den Gewinnern der Corona-Krise, so Dr. Alexander Nehm, Geschäftsführer des Standortberaters Logivest Concept GmbH in Nürnberg. Vollsortimenter wie der Branchenriese Amazon erlebten einen kräftigen Boom, Bekleidung staute sich in den Lagern und musste teils vernichtet werden, bei der Lebensmittel-Logistik hat es dagegen nur vorrübergehend einen höheren Flächenbedarf gegeben. Eine besondere Beobachtung für ihn: „Auf einmal war die Logistik systemrelevant.“ Das sieht auch IHK-Immobilien-Expertin Martina Stengel so: Gerade die Erfahrungen mit den teilweise unterbrochenen Lieferketten könnten dazu führen, dass der Bedarf an Logistikflächen steigt, weil die Unternehmen sich mit einer größeren Bevorratung gegen Lieferengpässe absichern wollen. Auch durch eine vermehrte Produktion oder Weiterverarbeitung vor Ort könnte der Immobilienmarkt einen neuen Schub bekommen.

Als großes Manko sieht Nehm die fehlende Abstimmung zwischen den einzelnen Städten bei der Ausweisung von Logistikflächen. Es herrsche häufig das Sankt-Florians-Prinzip vor: Die Vorteile einer florierenden Umschlagslogistik für Handel oder Produktion würden gerne in Anspruch genommen, die Flächen hierfür wanderten aber über den engeren Speckgürtel hinaus immer weiter in das Umland. Das Wachstum finde entlang der Autobahnanschlüsse statt, so werde ein Logistikprojekt bei Feuchtwangen von den Investoren als „Nürnberg West“ vermarktet. Man dürfe Entscheidungen über Logistikflächen nicht nach dem Motto „entweder Wald oder Lkw“ zuspitzen, erklärt der Logistikimmobilienexperte auch mit Blick auf die gescheiterten Erweiterungsflächen des Nürnberger Hafens oder des Gewerbeparks Nürnberg-Feucht-Wendelstein. „Ich würde mir hier eher eine differenzierte und sachlichere als eine politische Diskussion wünschen.“ Bei einer genaueren Betrachtung müssten auch die weiteren Effekte berücksichtigt werden. Dazu zählt er u. a. die ökonomischen und ökologischen Kosten für längere Lkw-Fahrten, die insbesondere bei der Versorgung von Ballungsräumen entstehen, je weiter die Verteilzentren in die Peripherie rücken. Der Chef von Logivest Concept plädiert deshalb für das altbewährte Konzept interkommunaler Lösungen. Trotz des Flächennotstands insbesondere im Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen seien so verträgliche Lösungen möglich.

Einzelhandels-Immobilien

Für Marktbeobachter Wolfgang P. Küspert sind der Einzelhandel und damit insbesondere die innerstädtischen Einzelhandelsimmobilien die „großen Verlierer“ der Corona-Pandemie. Sie habe eine Entwicklung beschleunigt, die sowieso absehbar gewesen sei. An diesem grundlegenden Trend ändere beispielsweise auch die Rettung der beiden Karstadt-Warenhäuser in Nürnberg nichts.

Auch Norbert Grund, Geschäftsführer der KIB Gruppe, sieht dieses Immobiliensegment deutlich angeschlagen und verweist dabei auf die teilweise starken Rückgänge bei den Mieten in den Top-Lagen der Innenstädte. Man könne aktuell keine Objekte verkaufen, weil jeder Käufer Angst vor der nächsten Mietpreisverhandlung habe. Quadratmeterpreise von bis zu 120 Euro sind teils bereits auf 80 Euro gedrückt worden, Grund hält auch Preise von 60 Euro für nicht ausgeschlossen. Entsprechend müssten die Kaufpreise für Einzelhandelsimmobilien fallen oder sich der Markt wieder erholen, bis Investoren mit soliden Renditezielen wieder zugreifen.

Auf dem ehemaligen Coca-Cola-Areal in Nürnberg-Mögeldorf entsteht der "Seetor City Campus" mit Wohn- und Gewerbeflächen. (Foto: Thomas Tjang)

Hotel-Immobilien

Über Jahre verzeichneten die Hotels in der Region steigende Übernachtungszahlen. Das schlug sich auch in den Investitionen nieder: Bis 2022 sollen allein in Nürnberg etwa zehn neue Häuser mit rund 4 000 Betten entstehen, die schon im Bau oder zumindest in der Planung sind. Von aufgegebenen Plänen ist aktuell nichts bekannt. Allerdings gehören Hotellerie und Gastronomie zu den Verlierern durch Covid-19. Dr. Daniela Hüttinger vom Hotel- und Gaststättenverband, die selbst das Hotel Drei Raben in Nürnberg betreibt, weiß aus der Branche, dass die Auslastung derzeit um die 20 bis 30 Prozent pendelt.

