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Bäckerei Karg

Mit Knäcke und Kanten

Bäckerei Dr. Klaus Karg © Thomas Tjiang

Dr. Klaus Karg ist mit seiner Bäckerei zum Knäcke-Spezialisten geworden.

Mit einer ganz speziellen Brotsorte hat das Schwabacher Unternehmen eine Nische in der umkämpften Backwaren-Branche besetzt.

Die Dr. Klaus Karg KG in Schwabach stellt momentan ihre Weichen für weiteres Wachstum: Schritt für Schritt nimmt sie die Produktion in ihrem neuen Erweiterungsbau in Betrieb. Mit zusätzlich rund 9 000 Quadratmetern verdoppelt sich die Produktionsfläche auf knapp 20 000 Quadratmeter. Dort fertigt der Knäcke-Bäcker künftig seine neue glutenfreie und saatenreiche Cracker-Linie. Firmenchef Dr. Klaus Karg sieht hier ein großes Potenzial: In den USA hätten sich glutenfreie Backwaren längst am Markt etabliert, in Deutschland hinke die Entwicklung noch hinterher.

Der Unternehmer bewegt sich konsequent in Spezialmärkten: "Außerhalb der Nische hätten wir keine Chance", sagt er. Deshalb hat sich der Betrieb vom klassischen Bäckereisortiment verabschiedet und konzentriert sich auf Knäcke-Varianten – im hauseigenen Wording "Knusper-Kreationen". Rund 80 verschiedene Produkte führt das Schwabacher Familienunternehmen. Allein der Klassiker Knäckebrot wird u. a. in den Sorten "Vollkorn", "Bio-Vollkorn", "Bio-Knusperzart" und "Protein" angeboten. Die Vollkorn-Version gibt es beispielsweise in den Geschmacksrichtungen "Basilikum Pesto", "Käse & Kürbiskern" oder mit exotischer Cranberry-Kokos-Note. Hinzu kommen drei Kategorien von Snacks, etwa als Version "Rosmarin Meersalz" oder "Dinkel Quinoa" in Bio-Qualität, Bio-Cracker wie "Amazing Amaranth" sowie Knabbereigebäck wie "Hütts Olive & Thymian".

"Unsere Erfolgsgeschichte konnte ich mir so nicht vorstellen", sagt der Unternehmer in dritter Generation. Sein Großvater, der Bäckermeister Hans Karg, und dessen Frau Babette eröffneten 1950 die "Fränkische Dorfbäckerei Karg" in Wolkersdorf, heute ein Gemeindeteil der Stadt Schwabach. Deren Sohn und Bäckermeister Heinz Karg übernahm 1960 den Betrieb und baute ein stattliches Filialnetz mit bis zu zwölf Geschäften auf. 1997 folgte ihm Klaus Karg. Der promovierte Betriebswirt hat zwar keine Bäckerausbildung, ist aber praktisch zwischen Mehl und Backofen aufgewachsen.

Diese Nähe zum handwerklichen Produzieren prägt bis heute sein Geschäft. Auch wenn sein Haus industrielle Größe erreicht habe, sei Bäckertradition mit dem Dreiklang solides Handwerk, Tradition und Natürlichkeit maßgeblich. Rohstoffe kauft er nach Möglichkeit regional ein und für Dinkel greift er auf die Ernte von Vertragsbauern zurück. Das sei zwar teurer, als international einzukaufen, damit wolle man aber die Landwirte in der Region unterstützen. Der Teig wird noch traditionell geknetet und bekommt Zeit, sich zu entwickeln. Sorgfalt ist auch oberstes Gebot beim Backen. Die Waren bleiben bei niedrigen Temperaturen länger als eine Stunde im Ofen und werden schonend gebacken. "Andere Knäcke-Bäcker machen das mit großer Hitze in maximal 20 Minuten", sagt der Firmenchef. Die längere Backzeit sei zwar erheblich aufwändiger und damit auch teurer. "Das Produkt hat aber einen anderen Biss und vor allem ein viel besseres Aroma", zeigt sich der 60-Jährige überzeugt. Deshalb mache er das seiner Meinung nach beste Knäckebrot der Welt.

