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Studienzweifler

Lieber eine Ausbildung?

Studienzweifler Beratungsabend © Klaus Leonhard

30 Studentinnen und Studenten nutzten den Beratungsabend im „Haus der Wirtschaft“.

Unzufrieden mit dem Studium? IHK und Uni Erlangen-Nürnberg informierten über Alternativen.

Should I stay or should I go“: Diese Frage stellen sich sicher viele Studentinnen und Studenten, die mit ihrem Studium unzufrieden sind. Unter diesem Motto stand deshalb ein Beratungsabend, zu dem die IHK Nürnberg für Mittelfranken in das „Haus der Wirtschaft“ eingeladen hatte. Experten von Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Arbeitsagentur und IHK zeigten „Studienzweiflern“ Alternativen zum Hochschulstudium auf. Bisher gab es ähnliche Veranstaltungen nur mit der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm mit dem Fokus auf Studienabbrecher. Beworben wurde die Veranstaltung vor allem über Social-Media-Kanäle an der FAU sowie im Hochschul-Newsletter. Die Resonanz war größer als erwartet: Rund 30 Studierende nutzten das Angebot, weshalb es nicht bei der Premiere bleiben soll und in absehbarer Zeit weitere Beratungstage stattfinden sollen.

IHK-Bildungsexperte Dr. Florian Kirchhöfer, der die Veranstaltung organisiert hatte, unterstrich, dass es nicht darum gehe, von der Hochschule „abzuwerben“, sondern individuell und ergebnisoffen zu beraten. „Studienzweifelnde und auch spätere Studienabbrecher brauchen eine passgenaue Beratung. Sie bringen oft vielfältige Kompetenzen und berufliche Potenziale mit. Andererseits wird eine systematische Beratung aber gerade von dieser Gruppe nur selten genutzt“, so Kirchhöfer. Dabei breche jeder vierte sein Bachelor-Studium ab. „Gerade auch deshalb wollen wir mit unserem Veranstaltungsformat ein größeres Bewusstsein für diese wichtigen Themen schaffen“, so Kirchhöfer.

Auch wenn der Zweifel am Studium zum Abbruch führe, sei das kein Drama, ergänzte Stefan Kastner, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Berufsbildung. Denn auch mit einer betrieblichen Ausbildung und den vielen berufsbegleitenden Qualifizierungsmaßnahmen böten sich unzählige Möglichkeiten bis hin zum Abschluss „Master Professional“. Dieser berufliche Abschluss steht auf derselben Qualifikationsstufe wie ein Master-Abschluss an der Universität, aber die Absolventen bringen schon umfangreiche Praxiserfahrung mit und verdienen bereits.

Die Studentinnen und Studenten äußerten sich sehr erfreut darüber, dass sie bei dem von der IHK initiierten Beratungsformat Hilfe bekommen. Hier einige Stimmen:

Nils (alle Namen geändert), 19 Jahre, studiert an der FAU Wirtschaftswissenschaften im dritten Semester mit dem Schwerpunkt Personalmanagement. Gewählt hat er den Studiengang, weil auch sein Vater als Betriebswirt arbeitet. „Das Studium ist für mich zu breit gefächert, es trifft nicht meinen Geschmack.“ Von der Veranstaltung erhoffte er sich, neue Perspektiven und mögliche Alternativen zu finden, da er noch keine konkrete Vorstellung hat, wie es weitergehen soll. Er will deshalb mehrere Optionen prüfen: das Studium doch fortsetzen, den Studiengang wechseln oder einen anderen Schwerpunkt wählen. Schade findet er, dass er im Vorfeld der Studienwahl keine Beratung hatte. „Mir hat dadurch die Orientierung gefehlt“, so der Student. Deshalb ist er froh, dass die IHK und die FAU mit der gemeinsamen Veranstaltung helfen, sich auch über die berufliche Ausbildung zu orientieren.

Jennifer (25) studiert im dritten Semester Wirtschaftswissenschaften. Für sie ist es das zweite Bachelor-Studium, nachdem sie bereits einen Abschluss in Medien- und Kommunikationswissenschaft gemacht hat. Sie hat auch schon Praktika im Handel und in der Industrie absolviert. Jetzt will sie klären, ob es neue Alternativen gibt. Eine Ausbildung kommt für sie jedoch nicht infrage. Die Veranstaltung fand sie dennoch „ganz toll“. Solche Angebote sollte es öfter geben.

Max (24) studiert International Business im fünften Semester. Seine Interessen sind zwar Sprachen und wirtschaftliche Zusammenhänge, aber an seinem Studiengang stört ihn der starke Fokus auf Mathematik. Deshalb überlegt er, eine Ausbildung oder ein duales Studium mit mehr Praxisbezug zu beginnen. Vorstellen könnte er sich eine Tätigkeit in Vertrieb, Consulting, Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit. „Diese Veranstaltung kommt genau richtig, um mich neu zu orientieren und meine bisherige Ausbildung auf den Prüfstand zu stellen“, so sein Fazit.

Faris (28) studiert BWL im sechsten Semester. Weil er eine Prüfung nicht bestanden hat, wird er exmatrikuliert. Jetzt überlegt er, ob er einen anderen Studiengang oder eine Ausbildung beginnen soll. Dabei ist er sich nicht sicher, ob er in Richtung Wirtschaft weitermachen will. „Eventuell käme auch eine technische Ausbildung oder ein technisches Studium infrage.“ Schade findet er, dass er vor Studienbeginn keine Beratung hatte, sondern sich selbst einlesen musste. Umso mehr ist er begeistert, dass er sich jetzt bei der Veranstaltung über weitere Wege informieren kann.

Maria (21) studiert im dritten Semester Psychologie. Sie ist sich jedoch nicht mehr „zu 100 Prozent sicher“, ob es der richtige Studiengang für sie ist. Dabei hatte sie vorher alle Fakten zum Studium recherchiert und sich vorab Vorlesungen angeschaut. Jetzt will sie Alternativen finden, sei es einen anderen Studiengang oder eine Ausbildung. „Da bin ich komplett offen“, sagt sie. Auf jeden Fall möchte sie kreativ und mit logischen Sachverhalten arbeiten. Infrage kommt für sie auch, das Studium an einer anderen Uni fortzusetzen. Da sie aus einer anderen Region kommt, wäre eine heimatnahe Hochschule für sie eine Option. Auf jeden Fall ist sie froh, dass sie sich bei dem Info-Abend „unabhängig und kompetent“ beraten lassen konnte.

Autor/in: 

(leo.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2023, Seite 30

 
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