Telefon: +49 911 1335-1335

Gesundheitswirtschaft

In guter Kondition

Fitness_Jogger © Isbjorn/GettyImages.de

Wie hat sich die Branche in den letzten Jahren entwickelt? IHK-Studie beleuchtet Wertschöpfung und Beschäftigung.

Auf drastische Weise hat die Covid-19-Pandemie offengelegt, welche Bedeutung einer leistungsfähigen Gesundheitswirtschaft zukommt. Wie steht es um die Branche in Mittelfranken, wie hat sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt? Diesen Fragen geht eine Studie der IHK Nürnberg für Mittelfranken und des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifor in Berlin nach. Die Untersuchung mit dem Titel "Gesundheitswirtschaft in Mittelfranken" präsentiert erstmals Branchenzahlen für die Region, wobei ein Schwerpunkt auf Produktion und Handel von medizinischen Gütern liegt.

Zum Kernbereich der Gesundheitswirtschaft gehören neben den Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten u. a. die Pharmaindustrie, die Hersteller von Medizintechnik, die privaten und gesetzlichen Kranken-- und Pflegeversicherungen sowie gesundheitsrelevante Teile des Einzelhandels- und Dienstleistungssektors. Aber auch Gesundheitsgüter aus anderen Branchen zählen dazu – z. B. aus der IT-Branche (E-Health), der Ernährungswirtschaft (Functional Food) und der Wohnungswirtschaft (altersgerechtes Wohnen). Die Untersuchung, die den Zeitraum zwischen 2009 und 2018 beleuchtet (neuere Zahlen liegen nicht vor), stützt sich methodisch auf die "Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung" (GGR) des Bundeswirtschaftsministeriums. Die GGR liefert volkswirtschaftliche Kennzahlen für die Teilbereiche der Branche und bietet damit einen Einblick, wie die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen mit den wirtschaftlichen Aktivitäten zusammenhängt. Die Studie nennt Daten zu Bruttowertschöpfung, Arbeitsproduktivität und Zahl der Erwerbstätigen.

Bruttowertschöpfung: Die Gesundheitswirtschaft kann grob unterteilt werden in die drei Bereiche medizinische Versorgung, industrielle Gesundheitswirtschaft und weitere Teilbereiche. Sie kamen in Mittelfranken zusammen auf eine Bruttowertschöpfung von 7,6 Mrd. Euro, damit ist die Branche im Jahrzehnt zwischen 2009 und 2018 um durchschnittlich 4,5 Prozent jährlich gewachsen. Dieses Wachstum liegt etwas über der mittelfränkischen Gesamtwirtschaft (plus 4,1 Prozent jährlich). Deshalb wuchs auch der Anteil der Gesundheitsbranche an der gesamten Wirtschaft Mittelfrankens auf 10,6 Prozent. Damit liegt sie geringfügig über dem bayerischen und bundesweiten Durchschnitt.

Erwerbstätige: Rund 120 000 Menschen waren 2018 in der mittelfränkischen Gesundheitswirtschaft beschäftigt – das waren 11,4 Prozent aller Beschäftigten in der Region. Dieser Anteil ist niedriger als im gesamten Freistaat Bayern (15,3 Prozent) und in Deutschland (16,5 Prozent).

industrielle Gesundheitswirtschaft: Zu diesem Teilbereich werden sowohl Produktionsunternehmen (Medizintechnik, Arzneimittel, Pflegeprodukte, Sport- und Fitnessgeräte, medizinische IT sowie Forschung und Entwicklung) gezählt als auch Vertrieb und Handel mit diesen Gütern. Diese Bereiche erzielten in der Wirtschaftsregion Mittelfranken 2018 eine Bruttowertschöpfung von 1,5 Mrd. Euro – was einem Anteil von rund 19 Prozent an der gesamten Gesundheitswirtschaft entspricht. Damit liegt die Branche in Mittelfranken etwas unter dem bayerischen und deutschlandweiten Durchschnitt von jeweils rund 22 Prozent. Zudem ist dieser Wirtschaftszweig im letzten Jahrzehnt zwar deutlich gewachsen (plus rund vier Prozent jährlich), allerdings etwas schwächer als im gesamten Freistaat Bayern und im gesamten Bundesgebiet (plus sechs Prozent bzw. plus fast fünf Prozent).

Diese etwas unterdurchschnittliche Dynamik spiegelt sich auch in der Zahl der Mitarbeiter wider: 15 400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte waren in der Region bei den Betrieben in Mittelfranken tätig, was einem jährlichen Wachstum von 0,4 Prozent im zurückliegenden Jahrzehnt entsprach. In Bayern und in Deutschland war das Wachstum der Beschäftigten mit jeweils rund 2,5 Prozent deutlich stärker. Punkten können die mittelfränkischen Unternehmen der industriellen Gesundheitswirtschaft dagegen bei der Arbeitsproduktivität: Ein Beschäftigter erarbeitet eine jährliche Bruttowertschöpfung von rund 94 000 Euro – das ist deutlich mehr als im bayerischen und deutschen Durchschnitt (73 000 bzw. 78 000 Euro).

"Die überdurchschnittliche Produktivität der industriellen Gesundheitswirtschaft verdeutlicht, dass die Branche in Mittelfranken in puncto Innovationskraft vorne mit dabei ist", so Dr. Elfriede Eberl, Expertin für Innovationsmanagement und Hochschulfragen bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Allerdings sollte das etwas unterdurchschnittliche Umsatzwachstum als Aufforderung verstanden werden, beim Ausbau von Forschungsinfrastruktur und Innovationsförderung nicht nachzulassen. Ein Augenmerk müsse auch darauf gerichtet werden, die Bereiche Medizintechnik sowie medizinische Versorgung und Prävention noch besser zu vernetzen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2021, Seite 28

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick