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Schutz vor Viren-Aerosolen

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Ist die Luft rein? Geschäftsführer Thomas Fritsch testet die Wirksamkeit der Absaugung mit einem Rauchgassimulator.

Die HT Group GmbH in Heideck hat zusammen mit dem Raumfahrtspezialisten OHB System AG aus Oberpfaffenhofen ein Luftreinigungssystem entwickelt.

Es soll die Virenbelastung in größeren Räumen wie Konferenzsälen, Klassenzimmern, Warteräumen oder Altersheimen entscheidend senken. Bei der Entwicklung war von Beginn an die Virologin Ulrike Protzer eingebunden, die Professorin an der TU München ist. Sie habe wichtige Impulse gegeben, um ein funktionierendes System zu schaffen, so das Heidecker Unternehmen, das weltweit in der Gesundheitsbranche tätig ist.

Die Grundidee des Systems: Aerosole, die von Menschen ausgeschieden werden und möglicherweise mit Viren behaftet sind, bewegen sich durch die Wärmeabgabe der jeweiligen Person vorrangig nach oben. Diese Auftriebsströmung nutzt das Luftreinigungssystem aus und unterstützt die Aufwärtsbewegung, indem es die Luft im Deckenbereich über einen Ansaugkanal flächig absaugt. Dort filtert die Anlage die Luft mit speziellen Hepa-Filtern im Lüftungsschacht, reinigt sie von den kontaminierten Aerosolen und gibt sie danach gefiltert im Bodenbereich wieder ab. Auf diese Weise kann dem Unternehmen zufolge die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen verringert und die Anzahl der Personen, die sich darin aufhalten können, erhöht werden. Als Nebeneffekt würden der Raumluft dadurch auch andere störende Partikel wie Feinstaub oder Pollen entnommen. Bei der Konstruktion habe man darauf geachtet, dass das Filter-Lüftungssystem mit nur geringem baulichen Aufwand schnell eingesetzt werden kann. Für kleinere Räume oder solche, die nur geringe Deckenhöhen aufweisen, könne auf eine abgespeckte Version zurückgegriffen werden. Dabei wird auf den Absaugkanal an der Decke verzichtet und die Luft punktuell im oberen Bereich des Abluftschachtes angesaugt.

Um die Wirksamkeit solcher Anlage zu überprüfen, haben sich die Entwickler an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Göttingen gewandt. Dort wurden mit thermischen Personenmodellen und Rauchgassimulationen verschiedene Raumszenarien durchgespielt, etwa ein Klassenzimmer, ein Warteraum beim Arzt, ein Gastraum im Restaurant und ein Kinosaal. Testleiter Andreas Westhoff hält dieses Konzept für besser geeignet zum Schutz vor virenbelasteten Aerosolen als das ausschließliche Lüften per Fenster. Beim Stoßlüften mit Hilfe der Fenster werde die Luft nur seitlich verwirbelt und man fördere dadurch eher die unkontrollierte Ausbreitung von viren- oder bakterienbelasteten Aerosolen aus der Atemluft, so der Experte. Erste Anwendungsorte der Lüftungsanlagen sind z. B. Seminarräume an den Hochschulen in München und Weiden sowie der Warteraum im Impfzentrum des Landkreises Neumarkt.

Die HT Group ist seit 1963 im Innenausbau kritischer Bereiche von Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen und Pflegeheimen tätig. Die über 200 Beschäftigten entwickeln, produzieren und montieren weltweit Raumsysteme und damit zusammenhängende Komponenten. Da das Unternehmen nach eigenen Angaben beim Bau von Operationssälen und Laboren schon Erfahrung in der Reinraumtechnik gesammelt hat, habe man sich aufgrund der aktuellen Ereignisse auch mit dieser Thematik befasst.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2021, Seite 79

 
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