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Vauen

Rauchzeichen aus Nürnberg

Vauen_Eckert_Ramsauer © Thomas Tjiang

Hersteller hochwertiger Pfeifen: Geschäftsführer Martin Ramsauer (r.) und Familien-Gesellschafter Alexander Eckert.

Der Pfeifenhersteller hat eine lange Tradition – diese will er fortführen und gleichzeitig neue Zielgruppen erschließen.

Folgt man den Zahlen des Statistischen Bundesamtes, müsste das Jahr 2020 für die Manufaktur Vauen Vereinigte Pfeifenfabriken Nürnberg GmbH ausgesprochen glänzend verlaufen sein. Denn die versteuerte Menge an Pfeifentabak legte bundesweit um 44 Prozent auf fast 6 000 Tonnen zu. Doch Vauen-Geschäftsführer Martin Ramsauer winkt ab. Das Marktplus resultiere aus dem Plus bei Wasserpfeifentabak und Tabakprodukten für elektrische Erhitzer. Er schätzt den deutschen Markt für Pfeifentabak eher rückläufig ein. Allerdings nahmen die Verkaufszahlen der eigenen Tabaklinie zu, die in 50-Gramm-Dosen abgepackt wird.

Kerngeschäft des 1848 gegründeten Familienunternehmens sind nach wie vor Tabakpfeifen aus erlesenen Hölzern. Sie werden weiterhin am Nürnberger Stammsitz in bis zu 70 manuellen Einzelschritten gefertigt. Man verfolgt seit Jahren eine klare Strategie in Sachen Qualität und Individualität und dieser Kurs scheint sich auszuzahlen: Im Geschäftsjahr 2018/2019 (Stichtag 30. Juni) legte der Umsatz von 11,7 Mio. Euro auf 15,2 Mio. Euro zu. Für das Jahr 2019/2020 beziffert Ramsauer das prozentuale Plus ebenfalls als zweistellig. Die Zahl der Beschäftigten liegt stabil bei 45.

Diese Entwicklung kommentiert Familienunternehmer Alexander Eckert als "äußerst zufriedenstellend". Eckert repräsentiert die fünfte Generation des Familienunternehmens, das nach eigenen Angaben die älteste Pfeifenfabrik Deutschlands ist. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres hat er sich nach 38 Jahren aus der gemeinsamen Geschäftsführung mit Ramsauer zurückgezogen. Den Generationswechsel hat Eckert, Jahrgang 1951, geräuschlos eingefädelt. Seinen Nachfolger, der zuletzt in der Geschäftsführung eines Familienunternehmens im Metallbereich tätig war, bezeichnet er als "Glücksfall". Ramsauer habe eine ähnliche Denkweise: "Bei Schwierigkeiten kommt er zum gleichen Ergebnis wie ich selbst", sagt Jurist Eckert. Den Vorteil seines Studiums sieht er im "Vorausdenken auch nach links und rechts, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein". Ramsauer, Jahrgang 1972, hatte nach seiner technischen Ausbildung bei BMW noch ein BWL-Studium angeschlossen. Schon sein erstes Gespräch mit Eckert habe ihm gezeigt, dass die Chemie stimme. 2016 fing er bei Vauen an und rückte 2018 in die Geschäftsführung auf. Seine Prämissen für das operative Geschäft seien, Tradition als wertvolles Gut zu schätzen und Zukunftsthemen anzugehen.