Doch während sich die Übernachtungen von Touristen wieder normalisieren dürften, ist sie bei den Geschäftskunden skeptisch. Sie machen aber den Großteil der Übernachtungen aus, zwei Drittel kommen zu den Messen und Kongressen in die Region. Zudem gehen nach ihrer Beobachtung kleine Tagungen mit 50 bis 100 Teilnehmern an Städte in anderen Bundesländern verloren, weil die Organisatoren die Corona-Regeln in Bayern für zu streng hielten. Hüttinger hält dagegen: „Wir Hoteliers können Hygieneregeln“, das müsse aber besser vermarktet werden.

Wie lang die internationalen Hotelketten die Flaute in Nürnberg durchhalten werden, lässt sich nicht prognostizieren. Für die kleineren, inhabergeführten Häuser ist Hüttinger auf mittlere Sicht pessimistisch, selbst wenn sie die Fixkosten schnell herunterfahren. Denn große Hotels könnten an der Preisschraube drehen, um eine bessere Auslastung zu erreichen, und damit kleinere Häuser ebenfalls zu Preisnachlässen zwingen.

Campus Dampfbäckerei

Der "Campus Dampfbäckerei" wird auf dem traditionsreichen Gelände der "Konsum-Genossenschaft Fürth-Nürnberg" errichtet. (Foto: Thomas Tjiang)

Rege Bautätigkeit in Mittelfranken

Trotz Corona herrscht auf Mittelfrankens Baustellen reger Betrieb: Flaggschiff unter den Bauprojekten ist nach wie vor der rund 500 Mio. Euro teure Siemens-Campus im Erlanger Süden. In mehreren Modulen entsteht bis 2030 ein Stadtteil mit attraktiver Campusstruktur, zeitgemäßen Gebäuden, moderner Büroinfrastruktur, Labor- und Forschungsarbeitsplätzen sowie mit großzügigen Grünflächen. In dem Areal soll darüber hinaus auch ein neues urbanes Wohn- und Lebensumfeld entstehen.

Das Riesenprojekt strahlt über die eigentliche Fläche von 54 Hektar hinaus. Die Erlanger Sontowski & Partner Group hat in unmittelbarer Nähe zum Campus das Paul Carré entwickelt und in diesem Sommer an einen Investor verkauft. Das Gewerbeobjekt mit rund 11 000 Quadratmetern Mietfläche ist bereits seit letztem Jahr für Büro, Hotel und Gewerbe voll vermietet, die Ankermieter haben sich für jeweils mindestens 15 Jahre an das Objekt gebunden. Aktuell befindet sich das Projekt noch im Bau und soll Ende 2021 bezugsfertig sein.

In Nürnberg treibt Sontowski & Partner das Projekt Seetor City Campus voran, das seit Jahren auf dem einstigen Coca-Cola-Areal gegenüber dem Business-Tower entwickelt wird. Mittlerweile, so berichtet S&P-Geschäftsführer Sven Sontowski, hat die Bauvorbereitung begonnen, zum Jahreswechsel sollen die eigentlichen Bauarbeiten beginnen. Bereits im Frühjahr war mehr als die Hälfte der rund 25 000 Quadratmeter Gewerbeflächen vermietet. Weil sich S&P vom Geschäft mit Wohnimmobilien verabschiedet hat, wird der Wohnentwickler Instone Real Estate die rund 200 frei finanzierten Wohnungen mit dem markanten Wohnturm realisieren. Zusätzlich ist beim Seetor die GBI Wohnungsbau mit im Boot, die als Spezialist den Bau der 97 geförderten Wohnungen übernimmt. Der Seetor City Campus dürfte nach dem Siemens-Campus und dem Tafelhof-Palais am Nürnberger Hauptbahnhof das drittgrößte Bauprojekt werden.

Bewegung kommt auch in das einstige Nürnberger Quelle-Versandzentrum. Der riesige Klinkerbau aus den 1950er Jahren wird vom Projektentwickler Gerchgroup als urbanes Stadtquartier „The Q“ realisiert. Als Nutzungsschwerpunkt ist Wohnen vorgesehen, ergänzt durch Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss. In die Frontseite zur Fürther Straße hin wird die Stadt Nürnberg mit dem Jugend- und Sozialamt sowie dem Amt für Digitalisierung und IT einziehen. Voraussichtlich ab 2024 sollen auf etwa 42 000 Quadratmetern rund 1 400 Mitarbeiter tätig sein. Der Bauantrag für diesen Abschnitt ist bereits eingereicht.

Fast vollständig vermarktet ist auch die Marienzeile an der Bahnhofstraße mit einer Geschossfläche von über 30 000 Quadratmetern. Das Projekt wird von der Aurelis Real Estate Service GmbH realisiert, der Immobilientochter der Bahn. Sie hat außerdem Potenzial für ca. 100 000 Quadratmeter Geschossfläche am Nürnberger Kohlenhof, das als eine der letzten hoch attraktiven Flächen in Innenstadtnähe gilt. Neben weiteren kleineren Grundstücken hat Aurelis im neuen Stadtteil Lichtenreuth, wo der Freistaat Bayern die Technische Universität Nürnberg bauen wird, noch Projektpotenziale von ca. 375 000 Quadratmetern Geschossfläche, ein knappes Drittel davon ist für Büros vorgesehen. „Corona hat vorerst keine zeitlichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Grundstücke“, sagt Aurelis-Geschäftsführer Stefan Wiegand.

Es sind noch zahlreiche weitere Projekte in Bau oder Planung. Dazu zählt beispielsweise der Campus Dampfbäckerei, der aus dem historischen Backsteingebäude der früheren „Konsum-Genossenschaft Nürnberg-Fürth“ und drei neuen Bürokomplexen entsteht. Die Evenord-Bank eG-KG investiert neben ihrem Stammsitz in das sechsstöckige Bürogebäude Am Leonhardspark, die UmweltBank AG hat sich von dem einstigen GfK-Areal am Nordwestring ein Teilgrundstück mit 11 000 Quadratmeter für ihren zukünftigen Stammsitz gesichert. Einen Steinwurf entfernt findet sich das Schöller-Areal mit rund 90 000 Quadratmetern Büro-, Produktions- und Logistikfläche, das sich ein lokales Family-Office gesichert hat. Das ehemalige Siemens-Areal links und rechts an der Von-der-Tann-Straße will der Immobilienspezialist Investa Real Estate zu neuem Leben erwecken. Das stattliche Areal im Nürnberger Westen hat eine Fläche von rund 57 000 Quadratmetern und ist durch den Südwestring zweigeteilt. Auf der westlichen Seite soll neuer Wohnraum entstehen, auf der östlichen Seite des Stadtrings wird Bürofläche teils revitalisiert, teils neu gebaut.

Die KIB Gruppe bereitet auf zwei Grundstücken im Eurocom-Areal zwei Bauabschnitte mit rund 14 000 Quadratmetern Bürofläche vor, das sowohl von einem Einzelmieter als auch von mehreren genutzt werden kann. Diese planerische Flexibilität soll auch in einem früheren Datev-Bürohaus in Plärrernähe umgesetzt werden. Das Gebäude wird bis auf den Rohbau komplett entkernt und dann so konzipiert, dass Mieter phasenweise zusätzliche Bürofläche beispielsweise für externe Teams hinzubuchen können.

Die KIB Gruppe entwickelt zudem auf dem ehemaligen Autohaus-Krauss-Areal auf über 28 000 Quadratmetern das neue Luitpoldviertel. Außerdem soll mit der gemeinnützigen Nürnberger Wohnungsbaugesellschaft ESW das einstige Akzo-Nobel-Areal zum Quartier Stadtluft Schweinau entwickelt werden. Zusammen mit dem Wohn-Projekt im einstigen FÜW-Hochhaus kommen hier Investitionen von rund 500 Mio. Euro zusammen.

Gewerbepark Nürnberg-Feucht

Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein: Dort vergrößert der Logistikdienstleister Nagel derzeit ein Hochregallager für Tiefkühlware. (Foto: Thomas Tjiang)

Im Nordosten von Nürnberg geht die Rüstig Immobilien Gruppe aus Lauf a. d. Pegnitz den Campus Nordostpark (NOP) an, der insbesondere technologieorientierte Unternehmen beherbergen soll. Im kommenden Jahr wird der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt mit 20 000 Quadratmetern Bürofläche eingereicht, der Bau soll 2022 beginnen. Zudem ist ein zweiter Bauabschnitt mit einer Fläche von 25 000 Quadratmetern vorgesehen. Im Jahr 2014 hatte Rüstig Immobilien zusammen mit der Sparkasse Nürnberg den Norispark (früheres Areal der Firma SiCrystal) im Nürnberger Nordosten erworben: Die Gesamtfläche von 60 000 Quadratmetern wurde mittlerweile komplett verkauft, die ersten Unternehmen auf dem Areal haben ihre Neubauten bereits fertiggestellt.

