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Innenstädte

Wie bleibt die City attraktiv?

Summer Street Adlerstraße © Kristof Göttling

Entspannen in der City: Die Adlerstraße wurde auch in diesem Jahr zur „Summer Street“ umgewandelt und bietet mehr Grün und mehr Raum für die Gastronomie.

Die IHK und die regionalen IHK-Gremien setzen sich intensiv für lebendige Innenstädte ein. Einige der Projekte.

Die „Summer Street“ in der Nürnberger Adlerstraße ist im April in die zweite Runde gegangen. Bis Oktober sind in der Straße in der Lorenzer Altstadt wieder die Gastro-Außenbereiche erweitert, freie Sitzmöglichkeiten geschaffen und Pflanzenkästen aufgestellt worden. Das Pilotprojekt soll mehr Raum schaffen für Gastronomie und Gewerbe. Gleichzeitig soll die Erreichbarkeit gewährleistet bleiben, wenngleich der Autoverkehr durch bauliche Maßnahmen eingeschränkt wird (WiM berichtete).

Für dieses Projekt der City-Werkstatt Nürnberg – einer gemeinsamen Initiative von IHK und Nürnberger Wirtschaftsreferat – stehen in diesem Jahr Fördermittel in Höhe von 75 000 Euro aus dem Sonderfonds „Innenstädte beleben“ des Bayerischen Verkehrsministeriums zur Verfügung. „Durch diese finanziellen Mittel wird eine hochwertige Gestaltung der Straße ermöglicht“, so IHK-Verkehrsexpertin Franziska Röder, die das Projekt zusammen mit der Stadt koordiniert. Man habe Anregungen und Kritik aus dem vergangenen Jahr aufgenommen und beim diesjährigen Konzept berücksichtigt. Neben Außengastronomie, Sitzmöbeln und Begrünung wird es in diesem Jahr weitere Höhepunkte geben, die Besucherinnen und Besucher in die Adlerstraße ziehen sollen (z. B. öffentliches Klavier, Open-Air-Fotoausstellung).

Technische Hochschule Nürnberg, IHK und weitere Partner arbeiten zudem seit Jahren intensiv daran, Lastenfahrräder im Lieferverkehr einzusetzen. Dadurch soll die Verkehrsbelastung in den Innenstädten reduziert und die Zustellung auf der sogenannten „letzten Meile“ bis zur Übergabe an die Empfänger optimiert werden. Prof. Dr. Ralf Bogdanski, der das Projekt an der TH leitet, wird in diesem Jahr einen weiteren Aspekt angehen: Untersucht wird, inwieweit innerstädtische Bushaltestellen als neuralgische Punkte für den Lieferverkehr per Lastenfahrrad genutzt werden könnten.

Auch in Ansbach üben das dortige IHK-Gremium (IHKG) und die Stadt den Schulterschluss, um die Innenstadt weiterzuentwickeln und als Einkaufsort noch attraktiver zu machen. IHKG-Vorsitzender Dieter Guttendörfer und Oberbürgermeister Thomas Deffner haben gemeinsam alle interessierten Akteure zu einem Gedankenaustausch und zur Einrichtung einer „City-Werkstatt Ansbach“ eingeladen. Ein wichtiger Grund für die Initiative ist die seit zwei Jahren anhaltende Corona-Pandemie, die insbesondere Handel, Dienstleistung, Gastronomie und Hotellerie hart getroffen hat. Von der Corona-Krise habe vor allem der Online-Handel profitiert, während der familiengeführte Einzelhandel weiter ins Hintertreffen geraten sei, ergänzt Karin Bucher, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ansbach. Deshalb drohten weitere Leerstände und damit eine zunehmende Verödung der Innenstädte. Diesem Trend wolle man in Ansbach mit der neuen Initiative entgegenwirken und für neue Impulse sorgen.

An einem virtuellen Auftakttreffen nahmen am 17. März rund 40 Interessenten aus Handel, Gastronomie und Kultur sowie Bürgerinnen und Bürger teil. Bei einem weiteren Treffen Ende April wurden von den Anwesenden schon konkrete Projektideen vorgeschlagen, an denen nun weitergearbeitet werden soll: Für neue Ansichten auf die Innenstadt soll die Aktion „neue Fotomotive“ sorgen. Geplant ist, die Innenstadt beispielsweise mit aufgehängten Schirmen oder bei der Bach-Woche im kommenden Jahr mit aufgehängten Musiknoten zu gestalten. Die dabei entstehenden Fotomotive sollen für Reichweite in zahlreichen klassischen und sozialen Medien sorgen und auf diese Weise Werbung für die Ansbacher Innenstadt machen. Zudem soll es auch in Ansbach die Aktion „Nette Toilette“ geben (Öffnung der Toiletten in Geschäften und in der Gastronomie auch für „Nichtkunden“).

Als weitere Idee wurde das gastronomische Angebot „Blind Date Dinner“ in die Diskussion eingebracht: Bei Abendessen sollen sich Touristen und Einheimische treffen, um den Gästen Einblicke in die Stadt und deren Geschichte zu ermöglichen. Diese persönliche Ebene soll die klassischen Stadtführungen mit den „offiziellen“ Stadtführern ergänzen, und zugleich können sich dabei Menschen aus unterschiedlichen Regionen kennenlernen.

In Rothenburg o.d. Tauber gibt es ein weiteres Projekt, um die Innenstadt zu stärken: Die IHK-Geschäftsstelle Ansbach und das IHK-Gremium Rothenburg koordinieren gemeinsam mit zahlreichen Partnern die Initiative „#WiR – Wirtschaft in Rothenburg“. Zentraler Baustein ist das Projekt „digitale Fußgängerzone“: Handel, Dienstleistungen und Gastronomie sollen dadurch motiviert werden, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und potenzielle Kunden durch Aktivitäten in Facebook, Instagram und anderen Plattformen auf sich aufmerksam zu machen.

Die IHK-Geschäftsstelle Ansbach und die regionalen IHK-Gremien bringen sich auch in anderen westmittelfränkischen Städten in die Diskussionen zur Innenstadtentwicklung und zur Stärkung von Handel und Gastronomie ein. Innovative Projekte gibt es beispielsweise in Neustadt an der Aisch (Stadtmarketing, Leerstandsmanagement, Anrufsammeltaxis, Begrünung usw.) oder in Gunzenhausen (u. a. Förderung von Lastenfahrrädern).

Auch in Erlangen sind Innenstadtentwicklung und Erreichbarkeit derzeit wichtige Themen: Ein aktueller Anlass ist die beschlossene Umwandlung der Universitätsstraße in eine Fahrradstraße. Patrick Siegler, Vorsitzender des IHK-Gremiums Erlangen, hatte kritisiert, dass die Stadt die Wirtschaft im Vorfeld der Entscheidung unzureichend eingebunden habe. Das IHK-Gremium hat deshalb zusammen mit der Kreishandwerkerschaft und dem Einzelhandelsverband das Gespräch mit Baureferent Josef Weber gesucht.

Die Wirtschaftsvertreter haben dabei einen Lösungsvorschlag vorgelegt, der zu einer praxisgerechten Lösung für die Fahrradachse in der Universitätsstraße beitragen soll. Carsten Dörfler, im IHK-Vorstand zuständig für den Themenkomplex Innenstadt: „Es ist unsere Verantwortung, konstruktive Lösungen zu finden und die Innenstadtentwicklung voranzubringen, auch wenn wir die Beteiligungsprozesse der Stadt und insbesondere der Bauverwaltung wiederholt als mangelhaft betrachtet haben.“ Das nun vorgelegte Konzept führt konkrete Maßnahmen für die einzelnen Straßenabschnitte auf (z. B. Kurzzeitparkplätze, Regelungen für Anwohner, Ladezonen, Park-Management), um die verschiedenen Interessen in Einklang zu bringen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2022, Seite 12

 
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