Konzentration auf die Knäcke-Welt

Der experimentierfreudige Manager ließ den Familienbetrieb 1998 bio-zertifizieren. Zwei Jahre später startete er mit der Knäcke-Bäckerei als zweites Standbein. Ein Zufall führte ihn zum Münchner Branchentreff "Feines Essen und Trinken", den er mit einem ersten Knäcke-Großauftrag verließ. Karg testete auch süßes Brot zum Selberbacken, bot den Kunden vitaminreiche Brote an oder entwickelte Gourmet-Baguettes zum Aufbacken daheim. Doch damit landete er – anders als beim Knäckebrot – keinen Treffer in der Verbrauchergunst. 2005 folgte der Umzug in den Osten Schwabachs, um für die wachsende Nachfrage genug Platz zu haben. 2017 trennte er sich vom klassischen Bäckereigeschäft mit seinen Filialen und konzentriert sich seitdem auf die Knäcke-Welt. Zuvor hatte Karg sein Standortnetz auf bis zu zwölf Häuser in und um Schwabach ausgebaut. Damit sei man in dem hart umkämpften Markt nur einer von den Kleinen gewesen. Zudem sei das Aussterben der traditionellen Bäckereien schon voll im Gange gewesen.

Die Familienbäckerei beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Heute gehen 55 Prozent der Backprodukte insbesondere an Supermärkte und Discounter ins Ausland. Wegen der räumlichen Nähe liefert das Unternehmen hauptsächlich nach Europa, aber auch Abnehmer aus Australien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten greifen bei Dr. Karg zu. Jedes zweite Produkt findet sich als Eigenmarke der Kunden im Regal wieder. Auf diese Weise lassen sich die teuren Listungskosten bei den Supermärkten vermeiden, um überhaupt den Weg in die Läden zu finden. Der Bio-Anteil im Sortiment liegt konstant bei gut 60 Prozent.

Beim Umsatz hält sich Kommanditist Karg bedeckt: Die Entwicklung zeichne sich durch ein ziemlich kontinuierliches Wachstum aus, zuletzt habe er das Geschäft im deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Bereich abgeschlossen. Wie dieses Jahr ausgehen wird, lässt er offen. In der ersten Welle der Corona-Pandemie habe er noch spürbar vom Trend profitiert, dass verstärkt Bio-Lebensmittel gekauft werden, aber mittlerweile zeige sich eine gewisse Verunsicherung bei den Verbrauchern, die angesichts der anhaltenden Pandemie ihr Geld vorsichtig zusammenhalten. Doch Klaus Karg bleibt grundsätzlich optimistisch.

Auszeichnungen für die Sortimente

Die Sortimente werden immer wieder ausgezeichnet, etwa die Knabberlinie "Hütts", die als Vollkorn-Alternative zu Chips und Flips bei Bier und Wein gedacht ist. Das neue Produkt wurde 2019 auch gleich auf der weltgrößten Food-Handelsmesse Gulfood in Dubai gewürdigt. Die Linie erhielt den "Innovation Award" in der Kategorie "Most Innovative Organic Product". In diesem Jahr unterstreicht der Schwabacher sein Umweltengagement und bringt wiederverschließbare Verpackungen für die Knäckebrote auf den Markt. Durch das neue Verpackungskonzept wird fast ein Drittel an Plastikfolie eingespart, das Monomaterial lässt sich zudem leichter recyceln. Auch von der neuen Cracker-Linie verspricht sich Karg positive Impulse für das Geschäft, die erste Resonanz vom Markt sei gut.

Karg inszeniert seine Produktwelten auch konsequent über diverse Kanäle in den sozialen Medien. Hierfür hat er bereits vor fünf Jahren eine Social-Media-Managerin eingestellt, um im Gespräch zu bleiben und Lust auf neue Produkte zu machen. "Man hat nichts zu verlieren", sagt der umtriebige Unternehmer. Man müsse wie ein Start-up versuchen, aus Kundensicht zu denken. Wenn im Geschäft nichts vorwärts gehe, müsse man das ohne Scheuklappen anpacken.

 

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2021, Seite 58

 
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