In Fürth entstehen beispielsweise auf dem Gelände des alten Flugplatzes Atzenhof, dem heutigen Gewerbegebiet Golfpark, neue Flächen für Büros. Die Golfpark Fürth Immo GmbH will den ersten Bauabschnitt im nächsten Jahr fertigstellen, insgesamt werden auf diesem Areal rund 2 600 Quadratmeter Bürofläche gebaut. Das Gewerbegebiet Fürth-Hardhöhe ist fast vollständig belegt, dort baut derzeit auf einer der letzten Flächen der Schweizer Schweißtechnik-Spezialist Telsonic seine Fürther Niederlassung.

Der Fürther Hauptbahnhof wird derzeit zu einer neuen Mobilitätsdrehscheibe ausgebaut: Das Nürnberger Immobilienunternehmen MIP hatte das Gebäude vor zwei Jahren erworben und entwickelt es nun neu. Das aktuell größte Immobilienprojekt in Fürth wird an der Hornschuchpromenade vorangetrieben: Die Fürther P&P-Gruppe investiert dort rund 180 Mio. Euro für ein neues Quartier. Auf dem Brachgelände entlang der Bahngleise entsteht ein Areal für einen Mix aus Gewerbe, Hotel, Forschung und Wohnungen. Im ersten Bauabschnitt wird dort ein Parkhaus gebaut.

Gewerbegebiet Tennenlohe

Die Stadt Erlangen kann kaum noch Gewerbeflächen anbieten. Derzeit wird im Gewerbegebiet Erlangen-Tennenlohe eine der letzten freien Flächen bebaut. (Foto: Thomas Tjiang)

Der Flächenbedarf für Logistiker treibt die Entwickler immer weiter in die Peripherie: Der Projektentwickler Panattoni hat sich für den Park Mittelfranken ein Grundstück in der Gemeinde Wörnitz gesichert. Der Bau sieht zwei multifunktionale Immobilien mit einer Produktions- und Logistikfläche von über 40 000 Quadratmetern sowie Büro- und Lagerflächen vor. Das Grundstück ist verkehrsgünstig am Autobahnkreuz A6 / A7 zwischen Heilbronn und Nürnberg gelegen und nur einen Kilometer von der Autobahnabfahrt Wörnitz entfernt. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2021 geplant.

Im Zweckverband Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein vergrößert der Logistikdienstleister Nagel seinen Standort mit einem weiteren Hochregallager für Tiefkühlware um rund 13 000 Quadratmeter.

In Allersberg bleiben die umstrittenen Pläne für ein Verteilzentrum des Online-Versenders Amazon mit Flankenschutz des Entwicklers P3 Logistic Parks weiter bestehen. P3 will an der Autobahn A9 ein südliches Gewerbeareal mit 330 000 Quadratmetern entwickeln. Auch die beiden Bürgerentscheide in der Gemeinde trugen nicht zur Klärung bei. Ein zweites kleineres Gewerbegebiet für mittelständische Betriebe ist im Norden vorgesehen.

Die großen Immobilienprojekte dürfen allerdings den Blick nicht für eine bedenkliche Entwicklung verstellen: Gerade kleine und mittlere Betriebe in Mittelfranken, um die sich im Laufe der Jahrzehnte Wohngebiete entwickelt haben, stehen unter Druck. Sie können die Betriebsfläche an ihrem Standort in der Regel nicht mehr vergrößern und sehen sich zunehmend verschärften gesetzlichen Vorgaben etwa bei Luft- oder Lärmemissionen ausgesetzt. IHK-Expertin Martina Stengel beobachtet schon seit einigen Jahren mit Sorge diese zunehmende Verdrängung von Gewerbeflächen durch Wohnnutzung. Es komme häufig zu Nutzungskonflikten mit langjährigen Bestandsunternehmen, die dann oftmals schließen oder abwandern. Die Stadtverwaltungen dürften aber auch die Daseinsvorsorge für diese Betriebe nicht aus dem Blick verlieren: „Die IHK Nürnberg sieht hier ihre vorrangige Aufgabe, den Bestand zu sichern und fortzuentwickeln.“

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2020, Seite 104

 
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