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Gewerbeflächen

Weniger verbrauchen!

Bodenscheibe mit Baukran © Khadi Ganiev/GettyImages.de

Nachhaltig handeln und gleichzeitig die Interessen der Betriebe berücksichtigen: Vorschläge für mehr Flächeneffizienz.

Die Kommunen sind in einer schwierigen Lage: Einerseits werden Flächen gebraucht für die Erweiterung ortsansässiger Betriebe und für Neuansiedlungen. Andererseits soll der Flächenverbrauch reduziert werden – so auch das Ziel der „Flächensparoffensive“ der Bayerischen Staatsregierung. Wie kann also sorgsam mit der knappen Ressource „Fläche“ umgegangen und gleichzeitig die Entwicklung der Wirtschaft nachhaltig gestaltet werden? Die Praxis zeigt, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, „flächeneffizient“ zu handeln:

In die Höhe und multifunktional bauen

Gewerbe- und Industriegebiete sind heute oft durch eingeschossige Hallen- und Flachbauten geprägt. Das gilt für Logistikzentren entlang von Autobahnen ebenso wie für moderne Einzelhandelsbetriebe mit großen Parkflächen und für mittelständische Produktions- und Dienstleistungsunternehmen. Aber das war nicht immer so, denn früher waren Geschossbauten auch für Produktionsunternehmen üblich. Eine solche kompakte und flächeneffiziente Bauweise gewinnt heute unter dem Aspekt des Flächensparens wieder an Bedeutung. Längst ist es möglich, Gewerbeflächen mehrgeschossig und gleichzeitig funktional anzuordnen. 

Flächeneffizienz bedeutet also, dass die Flächen intensiver genutzt werden. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: Auch Produktionsgebäude werden verstärkt „in die Höhe“ gebaut. Bei der Neuansiedlung und bei der Erweiterung bestehender Unternehmensstandorte wird stärker verdichtet sowie der Parkraum durch Tiefgaragen und Parkhäuser flächenschonender gestaltet. Auf diese Weise verringert sich der Flächenbedarf und es entstehen multifunktionale Gewerbeeinheiten, die näher beieinander liegen und kurze Wege bieten. Außerdem gilt es, Flächen noch stärker multifunktional zu gestalten, indem beispielsweise Gebäudedächer zur Energieerzeugung oder als Grünflächen genutzt werden. Oder Flächen für Einzelhandel und Wohnen werden sinnvoll „gestapelt“ und miteinander kombiniert. In Gewerbegebieten könnten bestimmte Einrichtungen von den Betrieben gemeinschaftlich genutzt werden. Entscheidend dabei ist nicht allein, wieviel Fläche gebraucht wird, sondern wie die Fläche ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll genutzt wird.

Erweiterung im Bestand

Die Erweiterung von bestehenden Unternehmensstandorten sollte immer Vorrang haben. Nur wenn dies nicht möglich ist, sollte man eine Verlagerung oder die Nutzung nicht bebauter Flächen in Betracht ziehen. Die Nutzung bestehender Areale kann gelingen, indem beispielsweise vorhandene Gebäude durch Anbauten oder Aufstockungen erweitert werden oder das Betriebsgelände nachverdichtet wird. Möglich sind eine Intensivierung der Gebäudenutzung oder die Umgestaltung von Stellplätzen (z. B. Verlagerung in die Höhe oder Tiefe; Bau von Solar-Carports, um Parkflächen zusätzlich für die Energieerzeugung zu nutzen). Die Erweiterung bestehender Gebäude ist für die Betriebe auch deshalb sinnvoll, weil sie die bestehende Infrastruktur weiterhin nutzen können. Zudem lassen sich Baumaßnahmen häufig schneller und günstiger umsetzen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können am Standort bleiben. 

Brachflächen und Baulücken nutzen 

Ein großes Potenzial für die Ansiedlung neuer Unternehmen bietet auch die sogenannte Innenentwicklung – also die Nutzung von leerstehenden Gewerbeimmobilien sowie von Brachflächen und Baulücken. Diese befinden sich häufig an Standorten, an denen es bereits eine funktionierende Infrastruktur gibt. Naturgemäß sind sowohl die Anforderungen der Unternehmen an die Standorte als auch die zur Verfügung stehen Brachflächen und Baulücken sehr unterschiedlich. Deshalb müssen Angebot und Nachfrage zielgerichtet zusammengeführt werden. Einen ersten Überblick bieten das „Standortportal Bayern“ der bayerischen IHKs (https://standortportal.bayern) und die „Interaktive Kompetenzkarte“ von Invest in Bavaria, der Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern (www.invest-in-bavaria.com/info-center/interaktive-kompetenzkarte). Aber auch eine direkte Kontaktaufnahme zwischen interessierten Unternehmen und Kommunen kann dabei helfen, einen aktuellen Überblick über verfügbare Gewerbeflächen zu erhalten.

