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IHK-Konjunkturklima

Gelungener Re-Start lässt Zuversicht wachsen

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Mittelfränkische Wirtschaft auf steinigem Weg aus der Corona-Krise: Konjunkturdaten haben sich deutlich verbessert.

Die mittelfränkische Wirtschaft kämpft sich aus der Corona-Krise: Im Frühjahr 2020 war der IHK-Konjunkturklimaindex um fast 50 Punkte abgestürzt – ein historischer Rekordwert. Bis zum Herbst holte der Index wieder über 30 Punkte auf und liegt jetzt bei 102,9 Punkten. Der Grund für diese vorsichtige Zuversicht: Die Unternehmen berichteten bei der IHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2020 über wieder anlaufende Geschäfte nach dem Corona-Lockdown, die Geschäftserwartungen sind per Saldo wieder optimistischer. Der Vergleich zum Herbst 2019 zeigt aber, dass sich die mittelfränkische Wirtschaft noch nicht vollständig vom Corona-Lockdown erholt hat, denn damals lag der Indexwert noch bei 111,7 Punkten.

In der Krise behaupten sich vor allem Baugewerbe und Immobilienwirtschaft, Handel und IT-Dienstleistungen. In der Industrie wuchsen die Auftragseingänge seit der Aufhebung der Beschränkungen zwar stetig, doch sind die notwendigen strukturellen Anpassungen noch nicht abgeschlossen und auch der Neuaufbau von internationalen Wertschöpfungsketten kostet Zeit. Reise-, Gast- und Veranstaltungsgewerbe sowie verbrauchernahe Dienstleistungen leiden noch stark unter massiven Umsatzrückgängen.

„Gewachsene Auftragseingänge und anziehende Umsätze nach dem Re-Start nähren die Hoffnung der mittelfränkischen Wirtschaft auf eine Fortsetzung der Erholung“, fasst IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann zusammen. „Doch noch lange nicht alle Branchen und Betriebe kommen ohne größere Einbußen schnell durch die Corona-Krise.“

Geschäftslage und -erwartungen

Die mittelfränkische Wirtschaft erholt sich teilweise von den Folgen des Corona-Lockdowns: So beurteilen 33 Prozent der Befragten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, weitere 33 Prozent sind zufrieden, 34 Prozent schätzen die Lage als schlecht ein. Damit ergibt sich unter dem Strich ein Saldo von minus einem Punkt. Der Wert liegt aber bereits wieder um 35 Punkte höher als noch vor vier Monaten, als die Corona-Krise zu einem Rekordabsturz um 66 Punkte geführt hatte.

Auch die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Betriebe machen deutlich, dass der Optimismus zurückkehrt: Über alle Branchen zeigen sich 28 Prozent der Befragten zuversichtlich, 51 Prozent sehen keine Anzeichen für Veränderung, 21 Prozent befürchten in den kommenden Monaten eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Der resultierende Saldo von plus sieben Punkten liegt um 30 Punkte höher als im Frühjahr und damit bereits wieder etwas über dem Vorkrisenniveau.

Konjunkturklima nach Wirtschaftszweigen

Schon im Frühjahr hatten sich Unterschiede im Konjunkturklima nach Wirtschaftsbereichen aus der unmittelbaren Betroffenheit und Dauer von Betriebsschließungen sowie aus dem Ausmaß der internationalen Verflechtung einer Branche ergeben. Die Aufhellung des Konjunkturklimas im Herbst 2020 hat alle Branchen erfasst, doch das Ausmaß der Erholung fällt unterschiedlich aus.

Trotz saisonüblich eingetrübter Erwartungen erweist sich die Bauwirtschaft als besonders robust und kann das vorgelegte Wachstumstempo aus dem Vorjahr nahezu unvermindert beibehalten.

Die Verbesserungen in der Industrie sind zwar im Branchenvergleich geringer als in allen anderen Sektoren, doch entwickeln sich hier die Geschäftserwartungen am deutlichsten nach oben. Zumindest unter den Herstellern von Vorleistungen und von Investitionsgütern hatte schon im Jahr 2019 der deutlich absehbare strukturelle Anpassungsbedarf die Lage eingetrübt. Diese strukturelle Anpassung mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit mag im Zuge der Gestaltung neuer Wertschöpfungsketten etwas in den Hintergrund gerückt sein, wird aber angesichts der unvermindert hohen Bedeutung von Industrieexporten für die mittelfränkische Wirtschaft mittelfristig ein prägender Faktor für das Geschäftsklima im gesamten Wirtschaftsraum bleiben.

Daher spüren die unternehmensnahmen Dienstleister den Kostendruck in der Industrie unmittelbar in ihren Auftragseingängen, am deutlichsten die Transport-, Lager- und Logistikdienstleister. In den übrigen unternehmensnahen Dienstleistungsbetrieben bleibt die Grundstimmung positiv, doch die Einbußen infolge der Corona-Krise sind hier noch nicht überall kompensiert. Gewinner finden sich vornehmlich im Bereich der IT-Dienstleister.

Im Handel dagegen lassen die Nachholeffekte im Konsum nach dem Lockdown die Einschätzungen der Geschäftslage überdurchschnittlich stark steigen. Profitieren können vor allem Betriebe mit attraktiven Social-Media-Auftritten und Online-Angeboten. Allerdings ist die Stimmung weithin von Skepsis geprägt. Im Einzelhandel wie auch in anderen verbrauchernahen Sektoren bewirkt die zum Jahresende auslaufende Mehrwertsteuersenkung einen kurzen Nachfrageschub durch vorgezogenen Konsum, dessen absehbares Ende jedoch schon jetzt die Geschäftserwartungen eintrübt.

Verbrauchernahe Dienstleistungen sowie Beherbergungs- und Reisegewerbe waren während des Frühjahrs und Sommers besonders stark von Umsatzeinbrüchen betroffen. So erklären sich die weiterhin ausgeprägt negativen Salden in den Lageurteilen aus diesen Branchen, in denen Nachholeffekte deutlich geringere Bedeutung haben als im Handel.

Risiken auf dem Weg aus der Krise

Der weitere Verlauf der Umsatzentwicklung ist von zentraler Bedeutung dafür, inwieweit sich die Liquidität in den Betrieben verbessert und in welcher Geschwindigkeit und in welchem Ausmaß die gesamtwirtschaftliche Erholung voranschreitet. So schätzen aktuell 65 Prozent der mittelfränkischen Unternehmen die Inlandsnachfrage und 28 Prozent die Auslandsnachfrage als potenzielles Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ein. Vor einem Jahr lagen die Vergleichswerte noch bei 52 bzw. 19 Prozent. Die Sorgen um die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte (derzeit 38 nach 55 Prozent im Vorjahresherbst) und um die Arbeitskosten (29 nach 45 Prozent) sind demgegenüber in den Hintergrund gerückt, ebenso wie der Blick auf die Energie- und Rohstoffpreise (15 nach 31 Prozent). Wenig verändert zeigen sich die Einschätzungen der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die von 49 Prozent der Befragten als Risiko gesehen werden (Vorjahr: 53 Prozent).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2020, Seite 14

 
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