Telefon: +49 911 1335-1335

Innenstadtentwicklung

Wieder Leben in die City!

Hauptmarkt Nürnberg © frantic00/GettyImages.de

Neue Perspektiven für die Innenstadt: Stadt und IHK haben die "City Werkstatt" ins Leben gerufen, um gemeinsam mit vielen Beteiligten kreative Ideen zu entwickeln.

Wie sollen die Innenstädte in Zukunft gestaltet werden? Kommunen in der Region und die IHK entwickeln neue Ideen. Ein Rundblick.

Wie bleiben die Innenstädte als Orte für Leben, Handel, Gastronomie, Dienstleistungen und Kultur attraktiv? Diese Frage stellte sich schon vor der Corona-Krise sehr dringlich, weil dort insbesondere die familiengeführten Betriebe unter Druck geraten – vor allem wegen hoher Mieten und der Konkurrenz durch digitale Geschäftsmodelle. Angesichts der Corona-bedingten Betriebsschließungen hat diese Herausforderung drastisch an Brisanz gewonnen.

In Nürnberg entwickelt die "City Werkstatt" neue Ideen, um die Innenstadt zu beleben und noch mehr Kunden, Kulturinteressierte, Touristen und andere Zielgruppen anzuziehen. Initiatoren sind das Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg und die IHK Nürnberg für Mittelfranken, die mit ihren beiden Konzepten "City Offensive" und "Nürnberg. Innenstadt. Stark. Machen" schon Vorarbeit geleistet hatten und nun beide Initiativen bündeln (WiM berichtete). In Workshops wurden mit Vertretern von Handel, Dienstleistungen und Kultur in einem ersten Schritt Ideen entwickelt, die schnell umsetzbar sind und damit rasch für eine breite Öffentlichkeit sichtbar werden sollen. Beim Auftakt-Workshop hatten im Dezember rund 60 Teilnehmer mitgearbeitet. Nun sollen möglichst viele weitere Akteure der Nürnberger Innenstadt ins Boot geholt werden, so Gregor Heilmeier, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Handel und Dienstleistung.

Mit Unterstützung der Nürnberger Markenberatung Brand Trust wurden folgende Projekte entwickelt, die nun angegangen werden: Vorgesehen sind sogenannte "Pop-Up-Stores" – das sind Geschäfte, die zeitweise angemietet werden können, um beispielsweise für eine bestimmte Zeit Trendprodukte zu verkaufen oder um die Marktchancen neuer Produkte oder Geschäftsmodelle zu testen. Die wechselnden Mieter und Angebote sollen Besucher dazu motivieren, öfter einmal in die Innenstadt zu kommen. Gedacht ist zunächst an ein "Pop-Up-Center" mit Mietern aus den Bereichen Mode, Design, innovative Produkte und Dienstleistungen, auch in Kombination mit kulturellen Angeboten.

Einzelne Stadtquartiere sollen mit der digitalen Kampagne "my stage to be" besser vermarktet werden, um neue Zielgruppen zu erschließen. Die Social Media-Initiative, in die auch Blogger und Influencer eingebunden werden, soll Impulse geben für einen erlebnisreichen Besuch der Innenstadt. Einen weiteren Akzent legt die "City Werkstatt" auf die Belebung der Plätze in der Nürnberger Innenstadt: Zunächst sollen im Frühjahr und Sommer die Aufenthaltsqualität und die Attraktivität am Lorenzer Platz mit einer zeitweisen Begrünung verbessert werden. Angedacht ist darüber hinaus, den Lorenzer Platz besser mit Kultur, kreativen Aktionen und Veranstaltungen zu "bespielen", um damit eine "Blaupause" für andere Plätze abzugeben. Im Fokus steht zudem die Entwicklung neuer zukunftsfähiger Geschäftsmodelle vor allem für die inhabergeführten Unternehmen der Stadt: Eine Schlüsselrolle wird dabei das Innovationslabor "Josephs" spielen, das in das neue Deutsche Museum Nürnberg im Augustinerhof einziehen wird. Zur Entwicklung und Umsetzung der neuen Geschäftsideen sollen branchenübergreifende Tandems gebildet werden, die dann zusammen eine "Innovationsnachbarschaft" bilden und dabei methodisch vom "Josephs" begleitet werden.

Unter dem Motto "Parkraum neu denken!" setzt sich die "City Werkstatt" zum Ziel, neue Formen des Park-Managements zu erproben: Die Adlerstraße wird zum Versuchsfeld, um Aufenthaltsqualität und Besucherfrequenz gleichermaßen zu erhöhen und um die Aspekte Parken, zeitgemäße Mobilität und Logistik aufeinander abzustimmen.

Sehr erfolgreich gestartet ist bereits das Projekt "Nürnberg liefert!" – der regionale Lieferdienst des Nürnberger Einzelhandels: Gerade in Corona-Zeiten nutzen schon viele Händler und Kunden diesen Service, der die Online-Aktivitäten der Nürnberger Händler stärkt und eine Lieferung meist noch am gleichen Tag ermöglicht (www.nuernberger-city-werkstatt.de / www.nuernberg-liefert.de).

