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Fragen an Dr. Michael Hupe

Wohin geht die Reise?

Airport Nürnberg Dr. Michael Hupe © Airport Nürnberg

Flughafen-Geschäftsführer Dr. Michael Hupe.

Was erwarten Sie nach den steigenden Verkehrszahlen im Sommer für den Herbst und Winter?

Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Nachfrage eintrübt, weil die Verbraucher natürlich angesichts der unkalkulierbaren Entwicklung der Energiepreise zurückhaltend sind. Außerdem wissen wir nicht, ob das Thema Corona im Herbst und Winter wieder akut wird. Andererseits hat der Sommer gezeigt, dass die Menschen reisen wollen. Das sehen auch viele Airlines so, weswegen wir beispielsweise unser stärkstes Winterprogramm der Geschichte Richtung Spanien haben werden. Zudem wird sich der Verkehr über die Drehkreuze stabilisieren, sodass sich durch die wieder stattfindenden Messen die Nachfrage verbessern wird. Außerdem sehen wir einen hohen Nachholbedarf beim Thema Weihnachtsmärkte. Es gibt also auch im Herbst und Winter deutlich mehr Reiseanlässe als in den beiden Vorjahren. Um die Qualität der Verkehrsanbindungen für die Region hoch zu halten, räumen wir den Airlines im Winter Preisnachlässe ein, wenn sie Strecken kontinuierlich bedienen.

Wo läuft der interkontinentale Business-Verkehr wieder rund und wo hapert es noch?

Nürnberg ist über die wichtigsten europäischen Drehkreuze mit der ganzen Welt verbunden. An den Drehkreuzen lief es im Frühjahr sehr holprig, sodass sich viele dieser Flughäfen entschlossen, ihre Kapazitäten im Sommer künstlich zu reduzieren. Das bedeutete auch für Passagiere aus der Metropolregion weniger Verbindungen und schlechte Umsteigezeiten. Für den Winter sehen wir eine deutliche Entspannung, es wird also wieder mehr Drehkreuzflüge und stabilere Flugpläne geben. Der Nordatlantik funktioniert daher zunehmend besser. Schlecht sieht die Lage Richtung Ost- und Südostasien aus. Zum einen ist die Einreise nach China aufgrund der Null-Covid-Strategie immer noch ein Roulette-Spiel. Zum anderen sind durch die Sperrung des sibirischen Luftraums einige Strecken für westliche Airlines unrentabel oder aufgrund der Umwege deutlich teurer und zeitintensiver geworden.

Wird der innerdeutsche Flugverkehr jemals ein Comeback erleben?

Diese Frage ist für den Nürnberger Markt schwer zu beantworten. Die Versuche der Eurowings, die Strecken nach Hamburg und Düsseldorf wieder ins Laufen zu bekommen, sind im letzten Winter klar gescheitert. Wichtige Player aus der Region sind bei Dienstreisen weiterhin sehr restriktiv. Bei einigen Unternehmen gibt es auch nach dem Abklingen der Pandemie klare Vorgaben bezüglich Homeoffice und Nutzung digitaler Kommunikationskanäle. Andere geben vor, dass bei Dienstreisen auf innerdeutsche Flüge verzichtet werden soll. Für innerdeutsche Strecken ist die Nachfrage durch Dienstreisen aber der relevante Faktor, Privatreisen fallen hier weniger ins Gewicht. Wenn sich die Vorgaben für Dienstreisen nicht verändern, rentieren sich neue Angebote für die Airlines nicht. Und noch etwas kommt hinzu: Die Turboprop-Flugzeuge, die sich für den Inlandsflugverkehr gut eignen, sind wegen der Pandemie vom Markt verschwunden und die Anzahl potenzieller Anbieter ist sehr gering.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2022, Seite 75

 
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