Neue Flächen nachhaltig gestalten

Wenn es wirklich keine Erweiterungsmöglichkeiten am eigenen Standort gibt oder sich bei Neuansiedlungen keine geeigneten Bestandsimmobilien finden lassen, ist die Bebauung neuer Gewerbeflächen notwendig. Aber auch hier gibt es viele Möglichkeiten, um die Immobilien – auch unter ökonomischen Gesichtspunkten – nachhaltig zu gestalten und den Flächenverbrauch zu begrenzen. Einige Beispiele:

  • Eine zentrale Maßnahme: mehrgeschossig bauen und die Dach- und Fassadenflächen multifunktional nutzen (z. B. für die Energieerzeugung). Büroräumlichkeiten lassen sich ohne Probleme „stapeln“, auch bei Produktions- und insbesondere Logistikgebäuden ist das Bauen in die Höhe heute einfacher möglich als früher. Das liegt daran, dass die Betriebsabläufe immer stärker automatisiert werden und die Güter im Betrieb seltener von Menschen bewegt werden müssen.
  • Bei den Straßen und Parkflächen sollte auf einen möglichst geringen Aufwand bei der Erschließung und eine möglichst geringe Versiegelung geachtet werden (z. B. Verringerung der Verkehrsflächen, versickerungsfähige Parkplätze sowie Rad- und Fußwege).
  • Darüber hinaus können Gemeinschaftseinrichtungen wie z. B. Kantinen oder Sozialräume gemeinsam mit anderen Unternehmen genutzt werden.           
  • In das Gesamtkonzept des Gewerbegebiets bzw. der einzelnen Gewerbeflächen sollten u. a. folgende Aspekte einfließen: intensive Begrünung, Retentionsflächen (die Wasser sammeln und damit Überschwemmungen verhindern), umweltfreundliche Baumaterialien und klimaneutrale Energieversorgung.
  • Das Gewerbeareal sollte an den öffentlichen Nahverkehr und das regionale Radverkehrsnetz angeschlossen werden, um den Beschäftigten und Besuchern eine klimaschonende Anfahrt zu ermöglichen.

Flächeneffizienz bringt viele Vorteile

Nachhaltiges Wirtschaften wird für Unternehmen bekanntlich zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor. Dabei sollte man aber nicht nur an transparente Lieferketten sowie Energie- und Materialeffizienz denken. Auch die nachhaltige Gestaltung des Unternehmensstandortes ist wichtig für das grüne Unternehmensprofil, wobei die effiziente Flächennutzung ein zentraler Faktor ist. Innovative und flächeneffiziente Konzepte können unter anderem folgende Vorteile für Unternehmen bieten:

  • wirtschaftliche Vorteile, u.a. durch geringere Grundstückskosten, Baukosten und laufende Kosten.
  • beschleunigter Planungsprozess, insbesondere wenn die Erweiterung am eigenen Standort erfolgt oder Bestandsflächen revitalisiert werden. 
  • optimierte Betriebsabläufe: Innovative Flächenkonzepte, insbesondere in Verbindung mit zunehmender Automatisierung, können dazu beitragen, betriebliche Abläufe effizienter zu machen und damit Produktionskosten zu senken.
  • Der Standort wird aufgewertet, wenn bestehende Unternehmensgebäude weiterentwickelt oder Bestandsimmobilien revitalisiert werden. Weitere Maßnahmen wie energetische Sanierungen oder Umgestaltungen des Außenbereichs verbessern die Aufenthaltsqualität. Davon profitieren auch die Beschäftigten.
  • Erweiterungsmöglichkeiten werden gesichert: Eine optimale Planung der Flächen gewährleistet, dass spätere Erweiterungen möglich sind.
  • Beitrag zur Image-Förderung: Nachhaltigkeit ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Eine nachhaltige und damit auch flächeneffiziente Gestaltung des Unternehmensstandortes ist dafür ein wichtiger Baustein.
Autor/in: 

Franziska Wurzinger und Stefanie Bojko 

Externer Kontakt:

Franziska Wurzinger und Stefanie Bojkoleiten das Flächensparmanagement der Regierung von Mittelfranken (Tel. 0981 53-1359 / 53-1553,flaechensparen@reg-mfr.bayern.de).

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2023, Seite 50

 
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