Auszubildende engagieren sich als “Berufsberater“: Die Staatsregierung fördert das IHK-Projekt "Ausbildungs-Scouts“ weitere drei Jahre.
Azubis gehen in die Abschlussklassen und berichten den Schülerinnen und Schüler über ihre Erfahrungen in der Ausbildung: So lässt sich das Projekt "Ausbildungs-Scouts“ zusammenfassen, das der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) und das Bayerische Wirtschaftsministerium vor sechs Jahren gemeinsam ins Leben gerufen hatten. Auf diese Weise geben die Azubis anderen jungen Leuten Orientierung vor dem Start ins Berufsleben und helfen ihnen bei der Berufswahl. Nun hat Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert mitgeteilt, dass die Staatsregierung das Projekt wegen seiner Bedeutung für die duale Berufsausbildung für weitere drei Jahre fördert. Über das Bayerische Wirtschaftsministerium fließen in diesem Zeitraum 700 000 Euro in das Projekt, die bayerischen IHKs tragen rund 1,1 Mio. Euro bei.
Die Bilanz der letzten sechs Jahre kann sich sehen lassen. Sie zeigt auch die hohe Bereitschaft vieler Azubis, sich für andere junge Leute einzusetzen: Fast 4 000 Ausbildungs-Scouts aus bayerischen Betrieben haben seitdem die Vielfalt der Ausbildungsberufe und die guten Karrierechancen in den Klassenzimmern vorgestellt.
110 000 Schüler erreicht
Sie haben damit rund 110 000 Schüler im gesamten Freistaat erreicht und im persönlichen Gespräch für die Ausbildung geworben. Die Ausbildungs-Scouts führten dazu fast 5 000 Klassenbesuche durch, davon jeweils ein Viertel in Gymnasien und Realschulen, ein Drittel in Mittelschulen. Rund jeder sechste Besuch fand in Fachoberschulen, Wirtschaftsschulen oder Berufsintegrationsklassen statt.
Beeindruckend auch die Zahlen in Mittelfranken: 630 Azubis haben seit dem Start des Projekts im Jahr 2015 bei den “Ausbildungs-Scouts“ mitgemacht. In dieser Zeit besuchten sie etwa 1 800 Schulklassen und erreichten damit fast 28 000 Schülerinnen und Schüler. Derzeit betreut die IHK Nürnberg über 150 Azubis, die sich als Scouts für andere junge Leute engagieren. Die Kammer ist mit über 120 Schulen in Kontakt, die Ausbildungs-Scouts zu sich einladen. Im Schuljahr 2020/2021 fanden Besuche bei rund 300 Schulklassen mit über 2 700 Schülerinnen und Schülern statt.
In Corona-Zeiten online
Selbst die Corona-Pandemie konnte die Ausbildungs-Scouts nicht bremsen: Statt als klassische Scout-Einsätze in den Klassenzimmern liefen und laufen die Schulbesuche einfach online ab. Die etwa 45-minütigen Online-Termine werden jeweils von einer der neun bayerischen IHKs organisiert, auch die IHK Nürnberg für Mittelfranken beteiligt sich. An den Online-Informationsveranstaltungen der Ausbildungs-Scouts können alle teilnehmen, die sich für eine Berufsausbildung interessieren oder vor der Berufswahl stehen. Eine Anmeldung für die kostenlosen Veranstaltungen ist nicht nötig, zuschalten kann man sich per Smartphone, Tablet, Laptop oder PC.
Bei einer Veranstaltung mit “Ausbildungs-Scouts“ aus dem ganzen Freistaat auf Schloss Hohenkammer im Landkreis Freising waren Staatssekretär Roland Weigert und Dr. Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK), voll des Lobes für den Einsatz der Azubis in den Schulen. “Wenn es um die Frage geht, wie jungen Menschen ein guter Einstieg ins Berufsleben gelingt, sind die Ausbildungs-Scouts im wahrsten Sinne des Wortes ein Wegweiser an einer ganz entscheidenden Weggabelung. Hier tut es gut, auf die Erfahrungen aus der Praxis zu setzen – und zwar authentisch, aus erster Hand. Das ist genau die Idee, mit der wir das Projekt 2015 ins Leben gerufen haben. Es ist die perfekte Ergänzung zur Berufsorientierung an Schulen“, sagte Weigert.
Die Ausbildungs-Scouts sorgen laut BIHK-Präsident Sasse für eine bessere Berufsorientierung auf Augenhöhe – von Azubi zu Schüler. Der demografische Wandel und die zunehmende Akademisierung trügen dazu bei, dass viele Betriebe ihren Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften immer weniger decken könnten. Die Scouts seien ein wichtiges und wirksames Mittel, hier Abhilfe zu schaffen. "Denn zu viele Jugendliche denken nicht an eine Ausbildung als möglichen Start ihrer beruflichen Laufbahn oder haben überkommene Vorstellungen von vielen Lehrberufen“, so Sasse.