Auch in Fürth arbeiten Stadt, IHK, Händler, Dienstleister und weitere Akteure schon seit Längerem gemeinsam an Konzepten für die Belebung der Innenstadt. Sie treffen sich beim "Wirtschaftsforum Innenstadt", um neue Ideen für die City zu entwickeln und Grundlagen für eine attraktive Innenstadt zu schaffen. Diese Initiative war 2012 von der IHK ins Leben gerufen worden und wird nun gemeinsam mit der Stadt Fürth durchgeführt. "Dabei zahlt sich aus, dass wir über Branchengrenzen hinweg denken und handeln und dass wir ein gemeinsames Bewusstsein für die Belange der Fürther Innenstadt schaffen", so Dr. Christian Bühler, der Vorsitzende des Fürther IHK-Gremiums. Positive Entwicklungen wie der Einkaufsschwerpunkt "Neue Mitte" und der Fürther Markt wurden von der IHK und der ansässigen Wirtschaft eng begleitet. Die Federführung hatte das IHK-Gremium Fürth in den vergangenen Jahren bei der Erarbeitung eines Wirtschaftsleitbildes für Stadt und Landkreis Fürth, bei dem die Innenstadtentwicklung – neben sechs weiteren Handlungsfeldern – ein zentrales Thema war.

Gemeinschaftsgeist zeigen die Akteure der Stadt in Corona-Zeiten mit der Initiative "Lebendige Kleeblattstadt" – einem Bündel an Maßnahmen, um insbesondere dem Einzelhandel und der Gastronomie zu helfen. Dazu gehören etwa der Ausbau des Gutscheinsystems "Ein Herz für Fürth", die Planung einer Online-Plattform der Fürther Einzelhändler, Kunstaktionen Fürther Künstler in der Innenstadt sowie der Ausbau des Lieferservices "Fürth bringt's": Die Einkäufe können telefonisch, über Social Media und die Online-Shops der teilnehmenden Geschäfte bestellt werden, der Fürther Dienstleister ICS liefert sie dann im Umkreis von 25 Kilometern an die Kunden aus. Durch die seit Jahren etablierte Stelle einer Innenstadtbeauftragten bei der Stadt Fürth können auch in der Krise solche Maßnahmen rasch koordiniert und umgesetzt werden.

In Erlangen brennt das Thema Innenstadtentwicklung ebenfalls auf den Nägeln, wie vor Kurzem wieder bei einem gemeinsamen Video-Pressegespräch des IHK-Gremiums (IHKG) mit anderen Wirtschaftsverbänden deutlich wurde. Nach Worten von IHKG-Vorsitzendem Patrick Siegler verändert sich das durch den Einzelhandel geprägte Stadtbild "in drastischer Weise", die aktuelle Corona-bedingte Lage sei als "finaler Weckruf" zu verstehen. "Deshalb muss die Innenstadtentwicklung zur Chefsache im Rathaus erklärt und mit den entsprechenden personellen Ressourcen ausgestattet werden", sagte Siegler. Es gehe nicht nur um die Bewältigung der Corona-Pandemie, sondern um tragfähige Konzepte weit über diese Zeit hinaus.

In dem IHK-Papier "Wohin mit der Innenstadt?" werden u. a. folgende Forderungen aufgestellt: die Schaffung eines breiten Bündnisses aller Akteure in der Innenstadt, die Zulassung von sogenannten "Business Improvement Districts" (BID), die das Management von einzelnen Stadtquartieren erleichtern würden, deutlich höhere Investitionen der Kommune für die Innenstadtentwicklung sowie ein Stopp von kommunalen Entscheidungen, die zu weiteren Belastungen für die Wirtschaft in der Innenstadt führen würden.

In Westmittelfranken ist die IHK-Geschäftsstelle Ansbach ebenfalls in Projekte der Stadtentwicklung und Einzelhandelsförderung eingebunden. Federführend war die IHK beispielsweise bei der Einrichtung der Facebook-Community "Wir in Rothenburg" (www.facebook.com/groups/hashtagwir), der mittlerweile rund 200 Händler und weitere Gewerbetreibende der Tauberstadt angehören, um sich besser austauschen und um gemeinsame Aktivitäten zu planen. Unterstützt hat die IHK u. a. auch die Online-Portale www.in-altmuehlfranken.de des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen und
www.ingunzenhausen.de des Stadtmarketings Gunzenhausen, die gerade in Corona-Zeiten stark an Bedeutung für die Händler vor Ort gewonnen haben und von den Kunden rege genutzt werden.

Darüber hinaus gibt es in vielen weiteren Kommunen in Mittelfranken Stadtmarketing-Initiativen, Online-Portale der Wirtschaft, Gutschein-Systeme zur Unterstützung von Handel, Gastronomie und Dienstleistungen in Corona-Zeiten sowie Leitbild-Initiativen, um Konzepte für die Innenstadtentwicklung zu erarbeiten. Vertreter der 13 IHK-Gremien in Mittelfranken sind vielerorts in diese Initiativen eingebunden und bringen beispielsweise in Arbeitsgruppen und Beiräten die Expertise der regionalen Wirtschaft in die Entscheidungsprozesse von Politik und Verwaltung ein.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2021, Seite 28

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick