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Energiekrise

Wo lässt sich noch sparen?

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Die galoppierenden Energiepreise setzen allen Unternehmen zu. Wie gehen sie damit um? Beispiele aus Mittelfranken.

Im Schatten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine explodieren die Energiekosten und setzen den mittelfränkischen Unternehmen zu. Die Preissprünge bringen insbesondere Unternehmen mit energieintensiven Aktivitäten in Schieflage. Aber selbst Branchen, in denen der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten relativ niedrig ist, klagen darüber, dass die hohen Rechnungen ihre Margen auffressen. Hinzu kommt, dass sie die höheren Kosten nur bedingt an ihre Unternehmens- oder Endkunden weitergeben können. Gerade die Verbraucher, die selbst unter den hohen Energiekosten leiden, fahren wegen der hohen Inflation ihre Ausgaben herunter. Damit hat sich Hoffnung der Wirtschaft zerschlagen, dass es nach dem Abflauen der Corona-Pandemie wieder in einem normalen Modus weitergehen könnte. Einige Beispiele, wie Betriebe aus unterschiedlichen Branchen mit der Situation umgehen.

Die NürnbergMesse GmbH hat ihren Hallenbetrieb mit Präsenzveranstaltungen erfolgreich wieder aufgenommen. Die unternehmensinterne "Task Force Energie" hat angesichts des massiven Kostenanstiegs Maßnahmen entwickelt, um die Kosten im Griff zu behalten und die Versorgungssicherheit in der kalten Jahreszeit zu gewährleisten. Es wird Fernwärme von der N-Ergie AG genutzt, außerdem gibt es auf dem Areal eine eigene Gasfeuerungsanlage. Die wird so umgebaut, dass auch Heizöl als Energieträger eingesetzt werden kann. Eigens aufgebaute und befüllte Heizöltanks sorgen für die notwendige Reserve vor Ort. "Damit erhöhen wir im Winter 2022/23 die Durchführungssicherheit unserer Messen in dieser angespannten Energiemarktsituation", zeigt sich Messe-Geschäftsführer Prof. Dr. Roland Fleck zuversichtlich. Mit diesen Maßnahmen werde man den anstehenden Messe-Winter auch unter energetischen Aspekten erfolgreich gestalten. Die "Task Force Energie" hat noch weitere Einsparungen im Blick, ohne dabei die Qualität der Veranstaltungen im Messezentrum zu beeinträchtigen. Dazu könnten beispielsweise eine Senkung der Verbräuche für Licht in den Büros und Veranstaltungsbereichen sowie die leichte Reduzierung der Temperatur in den Hallen zählen. Im Zuge der im Jahr 2015 gestarteten "Energieoffensive" konnten etwa durch LED-Beleuchtung bereits rund 3,7 Mio. Kilowattstunden (KWh) Strom und damit über 1 600 Tonnen CO2 eingespart werden. Bis 2028 will sich die NürnbergMesse klimaneutral mit Energie versorgen. Kerninstrument dafür ist ein Photovoltaik-Kraftwerk mit Batterie- und Wasserstoffspeicher, für das im kommenden Frühjahr Baubeginn sein soll.

Die Flughafen Nürnberg GmbH hat sich auf dem Weg zur Klimaneutralität bereits gut in Stellung gebracht. Vor Kurzem ging eine weitere große Photovoltaik-Anlage in Betrieb, die bei schönem Wetter auch im Winter Strom liefert. Die ausgeweitete Kooperation mit dem benachbarten Betreiber eines Hackschnitzelkraftwerks sorgt für eine Gaseinsparung von bis zu 20 Prozent. Erst bei Außentemperaturen von unter fünf Grad muss auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden. Da die Brenner der Heizzentrale auch mit Heizöl betrieben werden können, schützt sich der Flughafen mit vollen Öltanks gegen einen möglichen Gasengpass.

Aber auch mit kleineren Maßnahmen rüstet sich der Albrecht Dürer Airport Nürnberg für die kalte Jahreszeit: So halten abgesenkte Temperaturen im Terminal den Energieverbrauch niedrig. Die Leuchtmittel sind in den meisten Gebäuden bereits auf LED umgerüstet, die Vorfeldbeleuchtung folgt 2023. Werbeflächen werden in Absprache mit Kunden möglichst nicht beleuchtet, auch die großen Airport-Logos auf dem Terminal und Parkhausdach bleiben dunkel. Einzelne Parkflächen und -häuser sollen in Abhängigkeit von der Auslastung schließen und dadurch ebenfalls Stromkosten einsparen.

Handel und Gastgewerbe

Auch der Einzelhandel leidet unter den hohen Energiekosten und einer erstmals zweistelligen Inflation, sodass sich die Verbraucher beim Einkauf deutlich zurückhalten. Das registriert auch der Fürther Bio-Filialist ebl-naturkost GmbH & Co. KG mit seinen 31 Standorten im Großraum. Der Strompreis hat sich laut ebl-Chef Gerhard Bickel für ihn aktuell um das Vier- bis Fünffache erhöht. Zudem gelten Bio-Lebensmittel als teurer als konventionelle Waren, was Bickel allerdings nicht gelten lassen will. Regionale Bio-Produkte hätten sich in deutlich geringerem Maße verteuert als konventionelle Waren mit hohem Transportkostenanteil, Kunstdünger und hoher technischer Verarbeitung. Bickel hat seine seit 2015 eröffneten Filialen von vorneherein auf Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit getrimmt. Der Strom wird, sofern er nicht von den eigenen Photovoltaikanlagen und von der Geothermie kommt, ausschließlich als Ökostrom bezogen. Zusätzlich erfasst Bickel regelmäßig die CO2-Bilanz der Standorte inklusive dem Arbeitsweg der Mitarbeiter. Pro Jahr werden ein bis zwei ältere Standorte modernisiert. An den neuen oder renovierten Standorten sind die technischen Einsparpotenziale aber weitgehend ausgereizt. Dennoch monitort er rund um die Uhr den Stromverbrauch. Eine kurzfristige Maßnahme ist die etwas geringere Kühlung der Gemüseräume. Auch die genutzte Abwärme zum Heizen könnte noch effizienter eingesetzt werden, die Heizung könnte man im Winter noch etwas herunterstellen. Weil teilweise sowieso Personal fehlt und offene Stellen nicht besetzt werden können, wird sogar geprüft, ob die Regelöffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr reduziert werden können, ohne dass Kunden abwandern. "Kurzfristig gibt es keine einfache Lösung", konstatiert er. "Das Beste wäre ein Strompreisdeckel", sagt er mit Blick auf die Politik in Berlin und Brüssel.

Den Allersberger Kfz-Betrieb Auto-Einmal-Eins GmbH (AEE) erreichte im Sommer die Nachricht des Gasversorgers, dass sich ab Oktober der monatliche Gasabschlag auf 8 000 Euro erhöht. Im Vergleich zum Jahr 2020 wäre das fast das Zehnfache, gegenüber dem letzten Jahr immerhin noch fünfmal mehr. Die Suche nach einem alternativen Anbieter verlief für Geschäftsführer Thomas Endres zunächst ergebnislos. Auf die ersten Anfragen erhielt er überhaupt kein Angebot. Jetzt zeichnet sich ein Vertrag ab, der "nur" noch um das Sechs- bis Siebenfache teurer sei. Über den verdreifachten Strompreis regt sich Endres schon gar nicht mehr auf. Dafür durchforstet er seinen Betrieb nach Einsparpotenzialen. Die bereits früher geplante Photovoltaikanlage bekam aus Gründen des Denkmalschutzes keine Genehmigung. Deshalb will er jetzt die Werkstatt, auf die mehr als die Hälfte des Gasverbrauchs entfällt, von der Gasversorgung abkoppeln und sie kurzfristig für ein bis zwei Jahre mit einer kompakten Hallenheizung betreiben. Die verbrennt zwar fossiles Heizöl, ist allerdings um die Hälfte effizienter. Außerdem gehe es ihm auch schlicht um Versorgungssicherheit. Schon jetzt ist klar, dass in der kalten Jahreszeit die Fahrzeugausstellung von AEE nicht beheizt wird. Die Beleuchtung ist bereits auf LED umgestellt, jetzt sollen Bewegungsmelder weiter beim Sparen helfen. Zusätzlich werden Mitarbeiter für diesen Winter in einem Büro zusammengelegt, um die Raumtemperatur effizient zu nutzen. Eigentlich hätte er nach dem staatlichen Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) Anspruch auf Beihilfen. "Ich habe mir das angeschaut, der Aufwand für die zig Seiten war zu groß, der Ausgang zweifelhaft." Seine Skepsis wurde auch dadurch genährt, dass schon die Verfahren für die Corona-Hilfen für mittelständische Unternehmen zu komplex seien: Seine Frau sei schon wochenlang mit dem Prüfprozess beschäftigt, ob AEE das erhaltene Corona-Kurzarbeitergeld tatsächlich zu Recht erhalten hat. Wer tue sich angesichts solcher Erfahrungen dann noch einen EKDP-Antrag an, fragt er rhetorisch.

Die Hotellerie hatte sich nach den harten Lockdown-Zeiten eigentlich auf Erholungskurs befunden: Im Juli 2022 wurde bayernweit bei Gästeankünften und Übernachtungen ein ähnliches Niveau wie vor Corona im Juli 2019 gezählt. Auch Sabine Powels, Chefin des Nürnberger Hotels Victoria Theodor Schuler GmbH & Co. KG, registriert bei Messegästen und privaten Reisegruppen einen "erwartbaren Nachholeffekt, das Haus ist voll". Für das nächste Jahr ist die Leiterin des alteingesessenen Hotels allerdings skeptisch: So sei das Tagungsgeschäft durch den Trend zum Video-Meeting nach wie vor verhalten, auch die privaten Gäste dürften wohl im nächsten Jahr ihr Geld zusammenhalten und weniger reisen. Dazu komme jetzt noch das Energiethema: "Es wird richtig schwierig." Der Vertrag für Ökostrom aus den Alpen läuft zum Jahresende aus, die aktuellen Angebote lägen bei über dem Zehnfachen im Vergleich zu den letzten Jahren. Dafür kritisiert sie die nicht nachvollziehbaren Mechanismen bei der Bildung des Strompreises, denn am Angebot an Wasserkraft habe sich nichts geändert. Bei der Fernwärme habe sie nur eine erste Information, dass sich die Preise um rund 70 Prozent erhöhen könnten. Deshalb agiert Powels vorsichtig: Bisher bekamen ihre Messegäste für die kommende Veranstaltung im nächsten oder übernächsten Jahr gleich ein Angebot zum Buchen. Das gehe aktuell nicht, auch wenn ihr bewusst ist, dass sich die höheren Kosten am hart umkämpften Nürnberger Hotelmarkt nicht vollständig auf die Zimmerpreise umlegen ließen. Immerhin hat sie in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben in Sachen Energieeffizienz gemacht: Innen und außen ist die ganze Beleuchtung auf LED umgestellt, die automatische Temperatursteuerung ist auf 19 Grad eingestellt. Außerdem werden die Mitarbeiter regelmäßig in den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz geschult.

Produzierendes Gewerbe

Produzierende Betriebe reagieren sehr individuell, um die Last der Energiekosten abzudämpfen. Beim Blick hinter die Kulissen stößt man beispielsweise auch auf eine Firma, die mit ihrem angepassten Schichtmodell nicht genannt werden will. Dort wird aktuell vornehmlich in Nachtschicht gearbeitet. Die entsprechenden Zuschläge bei den Lohnkosten lägen deutlich unter dem Energiepreis der Tagesschichten.

Das internationale Spielzeugunternehmen Simba-Dickie-Group kämpft an verschiedenen Fronten: Der Stammsitz der Verwaltung in Fürth-Stadeln mit seinen über 360 Mitarbeitern wird mit Gas beheizt, die Verträge laufen allerdings jetzt aus. Für die kalte Jahreszeit ist nun vor allem Sparen angesagt, berichtet Finanzvorstand Manfred Duschl. "Wir stehen mit Verwaltung, Produktion und Logistik mit dem Rücken an der Wand." Schon jetzt sind die Beschäftigten angehalten, ihr Lüftungsverhalten zu ändern und Fenster keinesfalls gekippt zu lassen. Per Reglersteuerung werden die Büros nur noch auf eine Temperatur von 19 bis 20 Grad beheizt. Zudem wird für den Winter überlegt, die Homeoffice-Regelung auszuweiten. Dann könnten Mitarbeiter in Präsenz unter Einhaltung der Corona-Regeln zusammengesetzt und andere Etagen geschlossen werden, sodass diese nicht beheizt werden müssen. Außerdem wird die Verwaltung vom 23. Dezember bis nach Silvester dicht gemacht. Eine attraktive Möglichkeit, die Heizung etwa von Gas auf Öl umzustellen, gebe es nicht.

Der Standort in Burghaslach, wo die Simba-Dickie-Group die Big-Kinderfahrzeuge wie das Bobby-Car produziert, hat bis 2024 sichere Gas- und Strompreise. "Ruft die deutsche Politik nicht die dritte Stufe des Gasnotstandes aus, dann kommen wir dort gut zurecht", so Duschl. Im thüringischen Sonneberg baut Simba-Dickie eine weitere Logistikhalle mit 5 000 Quadratmetern. Dort sorgen dann Photovoltaik und ein Luft-Wärme-Tauscher dafür, dass weniger Energie eingekauft werden muss. Glück hat das Familienunternehmen mit dem Holzspielzeughersteller Heros in der Oberpfalz: Der Standort heizt mit Sägespänen und Holzabfällen aus der Produktion und ist energetisch Selbstversorger. Der Modelleisenbahnhersteller Märklin in Göppingen, der ebenfalls der Unternehmerfamilie gehört, arbeitet mit einem gasbetriebenen Blockheizkraftwerk. Hier mussten für 2023 neue, teure Verträge geschlossen werden, daher wird kurzfristig nach Alternativen gesucht.

Mittelfristig erwägt Simba-Dickie, am Fürther Stammsitz ebenfalls auf Photovoltaik zu setzen. Duschl rechnet schon, denn für eine solche Anlage müssten die Dächer vorzeitig saniert beziehungsweise ertüchtigt werden. Er erwartet nicht, dass sich die Energiepreise nach 2023 wieder auf dem Niveau der Jahre 2019 oder 2020 einpendeln: "Das trifft jeden, deshalb müssen wir etwas tun."

Die Zurückhaltung der Verbraucher beim Konsum registriert auch die Nürnberger Schanzenbräu GmbH & Co. KG etwa auf dem Nürnberger Altstadtfest, das zusätzlich noch von nasskaltem Wetter begleitet wurde. Vor diesem Hintergrund sind für Schanzenbräu-Chef Stefan Stretz die "Energiepreise der absolute Wahnsinn". Für Gas muss der Unternehmer 70 000 Euro mehr bezahlen, beim Strom droht eine Verzehnfachung des Preises. Aber glücklicherweise läuft der aktuelle günstige Vertrag noch länger.

Dabei hat die Brauerei energetisch ihre Hausaufgaben gemacht: Bei dem vor sechs Jahren neu gebauten Standort an der Fürther Stadtgrenze sei kaum noch etwas zu optimieren. Die Energieeffizienz und der Automatisierungsgrad sind hoch, Wärmetauscher halten die Energie im Gebäude. Auch das Dach ist bereits für Solar vorbereitet, diese Zusatzinvestition hatte Stretz aber angesichts des damals niedrigen Gaspreises aufgeschoben. Eigentlich müsste er die Preissteigerungen für Etiketten, Flaschen, Kunststoffkästen, Desinfektionsmittel und Rohstoffe wie Malz von rund 20 bis 30 Prozent auf einen Bierkasten umlegen. Das wären – "ohne einen Cent mehr zu verdienen" – zwei Euro je Kasten. Eine Preisanhebung würde aber der Handel ebenfalls für seine Marge nutzen und den Preis noch höher ansetzen. "Das bezahlt am Ende kein Kunde mehr", fürchtet Stretz, zumal Brauereikonzerne mit Finanzpolster durch günstigere Preise einen Verdrängungswettbewerb anzetteln würden. Er sieht deshalb sogar Frankens Biervielfalt in Gefahr.

Die großen Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen machen auch dem Nürnberger Familienunternehmen Brezen Kolb GmbH das Leben schwer. Der langfristige Gasvertrag, um haustypisch die Brezen in den Steinöfen zu backen, läuft im Dezember aus. "Jetzt droht uns eine Verachtfachung beim Preis", fürchtet Firmenchef Peter Kolb. Er könne als Bäcker nicht noch nebenbei den Börsenmakler für Gas und Strom spielen. Um für das nächste Jahr gerüstet zu sein, durchforstet er etwa sein Sortiment: "Wir dürfen uns in Krisenzeiten nicht verzetteln und müssen alles in Frage stellen." Als erstes verschwindet die Lachsbreze aus der Auslage. Außerdem kommen alle Verkaufsstellen auf den Prüfstand, um gegebenenfalls Energiefresser auszusortieren. Am Stammsitz, an dem sich auch die Produktion befindet, wird gerade durchgerechnet, ob sich dort als Alternative ein Flüssiggastank rechnet.

Veranstaltungen, Bildung und Kultur

Auch für Dienstleister wie Bildungsanbieter, Agenturen, Ingenieurbüros, Praxen oder Kultureinrichtungen sind die Energiekosten zu einer großen Last geworden. Etwa für die durch Corona sowieso schon gebeutelte Bildungsbranche, die ausgefallene Präsenzangebote nur bedingt durch Zoom, Teams & Co. kompensieren konnte. "Es wird für kleinere Bildungsanbieter schwer", sagt Ümit Sormas. "Dabei ist Bildung angesichts des Fachkräftemangels wichtiger denn je." Sormas bietet mit dem Nürnberger Intelligenzknoten neben Nachhilfe und Schulabschlüssen zum Nachholen unter anderem auch Angebote mit Bildungs- und Teilhabegutschein für einkommensschwächere Familien an. Als Mieter herrscht bei ihm derzeit Unsicherheit. Zwar hat er sich bereits für die Gaszentralheizung auf eine Nachzahlung von 200 Prozent und auf höhere Abschläge danach eingestellt. Aber vom Vermieter sei bislang noch keine Information gekommen. Außerdem finde er derzeit keine Handwerker, die auf seine Rechnung die Technologie nachrüsten, um zeitlich gesteuert die Temperatur auf 19 Grad zu regeln.

Nürnbergs Kinobetreiber Wolfram Weber rechnet für die Kinobranche in Mietobjekten mit "harten Zeiten". Der Chef der Cinecittà Multiplexkino GmbH & Co. KG will sich mit einem ambitionierten Projekt gegen die Explosion der Energiepreise wehren. Eigentlich ist der Kinokomplex dank zweier Blockheizkraftwerke in Sachen Stromversorgung weitgehend autark. Doch weil für das benötigte Gas die Preisbindung Ende des Jahres ausläuft, befürchtet Weber statt einer Gasrechnung über 120 000 Euro dann mehr als eine Mio. Euro pro Jahr.

Der unkonventionelle Ausweg soll durch zwei kleine Wasserkraftwerke an zwei Wehren in der Pegnitz quasi direkt vor der Tür geschaffen werden. Mit dieser Investition von mehr als zwei Mio. Euro hätte das Haus dann wieder besser planbare Stromkosten abseits der Marktkapriolen. Zusätzlich sollen Maßnahmen vorgezogen werden, die eigentlich erst für 2025 geplant waren. Dazu gehören Photovoltaikanlagen, deren Genehmigung wegen des Denkmalschutzes knifflig werden könnte, sowie effizientere Lüftungssysteme mit EC-Ventilatoren und ein Niedertemperatur-Verteilsystem.

Eigentlich müssten in diesen Zeiten Energiedienstleistern, die bei der Steigerung der Energieeffizienz unterstützen, die Türen eingerannt werden. Doch Karlheinz Schroll, Geschäftsführer der Erlanger Aenea EnergieManagementSysteme GmbH, winkt ab: "Der Prophet gilt nichts im eigenen Land." Der Hersteller von Systemen für das Lastmanagement optimiert betriebliche Verbrauchstellen, sodass etwa teure Lastspitzen beim Energiebezug vermieden werden. Besonders beim elektrischen Strom sind hier oftmals beträchtliche Einsparpotenziale vorhanden. Das Kundenspektrum reicht von Altenheimen und Kantinen oder Bäckereien bis hin zur Großindustrie in den Bereichen Stahl, Aluminium oder Glas.

Statt verstärkten Neuanfragen registriert Aenea verstärktes Interesse bei Bestandskunden etwa in Sachen Stromspeichersysteme. Außerdem interessiert sich die Schwer- und Großindustrie für eine Gaslast-Optimierung. Kleineren Betrieben scheint derzeit die Zeit und das Geld zu fehlen, sich angesichts der akuten Energieprobleme noch strategisch mit dem Energiemanagement zu beschäftigen. Zwar amortisieren sich Schrolls Lösungen eigenen Angaben zufolge in der Regel nach vier bis fünf Jahren, reduzierte Lastspitzen wirken sich allerdings erst bei der Stromrechnung des Folgejahres aus.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2022, Seite 12

 
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