Zweimal im Jahr neue Produktlinien

Das Pfeifengeschäft hat sich gerade in den letzten beiden Lockdown-Monaten 2020 gut entwickelt. Ramsauer führt das darauf zurück, dass die Verbraucher wegen ausgefallener Urlaubsreisen mehr für das Genießen daheim ausgeben. Eigentlich sei die Pfeife ein Luxusgut, mehr als ein Exemplar sei nicht nötig. Deshalb kommen zweimal im Jahr jeweils sechs neue Produktlinien heraus, die den Pfeifenrauchern Lust auf Neues machen sollen. 2021 ist es etwa die sandgestrahlte Linie Kira, die Linie Quentin mit handgraviertem Silberring oder die Linie Maris mit Einsatz aus Meerschaum. Zusätzlich bringt Vauen eine "Pfeife des Jahres" für Liebhaber heraus, die limitiert und einzeln nummeriert als besonderes Schmuckstück gilt. Zu den Klassikern im Sortiment gehört die Auenlandpfeife, die auf die Herr-der-Ringe-Kinotrilogie zurückgeht: Vauen reagierte u. a. mit dem Modell des Zauberers Gandalf auf den damit einhergehenden Pfeifenhype. Als die Lizenzen zum Film nicht mehr verlängert wurden, folgte mit der Auenlandpfeife eine eigenständige Linie.

Um möglichst viele Wünsche bedienen zu können, leistet sich Ramsauer eine umfangreiche Lagerhaltung: Rund 700 unterschiedlich Pfeifentypen sind aktuell erhältlich. Durch diese kostenintensive Maßnahme sollen die Produkte stets verfügbar und lieferfähig sein, was wiederum die Marktposition der Nürnberger stärken soll. Waren zu Eckerts Zeiten französische, italienische oder englische Anbieter in Mode, habe der jetzige Firmengesellschafter seine Marke mit dem Motto "Handmade in Deutschland" an die Weltspitze geführt. Die rund 1 000 Fachhändler in Deutschland, die Vauen-Produkte verkaufen, haben einige große Probleme hinter sich: Manche wurden von den zuständigen Gesundheitsämtern zum Schließen gezwungen, bis sie als Laden mit Produkten für den täglichen Bedarf anerkannt wurden. Andere leiden in den Innenstädten deutlich an der eingebrochenen Besucherfrequenz, während Pfeifengeschäfte in der Peripherie besser abschneiden. Zudem zeigt sich, dass Händler mit einem eigenen Online-Shop in der Regel besser dastehen und sogar Kunden hinzugewinnen. Auch jüngere Zielgruppen ließen sich mit Online-Angeboten erschließen.

Marketing für Pfeifeneinsteiger

Vauen selbst ist auf starke Fachhändler angewiesen, denn die Manufaktur verkauft nicht direkt an Endverbraucher. Dafür beschäftigt sich das Familienunternehmen verstärkt mit der Markenführung, etwa auf Social-Media-Kanälen wie Instagram, YouTube und Facebook. Ramsauer will künftig mit unterschiedlichen Verbraucherveranstaltungen sowohl analog als auch virtuell die Marke stärken. Digitale Hilfe gibt es auch für Pfeifeneinsteiger: In diesem Jahr ist ein Beginner-Set auf den Markt gekommen. Es soll jüngere Zielgruppen mit dem Pfeifenrauchen vertraut machen. Über virtuelle Tutorials bekommen Interessenten eine Anleitung, wie man mit Spaß Pfeife rauchen kann. Erfahrungsgemäß geben viele Einsteiger schnell wieder auf, weil sie das Pfeifestopfen zu umständlich finden oder weil die Pfeife ständig ausgeht.

Auch das Geschäft mit den Aktivkohlefiltern für Pfeifen und für Zigaretten-Selbstdreher will Ramsauer verstärken. Die Aktivkohlefilter mit dem Markennamen "Dr. Perl junior" und einem Durchmesser von neun Millimetern kamen 1934 auf den Markt. Heute ist man in diesem Segment nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Ramsauer setzt hier ebenfalls auf "Qualität zum fairen Preis", um das Geschäftsprofil nicht zu verwässern. Für die Zukunft zeigt sich Ramsauer zuversichtlich: Der Export in rund 90 Länder entwickle sich gut. "Wir hatten schon vor der Pandemie unsere Hausaufgaben gemacht." Diesen Kurs will er nun weiterführen.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2021, Seite 70

 
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