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Corona-Tests

Infektionsketten brechen

Ketten brechen Durchbruch Sicherheit Fehler © JONGHO SHIN/gettyimages.de

IHK-Gremien Erlangen und Lauf: Initiative für flächendeckende Pool-Tests in Betrieben und Schulen.

Schnell und kostengünstig viele Menschen flächendeckend auf Corona testen und damit die Weiterverbreitung des Virus verhindern: Dieses Ziel hat sich eine Reihe von Akteuren in Mittelfranken vorgenommen – darunter an maßgeblicher Stelle die beiden IHK-Gremien Erlangen und Lauf. Das Problem vieler Teststrategien: Schnelltests sind zu unzuverlässig, PCR-Tests zwar sicherer, aber deutlich teurer. Eine Lösung können sogenannte Pool-Tests sein, bei denen die Proben mehrerer Menschen zusammengeschüttet und als Ganzes im Labor analysiert werden. Das spart Laborkapazitäten und Kosten, außerdem können viel mehr Menschen getestet werden.

Das Verfahren: Die Teilnehmer am Pool gurgeln am Morgen des Testtages für etwa 30 Sekunden mit Leitungswasser, füllen die Gurgellösung in zwei Röhrchen (Probe und Rückstellprobe) und bringen diese mit in den Betrieb, in die Schule oder in den Kindergarten. Die Proben aller Pool-Teilnehmer werden in einem einzigen Poolbecher zusammengeschüttet, der in ein Labor gebracht und dort am selben Tag mittels PCR-Test ausgewertet wird. Nur wenn der Test des Pool-Bechers positiv ausfällt, werden die einzelnen Rückstellproben der Teilnehmer gesondert getestet, um die Infizierten herauszufinden. Laut Prof. Dr. Andreas Burkovski, Professor für Mikrobiologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, lässt sich dieses Verfahren schnell auf viele Menschen ausweiten. Und es helfe dabei, Infizierte frühzeitig zu erkennen und damit Infektionsketten zu durchbrechen.

Seit März seien auf diese Weise allein in Erlangen bereits rund 200 000 Tests durchgeführt worden. Wissenschaftlich begleitet werden die Pool-Tests von der Universität Regensburg: Die sogenannte „WiCoVir“-Studie (Abkürzung für „Wo ist das Corona-Virus?“), an der sich auch die Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt, hat die Effizienz und die Wirksamkeit des Verfahrens bestätigt.

Dr. Thomas Wagner, Geschäftsführer der Erlanger Intego GmbH und Mitglied des IHK-Gremiums Erlangen, war einer der Initiatoren der Pool-Tests und etablierte das Verfahren in der Region Erlangen. Dabei kooperierte er mit dem Labor von Prof. Burkovski und mit einem Forschungsinstitut in Wien. Es sei gelungen, die Zahl der getesteten Personen und der teilnehmenden Betriebe rasch auszuweiten. Das Ziel, zu zeigen, wie dieses Verfahren schnell und leicht erweitert werden kann, sei somit erreicht. Nach Angaben von Knut Harmsen, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Erlangen, beteiligen sich derzeit rund 50 Unternehmen aus dem IHK-Gremiumsbezirk an den Pool-Tests.

Das Ziel der flächendeckenden Pool-Tests hat sich auch Johannes Bisping gesetzt, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Bisping & Bisping in Lauf und Vorsitzender des IHK-Gremiums Lauf. Zusammen mit zahlreichen anderen Akteuren (u. a. Unternehmer, Landratsamt, Kommunen, Krankenhaus, Apotheken) hat er ein landkreisweites, enges Testnetz geknüpft und sich dabei am Erlanger Modell orientiert. Ein wesentliches Ziel der Initiative laut Bisping: „Das Schuljahr 2021/2022 soll wieder normal werden. Deshalb wollen wir mit Beginn des Schuljahres alle betreuten Kinder bis 13 Jahre testen.“ Damit solle auch verhindert werden, dass Kinder, die häufig ohne Symptome an Corona erkranken, das Virus unbemerkt weitergeben. Weiterer Vorteil der Tests in Unternehmen: Auch Angehörige von Mitarbeitern können mitmachen, sodass der Kreis der Getesteten nochmals erweitert wird. Thomas Wagner und Johannes Bisping appellierten bei einem Pressegespräch auch an andere Landkreise, die Pool-Tests zu nutzen, und boten ihre Unterstützung an.

Ein wichtiger Partner der Initiative ist die Nürnberger Datev eG, die ein Prüflabor für die PCR-Pool-Tests aufgebaut hat und damit einen großen Beitrag für die Prüf-Infrastruktur leistet. Nach Worten von David Schöner, Leiter Facility Management bei der Datev und für das Testlabor verantwortlich, werden die Tests von fast 100 Unternehmen, Schulen, Kitas und Hochschulinstituten aus Mittelfranken im Datev-Labor ausgewertet.

 

 

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2021, Seite 28

 
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